# taz.de -- Bemba-Urteil beim ICC: Der Krieg um Bangui | |
> Worum es bei Jean-Pierre Bembas Einsatz in der Zentralafrikanischen | |
> Republik 2002-03 ging. | |
Bild: Sibut, Zentralafrikanische Republik, 2003: Bewohner beobachten vorbeizieh… | |
BERLIN taz | Als die ersten kongolesischen Rebellenkämpfer der von | |
Jean-Pierre Bemba geführten „Kongolesischen Befreiungsbewegung“ (MLC) am | |
26. Oktober 2002 in Bangui landeten, der Hauptstadt der | |
Zentralafrikanischen Republik, war die gesamte Region ein Gebiet von | |
Staatszerfall und Dauerkriegen. Alle Seiten begingen grausamste Verbrechen, | |
die Zivilbevölkerung war Freiwild für alle. | |
Die MLC, 1998 entstanden, beherrschte das nördliche Drittel der | |
Demokratischen Republik Kongo. In der an das MLC-Gebiet angrenzenden | |
Zentralafrikanischen Republik musste sich der gewählte Präsident Ange-Félix | |
Patassé eines Aufstands seines eigenen Armeechefs François Bozizé erwehren. | |
Bozizés Truppen, unter der Hand von der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich | |
zumindest politisch unterstützt, marschierten aus dem Norden des Landes auf | |
Bangui zu. In Ermangelung eigener schlagkräftiger Militärs trommelte | |
Patassé Hilfstruppen zusammen: Söldner aus Libyen – und eben aus dem Kongo, | |
die gefürchteten MLC-Kämpfer Bembas. | |
## Aus Bangui nach Norden ausgeschwärmt | |
Drei MLC-Bataillone, insgesamt 1.500 Mann, kamen in der | |
Zentralafrikanischen Republik zum Einsatz. Zunächst „sicherten“ sie die | |
Hauptstadt Bangui, wobei sie im nördlichen Stadtviertel PK12 viele der in | |
Den Haag zur Sprache gekommenen Verbrechen begingen. Sie schwärmten dann | |
entlang der beiden aus Bangui nach Norden führenden Fernstraßen tief ins | |
Landesinnere aus – nach Nordosten bis nach Sibut, 150 Kilometer entfernt, | |
und nach Nordwesten bis ins 300 Kilometer entfernte Bossangoa. | |
Der Einsatz nutzte nichts. Im Februar 2003 begann der Rückzug nach Bangui, | |
am 6. März der Abzug zurück in den Kongo. Am 15. März fiel die | |
zentralafrikanische Hauptstadt an Bozizés Rebellen, die letzten MLC-Kämpfer | |
verzogen sich in die Heimat. | |
Bozizé brachte der Zentralafrikanischen Republik keine dauerhafte | |
Stabilität. Fast genau zehn Jahre später wurde er selbst gestürzt – von den | |
Rebellen der muslimischen Allianz Seleka, der Verbindungen zu | |
kongolesischen Rebellen nachgesagt worden sind. Die herrschten so grausam, | |
dass das Land komplett im Chaos versankt. | |
Heute ist die Zentralafrikanische Republik Standort einer großen | |
UN-Mission, die eine schwache gewählte Regierung schützt. Patassé ist tot. | |
Bemba sitzt in Haft. Und Bozizé sitzt im Exil – angeblich in Uganda, von wo | |
aus einst Bembas MLC unterstützt worden war. | |
22 Mar 2016 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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