# taz.de -- Terroranschläge in Belgien: Brüssel im Schockzustand | |
> Bei Explosionen am Flughafen und in der Metro sterben Dutzende Menschen, | |
> Hunderte werden verletzt. Weitere Attentäter sind womöglich auf der | |
> Flucht. | |
Bild: Die Rue de la Loi in Brüssel ist nach der Explosion in der Maelbeek Metr… | |
Brüssel afp/dpa/rtr/ap/taz | In der belgischen Hauptstadt Brüssel hat es | |
neben den beiden Explosionen am Flughafen auch noch eine Detonation in | |
einer Metrostation gegeben. Dabei handelt es sich um die Station Maelbeek | |
im Herzen des EU-Viertels. Die Explosion in der Metrostation ist in einer | |
gerade eingefahrenen U-Bahn ausgelöst worden. Bei den Anschlägen im | |
Flughafen gehen die Ermittler von mindestens einem Selbstmordattentäter | |
aus, so die Bundesstaatsanwaltschaft in Brüssel. | |
Laut dem Brüssler Bürgermeister Yvan Mayeur sind allein in der Metro | |
mindestens 20 Menschen umgekommen und 106 verletzt worden. Die Lage sei | |
„extrem chaotisch“. Am Brüsseler Flughafen starben elf Menschen, 81 wurden | |
verletzt, so Gesundheitsministerin Maggie De Block. | |
Die belgische Regierung hat vor einer noch immer bestehenden Gefahr durch | |
Attentäter in der Hauptstadt Brüssel gewarnt. „Wir fürchten, dass Personen | |
noch auf freiem Fuß sind“, sagte Außenminister Didier Reynders am Dienstag | |
dem Fernsehsender RTBF. Das belgische Krisenzentrum teilte mit, am Mittag | |
werde am Flughafen „ein verdächtiges Paket durch ein Sprengstoffteam der | |
belgischen Armee neutralisiert“. | |
„Wir haben einen Terroranschlag befürchtet, und es ist passiert“, sagte | |
Premier Charles Michel in einer im Fernsehen übertragenen Erklärung am | |
Dienstag. Er verurteilte die Anschläge am Flughafen und in einer | |
U-Bahn-Station im Europaviertel als „blind, gewaltsam und feige“ und | |
bestätigte, dass die Regierung die höchste Terrorwarnstufe ausgerufen habe. | |
Premier Michel rief den nationalen Sicherheitsrat zusammen. Dem Gremium | |
gehören die wichtigsten Minister der Regierung an. Die Brüsseler | |
Verkehrsbetriebe stellten den gesamten öffentlichen Nahverkehr in der | |
belgischen Hauptstadt ein. Außerdem fordert das nationale Krisenzentrum die | |
Bürger auf zu bleiben, wo sie sind. Die Polizei habe außerdem angeordnet, | |
den Jubelparktunnel sowie den Wettunnel in Richtung Zentrum zu sperren, | |
teilte die Verkehrsleitstelle Mobiris am Dienstag mit. Nach den Anschlägen | |
fahren die Taxis in der Stadt gratis. Das berichtet der belgische | |
Fernsehsender VRT. Der belgische Taxiverband Febet rief seine Mitglieder | |
über Twitter dazu auf, Menschen aus den betroffenen Gebieten zu fahren. | |
Zudem seien nach den Anschlägen beide belgische Atomkraftwerke teilweise | |
evakuiert worden. Das für den Betrieb der Anlagen nicht unbedingt | |
notwendige Personal verlasse die Kraftwerke in Doel und Tihange, sagte ein | |
Sprecher der Betreiberfirma Electrabel am Dienstag der Nachrichtenagentur | |
AFP. Mit dieser Maßnahme würden Sicherheitsanordnungen der Behörden | |
umgesetzt. | |
Am Dienstagmorgen war es gegen 8 Uhr am Flughafen zunächst zu zwei | |
Explosionen gekommen. Über dem Gebäude sah man Rauch aufsteigen. Die | |
Fenster der Ankunftshalle waren zersplittert. Die belgischen | |
Nachrichtenagentur Belga berichtet, dass Zeugen auch Schüsse und Schreie | |
auf Arabisch gehört haben wollen. | |
Der regionale Katastrophenplan ist ausgelöst worden, wie Belga unter | |
Berufung auf Provinzgouverneur Lodewijk De Witte berichtete. Die | |
zuständigen Behörden stimmten sich nun mit dem nationalen Krisenzentrum ab. | |
Die Flüge nach Brüssel-Zaventem werden umgeleitet. Der Verkehr zum | |
Flughafen ist auf Anordnung der Polizei unterbrochen. | |
Ein in Brüssel eingetroffener Passagier hat ein Bild des Schreckens | |
geschildert: „Es war furchtbar, die Decken sind eingestürzt“, sagte der aus | |
Genf angekommene Zach Mouzoun dem französischen Fernsehsender BFM. „Überall | |
war Blut, verletzte Menschen.“ Wasserleitungen seien geborsten. „Wir sind | |
über Trümmer gegangen. Es war eine Kriegsszene“, sagte der Augenzeuge. | |
Die Nato hat die Sicherheitsvorkehrungen in ihrem Hauptquartier in Brüssel | |
verschärft, das nahe dem Flughafen liegt. „Wir bleiben wachsam und | |
beobachten die Lage sehr genau“, sagt Nato-Generalsekretär Jens | |
Stoltenberg. „Wir alle stehen an diesem dunklen Tag an der Seite unseres | |
Verbündeten Belgien.“ | |
Die Anschläge galten nach den Worten von Bundesinnenminister Thomas de | |
Maiziere nicht nur Belgien, „sondern unserer Freiheit, unserer | |
Bewegungsfreiheit, der Mobilität und allen, die Teil der EU sind“. In | |
Deutschland seien die Sicherheitskräfte sensibilisiert und die | |
Schutzmaßnahmen an den Grenzen sowie an Bahnhöfen und Flughäfen verschärft | |
worden. Es gebe aber bislang keinen Hinweis auf „einen Deutschlandbezug“ | |
der Täter. Derzeit gebe es keine Informationen zu deutschen Opfern. | |
Flüge werden auch nach Frankfurt am Main umgeleitet. Deutsche Flughäfen | |
haben außerdem Flüge von und nach Brüssel gestrichen. Das teilten am | |
Dienstag unter anderem die Airports in Berlin, München oder auch Stuttgart | |
mit. | |
Bundesjustizminister Heiko Maas hat die mutmaßlichen Terroranschläge in | |
Brüssel verurteilt. „Das ist ein schwarzer Tag für Europa. Diese | |
abscheulichen Taten treffen uns alle. Wir stehen an der Seite von #Bruessel | |
und der Belgier“, [1][schrieb der SPD-Politiker am Dienstag auf Deutsch] | |
und Englisch bei Twitter. | |
Auch die Niederlande haben die Sicherheitsmaßnahmen aufgrund der Anschläge | |
in Brüssel verschärft. Das teilte die zuständige Anti-Terrorismusbehörde am | |
Dienstag in Den Haag mit. Auf den Flughäfen Amsterdam Schiphol, Rotterdam | |
und Eindhoven wurden extra Patrouillen der Grenzpolizei eingesetzt. Auch an | |
der Grenze zu Belgien werde strenger kontrolliert. | |
In Frankreich hat Staatspräsident François Hollande eine Krisensitzung | |
einberufen. Daran nahmen am Dienstag Premierminister Manuel Valls, | |
Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian und Innenminister Bernard | |
Cazeneuve teil. Dieser kündigte an, 1.600 zusätzliche Polizisten an den | |
Grenzen und in Zügen einzusetzen. Einer der Hauptverdächtigen der Pariser | |
Anschäge vom November, [2][Salah Abdeslam], war am vergangenen Freitag in | |
Brüssel verhaftet worden. | |
22 Mar 2016 | |
## LINKS | |
[1] https://twitter.com/HeikoMaas/status/712210620184186880 | |
[2] /Frankreich-will-Attentaeter-Abdeslam/!5284851 | |
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