# taz.de -- Vergewaltigungsvorwurf von Kesha: Hinter geschlossenen Türen | |
> Popsängerin Kesha versucht sich aus einem Vertrag mit ihrem Produzenten | |
> Dr. Luke zu lösen. Sie wirft ihm Vergewaltigung vor. Jetzt greift sie | |
> Sony an. | |
Bild: Vor dem Sony-Hauptsitz in New York protestieren Fans für Kesha | |
Berlin taz | „Ich würde Freiheit zurückbekommen, wenn ich lügen würde. Ich | |
würde mich öffentlich entschuldigen und erklären müssen, dass ich nie | |
vergewaltigt wurde“, [1][postet die Popsängerin Kesha auf Instagram.] So | |
sei es ihr hinter geschlossenen Türen angeboten worden, doch sie würde | |
niemals die Wahrheit zurücknehmen. Eher würde sie ihre Karriere ruinieren, | |
als jemals wieder für ein Monster zu lügen, schreibt sie weiter auf dem | |
Social-Media-Portal. Was genau die angebotene Freiheit beinhaltet, lässt | |
die Sängerin offen, doch es liegt nahe, dass sie sich auf einen Streit mit | |
ihrem Produzenten Dr. Luke (Lukasz Gottwald) und Sony bezieht, den sie | |
führt, um ihre Musik unabhängig von deren Firmen zu veröffentlichen. Anlass | |
für ihren Wunsch nach Trennung von ihrem Produzenten ist ihr Vorwurf gegen | |
Dr. Luke, sie jahrelang emotional und sexuell missbraucht zu haben. | |
Erst vor einem Monat hatte Kesha vor Gericht einen Prozess gegen Dr. Luke | |
verloren, mit dem sie eine einstweilige Verfügung gegen ihn durchsetzen | |
wollte, um sich aus dem Vertrag mit ihm zu lösen. Die Richterin begründete | |
ihre Entscheidung gegen die Klage damit, die Sängerin hätte ihre Vorwürfe | |
nicht mit Belegen wie Krankenhausberichten nachweisen können. Doch | |
emotionaler und sexueller Missbrauch lässt sich nicht in jedem Fall | |
medizinisch nachweisen, häufig erstatten die Opfer aus Scham keine Anzeige, | |
oft geht die Polizei Hinweisen nicht ausreichend nach. | |
Die Richterin zwingt Kesha mit ihrer Entscheidung dazu, weiterhin mit einem | |
mutmaßlichen Vergewaltiger zusammenzuarbeiten. Das Label Sony, zu dem die | |
Firma von Dr. Luke gehört, ließ verlautbaren, es würde alles alles in | |
seiner Macht stehende tun, um die Sängerin zu unterstützen, sei aber | |
rechtlich nicht in der Lage, den Vertrag mit ihr zu lösen. Hat es deshalb | |
jetzt eine neue Strategie „hinter geschlossenen Türen“ entwickelt? | |
Wenn Kesha nicht auf diese Strategie eingeht und zukünftig nicht mit Dr. | |
Luke produzieren will, muss sie sich also gerichtlich gegen ihn | |
durchsetzen. Ohne die Möglichkeit, mit anderen Firmen neue Songs zu | |
produzieren, sei Keshas Karriere am Ende, so der Anwalt der Sängerin. Die | |
Fans der Sängerin rufen auch deshalb schon seit Monaten [2][auf Twitter | |
unter #FreeKesha zu ihrer Unterstützung auf]. Nach dem verlorenen | |
Gerichtsprozess hatten sich mehrere prominente Sänger_innen für sie | |
ausgesprochen: Miley Cyrus und Adele stellten sich auf ihre Seite, Lady | |
Gaga widmete ihr ihre Performance bei der diesjährigen Oscarverleihung und | |
Taylor Swift spendete ihr 250.000 Dollar. | |
4 Apr 2016 | |
## LINKS | |
[1] https://www.instagram.com/p/BDvyvyWO1Yu/?taken-by=iiswhoiis | |
[2] https://twitter.com/search?q=%23FreeKesha&src=tyah | |
## AUTOREN | |
Zoe Sona | |
## TAGS | |
Vergewaltigung | |
Sony | |
Lady Gaga | |
Miley Cyrus | |
Schwerpunkt #metoo | |
Taylor Swift | |
Taylor Swift | |
Polizei Berlin | |
Kurdistan | |
Postpunk | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Keshas Prozess gegen Ex-Produzent: Nicht wirklich Post-#metoo | |
Die Vergewaltigungsklage von US-Sängerin Kesha gegen ihren Exproduzenten | |
ist verjährt. Auch ihren Vertrag mit ihm darf sie nicht auflösen. | |
Neues Album von Ke$ha: Kleines popkulturelles Wunder | |
Die als Ke$ha bekannt gewordene Sängerin machte eine Reha und verklagte | |
ihren Produzenten. Executive Producer ihres neuen Albums ist sie selbst. | |
Prozess wegen sexueller Belästigung: Taylor Swift shakes it off | |
Die US-Sängerin gewinnt den Prozess wegen eines sexuellen Übergriffs. Als | |
Entschädigung forderte sie nur einen symbolischen Dollar. | |
Polizeirazzia in Berlin: Einsatz gegen Clans | |
Bestimmte arabische Großfamilien sind laut Polizei in kriminelle Strukturen | |
verwickelt. Die Ermittler tun sich schwer. Nun gab es doch „umfangreiche | |
Zeugenaussagen“. | |
Aus „Le Monde diplomatique“: „Keine Lust auf Haus, Kind, Ehemann“ | |
In der kurdischen Armee gibt es ein eigenes Frauenbataillon. Aber in der | |
Region kommt die Emanzipation nur langsam voran. | |
Neues Album von Sleater-Kinney: Feminismus fürs 21. Jahrhundert | |
Das US-Postpunk-Trio veröffentlicht mit „No Cities to Love“ ein hymnisches | |
neues Album – das die Riot Grrrl-Bewegung wieder zünden lässt. | |
Popkongress „Apocalypse Now (and then)“: Musik gewordener Optimismus | |
Drei Tage lang untersuchte eine Konferenz in Berlin das Ende der Welt in | |
der Popkultur: „Apocalypse Now (and then)“ flirtet mit der Katastrophe und | |
denkt den Untergang. |