| # taz.de -- Neonazi lässt Hosen in S-Bahn runter: Haft für Nazi-Arsch | |
| > Das Amtsgericht Tiergarten verurteilt einen 33-Jährigen zu 32 Monaten | |
| > Haft, weil er eine Familie in der S-Bahn bedroht und seinen nackten | |
| > Hintern gezeigt hatte. | |
| Bild: Tatort S-Bahn: Hier beleidigte, bedrohte und erniedrigte der Neonazi eine… | |
| Christoph S. sei schockiert, sagt sein Verteidiger, nachdem vor dem | |
| Amtsgericht Tiergarten das Urteil gegen den 19-fach vorbestraften Nazi | |
| gefallen ist. 32 Monate Haft hat das Schöffengericht verhängt – wegen vier | |
| unterschiedlichen Taten. Das letzte Mal, als der 33-Jährige ins Gefängnis | |
| musste, hatte er wesentlich mehr dafür tun müssen. Die Justiz mag sich oft | |
| sehr geduldig zeigen – für den seit 16 Jahren auffälligen Angeklagten gilt | |
| das nicht mehr. | |
| Am Nachmittag des 27. März 2015 hatte Christoph S. in der S-Bahn den | |
| deutschen Gruß entboten und „Heil Hitler“ gebrüllt, am frühen Abend dann | |
| einen Mann, der sich gegen solche Sprüche verbal zu wehren suchte, durch | |
| die S-Bahn gejagt, ihn geschlagen und getreten. | |
| Am Abend des 22. August 2015 hatte er zusammen mit Gleichgesinnten am | |
| Bahnhof Storkower Straße einen S-Bahn-Waggon der Linie S41 bestiegen. | |
| „Mann, bin ich Hacke“, will einer der Zeugen von dem Alkoholisierten | |
| vernommen haben. Ein später durchgeführter Test ergab für S. zur Tatzeit | |
| eine Blutalkoholkonzentration von 2,51 Promille, womit er gegen die | |
| Weisungen seiner Führungsaufsicht verstoßen hatte. | |
| Die beiden alkoholisierten Nazis heizten sich mit Sprüchen auf. Die | |
| vernommenen Zeugen zitieren ein Potpourri von „Alle Ausländer haben | |
| dreckiges Blut“, „Judenschlampe“ bis „Asylantenheime sollen brennen“. | |
| Sobald einer der Mitfahrenden sich dagegen wehrte, wurde er gezielt | |
| rassistisch beleidigt. Ein junger Sozialarbeiter telefonierte mit der | |
| Polizei. Die empfahl, die Notbremse zu ziehen. Dann würden sich die | |
| Sicherheitsmitarbeiter der Bahn um die Nazis kümmern. | |
| Kurz bevor er am Bahnhof Frankfurter Allee aus dem Verkehr gezogen wurde, | |
| begab sich S. zu einer ausländisch aussehenden Mutter mit zwei Kindern und | |
| präsentierte ihnen sein Gesäß und seine Genitalien. Ob er seine Verachtung | |
| noch stärker zeigte, indem er die von der Justiz nicht ermittelten Opfer | |
| sogar anpinkelte, ließ sich nicht beweisen. Nur eine Lehrerin will nahe der | |
| Gedemütigten eine Lache gesehen haben. „Die Mitreisenden waren so | |
| irritiert, dass ihre Aufnahmefähigkeit eingeschränkt war“, erklärt die | |
| Richterin. | |
| Dem Angeklagten wurde bereits viel Unterstützung wie Bewährungshilfe, | |
| Führungsaufsicht angeboten – nichts half. Bei seinen Taten war S. stets | |
| betrunken, oft hatte man ihm deswegen eine verminderte Schuldfähigkeit | |
| zugestanden. Da er sich jedoch nicht therapieren lassen möchte, soll ihm | |
| der Alkohol auch nicht mehr mildernd angerechnet werden. | |
| Zu den 32 Monaten Haft wird er noch ein paar Monate Zuschlag bekommen: Nach | |
| seinem Ekel-Auftritt in der S-Bahn hatte er auf einer Bärgida-Demonstration | |
| den Hitlergruß gezeigt, eine Wodkaflasche gestohlen und war | |
| schwarzgefahren. Im Januar hatte ihn das Amtsgericht Tiergarten dafür zu | |
| neun Monaten Haft verurteilt. S. ging dagegen in Berufung und hofft nun auf | |
| einen Strafrabatt durch das Zusammenziehen beider Strafen, die am Ende wohl | |
| rund drei Jahre betragen wird. | |
| 26 Apr 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Uta Eisenhardt | |
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