| # taz.de -- Erste Sammelabschiebung nach Tunesien: Zurück via Flugzeug | |
| > Seit den Vorfällen in Köln will die Bundesregierung abgelehnte | |
| > Asylbewerber schneller abschieben. Das Verfahren hat jetzt begonnen. | |
| Bild: Schneller abschieben: Thomas de Maizières Vorhaben ist nun gestartet | |
| Dresden dpa | Erstmals ist ein zwischen der deutschen und der tunesischen | |
| Regierung verabredetes erleichtertes Abschiebeverfahren angewendet worden. | |
| Mit einer Chartermaschine wurden am Donnerstag vom Flughafen Leipzig/Halle | |
| aus 24 ausreisepflichtige Tunesier zurück in ihr Heimatland gebracht, wie | |
| das sächsische Innenministerium am Freitag mitteilte. Es sei die bislang | |
| größte Gruppe gewesen, die je aus Deutschland in einen Maghreb-Staat | |
| abgeschoben wurde. | |
| An Bord befanden sich 21 Tunesier aus Sachsen und je einer aus Berlin, | |
| Bayern und Niedersachsen. Sie wurden nach Enfidha im Nordosten Tunesiens | |
| gebracht. Die meisten Abgeschobenen waren laut sächsischem Innenministerium | |
| in Deutschland straffällig geworden. | |
| Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hatte das Pilotprojekt erst | |
| Anfang März im Rahmen einer Maghreb-Reise in Tunis vereinbart. Ähnliche | |
| Absprachen gibt es mit den Regierungen Algeriens und Marokkos. Bislang | |
| waren Abschiebungen in die nordafrikanischen Länder häufig gescheitert. | |
| Haupthindernis waren fehlende Ausweispapiere, bürokratische Hürden und | |
| mangelnde Kooperationsbereitschaft. | |
| Die meisten tunesischen Asylbewerber leben in Sachsen. Ende Februar waren | |
| dort 610 von ihnen ausreisepflichtig. Lediglich zwölf Tunesier wurden im | |
| ersten Quartal abgeschoben. Im Zuge des Flüchtlingszuzugs waren im | |
| vergangenen Jahr rund 26 000 Menschen aus dem Maghreb registriert worden. | |
| Die Zahl der Ausreisepflichtigen lag Ende Dezember bei über 6100. In ihr | |
| Heimatland abgeschoben wurden im ganzen Jahr aber nur 135 Marokkaner, | |
| Algerier und Tunesier. | |
| ## Was jetzt anders ist | |
| Ersatzpapiere für Pässe hätten die Herkunftsländer bisher nur nach | |
| erheblichem Aufwand und wenigen Tagen Gültigkeit ausgestellt, hieß es im | |
| sächsischen Innenministerium. Die nun von der tunesische Botschaft | |
| ausgegebenen Dokumente seien 90 Tage gültig und erstmals für eine ganze | |
| Gruppe gefertigt worden. Außerdem hätten sich die Bearbeitungszeiten zur | |
| Klärung der Identitäten, die zumeist über Fingerabdrücke erfolgt, deutlich | |
| verkürzt. | |
| Für die Abschiebung wurde ein Charterflugzeug genutzt. Bisher hatte die | |
| Regierung in Tunis auf eine Rückführung mit Linienflügen bestanden. Als | |
| Obergrenze waren 25 Ausreisepflichtige pro Flug verabredet worden. | |
| Im Vergleich zu den anderen nach Deutschland kommenden Flüchtlingen machen | |
| die Maghrebiner nur einen kleinen Teil aus. Im Januar lag er bei 4,2 | |
| Prozent. Die Anerkennungsquote für tunesische Asylbewerber liegt bei 0,2 | |
| Prozent, bei Algeriern bei 1,7 und bei Marokkanern bei 3,7 Prozent. | |
| Nach den Vorfällen während der Silvesternacht in Köln, bei denen vor allem | |
| Nordafrikaner Frauen bedrängt, beraubt, sexuell belästigt oder missbraucht | |
| haben sollen, hatte die Bundesregierung ihre Bemühungen um raschere | |
| Entscheidungen in den Asylverfahren und schnellere Abschiebungen verstärkt. | |
| Außerdem will Berlin die Maghreb-Länder zu „sicheren Herkunftsstaaten“ | |
| erklären. | |
| 8 Apr 2016 | |
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