# taz.de -- Unruhen in Uganda: Massaker mit Macheten | |
> Seit der umstrittenen Wahl ist der Westen des Landes ein Schauplatz von | |
> Morden. Wer dahintersteckt, ist ein Rätsel. | |
Bild: Flog in die Region, um sich einen Überblick zu verschaffen: Präsident Y… | |
Kampala taz | Wo sonst Touristen mit Safarijeeps langfahren, sieht es jetzt | |
aus wie im Kriegsgebiet. Seit den Wahlen im Februar ist der Westen Ugandas | |
am Fuß des Rwenzori-Bergmassivs Schauplatz von Massakern. Über 30 Menschen | |
wurden in den vergangenen Wochen in den Bezirken Bundibugyo und Kasese | |
brutal ermordet, die meisten mit Macheten zerhackt. 366 Häuser wurden | |
abgefackelt, viele Einwohner fliehen. | |
Der Gewaltausbruch ist für Uganda so alarmierend, dass Präsident Yoweri | |
Museveni am Dienstag selbst in die Region flog, um sich ein Bild zu machen. | |
Dabei trug er seine Armeeuniform, als würde er eine Frontlinie begutachten: | |
„Ich bin nicht hierhergekommen, um Politik zu machen, sondern weil Menschen | |
ihr Leben und ihr Eigentum verlieren“, erklärte er. Er rief die Bevölkerung | |
in der Bergregion auf, keine Rachefehden anzuzetteln. | |
Wer hinter den grausamen Massakern steckt, bleibt ein Rätsel. Ugandas | |
Polizeichef Kale Kayihura macht den König des traditionellen | |
Rwenzururu-Königreiches, Charles Mumbere, und dessen Leibwächtereinheit | |
verantwortlich. Dieser verneint dies und schiebt die Schuld für die Gewalt | |
den staatlichen Sicherheitsorganen zu. | |
Ugandas äußerster Westen ist schon länger ein Krisenherd. Das Königreich | |
Rwenzururu der Bakonzo-Volksgruppe wird erst seit 2009 offiziell anerkannt, | |
viele seiner Anhänger kämpften vorher im Untergrund gegen die Regierung. Im | |
Sommer 2014 starben in der Region rund 90 Menschen bei brutalen Massakern. | |
Dabei geht es vor allem um Landkonflikte zwischen den Bakonzo, die die | |
Mehrheit in der Region darstellen und vor allem vom Ackerbau leben, und | |
Minderheiten. | |
## Forderungen nach mehr Selbstbestimmung | |
Immer wieder gab es Forderungen der Bakonzo nach mehr Selbstbestimmung, ja | |
sogar nach einer unabhängigen Republik mit dem Namen Yiira, welcher auch | |
diejenigen Bakonzo angehören sollen, die jenseits der Grenze in der | |
Demokratischen Republik Kongo leben und dort Nande heißen. Präsident | |
Museveni versprach im Wahlkampf vor seiner Wiederwahl im Februar den | |
Bakonzo einen eigenen Bezirk. | |
Auf kongolesischer Seite der Grenze geht es ähnlich brutal zu. Seit 2013 | |
kommt es in der Gegend rund um die Kleinstadt Beni rund 50 Kilometer | |
westlich der Rwenzori-Berge regelmäßig zu grausamen Massakern mit Macheten. | |
Mehr als 500 Menschen wurden ermordet. Als Täter werden dort die | |
ugandischen Rebellen der ADF (Vereinigte Demokratische Kräfte) bezichtigt, | |
die sich seit über 20 Jahren in den Rwenzori-Bergen auf beiden Seiten der | |
Grenze verschanzt haben. | |
Seitdem Kongos Armee und UN-Blauhelme gegen die ADF vorgehen, ziehen sich | |
die Rebellen immer wieder über die Grenze nach Uganda zurück. Sie | |
verstecken sich im Grenzgebiet unter der Bevölkerung. | |
Die Konflikte wurden im Februar erneut angeheizt, als die Kommunalwahl im | |
Wahlbezirk Bundibugyo knapp ausfiel. Zuerst wurde der unabhängige Kandidat | |
Jolly Tibamanya zum Sieger erklärt. Die Wahlkommission ernannte jedoch den | |
Kandidaten der Regierungspartei NRM (Nationale Widerstandsbewegung), Ronald | |
Mutegeki von der Ethnie der Bakonzo, mit 300 Stimmen Vorsprung zum Sieger. | |
Daraufhin kam es zu Protesten und schließlich zu Massakern. | |
Mittlerweile sind Spezialkräfte stationiert worden, um für Sicherheit zu | |
sorgen. Der nahe Queen-Elisabeth-Nationalpark mit seinen Löwen und | |
Elefanten ist eine Touristenhochburg, gerade jetzt um die Osterzeit ist | |
Hochsaison und der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftszweig in Uganda. | |
31 Mar 2016 | |
## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
## TAGS | |
Uganda | |
Afrika | |
Konflikt | |
Kongo | |
Uganda | |
Uganda | |
Uganda | |
Öl | |
Internationaler Strafgerichtshof | |
Smartphone | |
Uganda | |
Uganda | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Unruhen in Uganda: Königspalast in Flammen | |
Ugandas Armee und Polizei zerlegen das Machtsystem eines traditionellen | |
Königs. Dessen Einfluss reicht bis ins Nachbarland Kongo. | |
Stadt der Flüchtlinge in Uganda: Jede Familie bekommt einen Acker | |
Uganda verfolgt eine liberale Flüchtlingspolitik. Aus dem Lager Nakivale | |
ist eine Stadt geworden, in der sich Flüchtlinge ein neues Leben aufbauen. | |
Innovative Wasserwirtschaft in Uganda: Der beste Dünger der Welt | |
Ausgerechnet die Ärmsten zahlten in Uganda am meisten pro Liter. Dank | |
William Muhairwe gibt es nun auch in den Slums sauberes Trinkwasser. | |
Ölstreit in Uganda und Panama Papers: Keine einfache Rechnung | |
Die Enthüllungen zeigen, dass auch die Ölfima Heritage Oil gelistet ist. | |
Der Konzern führte einen jahrelangen Rechtsstreit mit Uganda. | |
Bemba-Urteil beim ICC: Der Krieg um Bangui | |
Worum es bei Jean-Pierre Bembas Einsatz in der Zentralafrikanischen | |
Republik 2002-03 ging. | |
Arbeitsbedingungen in Ruanda: Fair und dreckig | |
Fairphone kauft demnächst das Metall Wolfram für seine Smartphones in | |
Ruanda. Wird dort nun alles besser? Ein Besuch in der Mine. | |
Nach der Wahl in Uganda: Pfefferspray und Nagelbretter | |
Wer Präsident Musevenis Wahlsieg anzweifelt, bekommt Probleme. | |
Oppositionelle werden behindert oder verhaftet, Journalisten festgenommen. | |
Präsidentenwahl in Uganda: Amtsinhaber Museveni gewinnt | |
Keine Überraschung in Kampala: Der Präsident freut sich auf seine fünfte | |
Amtszeit. Wahlbeobachter sprechen von Unregelmäßigkeiten. |