# taz.de -- Kommentar Schadenersatz von VW: Zukunftsprojekt statt Imagepflege | |
> Schadenersatz für VW-Kunden in den USA, für Deutsche aber nicht – na und? | |
> So würde das Ansehen des Konzerns auch nicht wieder steigen. | |
Bild: Teufel nochmal! | |
Da kann man schon neidisch werden als deutscher VW-Kunde: Vermutlich | |
bekommen die Leidensgenossen aus den USA einen hohen Schadenersatz für ihre | |
abgasmanipulierten Autos. Und die hiesigen Käufer sollen leer ausgehen – | |
nur weil das deutsche Recht keine schmerzhaften Schadenersatzzahlungen | |
vorsieht und sich in Bund und Land weit und breit keine Regierung findet, | |
die Volkswagen zur Ordnung ruft? | |
Das kann nicht sein. Darum überschlagen sich nun auch die Forderungen nach | |
ähnlich großzügigen Regelungen in Deutschland, nachdem die Eckpunkte einer | |
Regelung für die USA bekannt geworden sind. Sonst, so der drohende Unterton | |
von Verbraucherschützern und Autoclub, drohe ein Imageschaden. Aber wieso | |
eigentlich? | |
Der Konzern kalkuliert doch ganz gut: Er antizipiert Rechtslage, | |
Behördenverhalten und Kundenmentalität seiner jeweiligen Märkte und verhält | |
sich entsprechend. Die Anleger waren am Donnerstag denn auch zufrieden. Nix | |
mit Imageverlust. | |
Und mal im Ernst: Bei wem würde das Ansehen des Autokonzerns denn | |
eigentlich ernsthaft wieder steigen, nur weil er seinen Kunden ein paar | |
tausend Euro schenkt? Schließlich besteht sein Geschäftsmodell darin, unter | |
einem unverantwortlich hohen Ressourcenverbrauch Transportmittel | |
herzustellen, die Mobilität nur mit extremem Einsatz fossiler Energie | |
ermöglichen. Die Motormanipulation ist da nur so etwas wie ein | |
Scheinwerfer, der das überkommene Business grell ausleuchtet. | |
Daher ein Vorschlag: VW zahlt seinen Kunden gar nichts oder so wenig wie | |
möglich. Dafür aber so viel wie möglich in einen Fonds, der alternative | |
Mobilitätskonzepte erforscht und fördert. Vernetzt mit Instituten, die | |
schon Kompetenzen in Nachhaltigkeitsforschung haben. Hochkarätige | |
Wissenschaft verknüpft mit citizen science, transparent, bürgernah und | |
ökologisch. Das wäre dann mehr als Imagepflege, das wäre ein echtes | |
Zukunftsprojekt. | |
22 Apr 2016 | |
## AUTOREN | |
Heike Holdinghausen | |
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