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# taz.de -- Müllproblem in den Parks: Warten auf den Frühjahrsputz
> Frühling wird's, die Menschen strömen in die Parks. Aber wer macht den
> Dreck weg? Die Grünflächenämter sind überlastet.
Bild: Berlin ist grün, und hier ganz besonders: Blick auf den Großen Tiergart…
Die beiden Väter, die da mittags auf dem Spielplatz am alten Wasserturm in
Prenzlauer Berg sitzen und dem Nachwuchs beim Sandkuchenbacken helfen, sind
irritiert. „Wie, Gartenausstellung? Hier?“, sagt der eine und betrachtet
zweifelnd das zerzauste Strauchwerk, das sich am noch winterkahlen Hang
gegenüber dem Spielplatz festkrallt. „Bloß nicht“, sagt der andere. Der
kleine Park sei doch ohnehin immer schon so überlaufen, sobald es nun –
„hoffentlich!“, sagt er und räumt mit klammen Fingern das Sandspielzeug ein
– wieder wärmer werde. „Das Letzte, was Prenzlauer Berg braucht, ist noch
ein Hot Spot.“
Hot Spot ist vielleicht auch ein wenig zu hoch gegriffen für das, was der
Bezirk und die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung nicht nur am
Wasserturm im Pankow, sondern in insgesamt 20 Berliner Parks planen.
Anlässlich der Internationalen Gartenausstellung (IGA) im kommenden Jahr
sollen sie zu „Berlins grünen Orten“ werden – quasi Außenposten der IGA,
die vor allem in den Gärten der Welt und am Kienberg in Marzahn-Hellersdorf
stattfindet. Klassiker wie der Große Tiergarten und der Treptower Park
stehen auf der Liste, aber auch bisher eher blinde Flecken in der
öffentlichen Wahrnehmung: das Lindenufer in Spandau, der Franckepark in
Tempelhof-Schöneberg.
Im Park am Wasserturm etwa sollen die Geräte auf dem Spielplatz erneuert
werden, erklärt Baustadtrat Holger Kirchner (Grüne). Zudem solle die
Bepflanzung mit Weinreben am Hang hoch zum Wasserspeicher ausgeweitet
werden – an einigen Stellen ist die Erde abgerutscht, das sieht nicht gut
aus, findet auch der Baustadtrat.
Dass sich das eher nach Notfallsanierung als nach Gartenschau-Außenposten
anhört, lässt Kirchner nicht gelten: „Am Wasserturm hat man eine
Grünfläche, man hat Stadtgeschichte, man hat Weinanbau – das ist doch
großartig.“ Im Übrigen gebe es für geneigte Gartenschau-Besucher einen
sicher sehr schönen Info-Flyer zu dem Ort.
Die beiden Väter beeindruckt das wenig. „Was wir hier eher brauchen, ist
die Stadtreinigung.“ Die komme viel zu selten, dabei wisse doch jeder, dass
die Fläche oberhalb des Spielplatzes beliebt beim Partyvolk ist. „Da sieht
es dann jeden Montag aus wie Sau.“
## Von Lämmern und Krähen
Tatsächlich müssen die Berliner Parks einiges aushalten – denn sobald es
wärmer wird, schwärmen die Menschen aus. Und dann ist es nur noch eine
Frage der Zeit, bis die Grillschwaden gen Himmel ziehen. Die Zeiten indes,
in denen man im Tiergarten ein ganzes Lamm am Spieß braten konnte, sind
vorbei. Besonders beliebt für derlei Aktivitäten war früher die Wiese
gegenüber dem Schloss Bellevue. Mittlerweile darf im Tiergarten gar nicht
mehr gegrillt werden. Mitte erlaubt es nur noch im Monbijou-Park, und auch
die restlichen Bezirke haben strikte Regeln.
Bisher war es allein den Mitarbeitern der Grünflächenämter überlassen, den
Dreck wegzumachen, der an schönen Wochenenden anfällt. Aber die kommen
oftmals nicht mehr hinterher. „Am schlimmsten sind die Krähen“, stöhnt
einer, der mit einer Putzkolonne des Bezirksamts im Görlitzer Park
unterwegs ist. „Die reißen sogar die zugebundenen Müllsäcke auf.“
Fehlendes Personal aufgrund von Stellenstreichungen und hohem Krankenstand
und eine Umverteilung von Geldern für andere Ressorts – die Parkreiniger
schaffen nur noch das Gröbste. Ein Glück, dass es die Flaschensammler gebe,
bekannte der Leiter von Mittes Straßen- und Grünflächenamt, Harald Büttner,
letzten Sommer vor Journalisten. „Ohne sie würde der Lustgarten aussehen
wie eine Altglasdeponie.“
## Auf der orangenen Liste
Inzwischen hat auch der Senat erkannt, dass es so nicht weitergehen kann.
Ab Juni übernimmt die Berliner Stadtreinigung (BSR) in ausgewählten Parks
die Säuberungsarbeiten, die Kosten trägt das Land – wird aber dafür an der
Gewinnausschüttung der BSR beteiligt. Zwölf Parks in zehn Bezirken haben
die Orangen auf der Reinigungsliste. Der Görlitzer Park in Kreuzberg gehört
dazu. Ausgewählt habe man Orte, die besonders in Anspruch genommen würden,
sagt ein Sprecher der Finanzverwaltung.
Nicht darunter allerdings auch Orte, die man als gesetzt hätte annehmen
können: der Mauerpark in Prenzlauer Berg etwa. Und auch die Väter vom
Wasserturmplatz haben Pech – ihr Park soll zwar grüner werden, geputzter
allerdings nicht.
19 Apr 2016
## AUTOREN
Anna Klöpper
Plutonia Plarre
## TAGS
IGA 2017
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