| # taz.de -- Ölstreit in Uganda und Panama Papers: Keine einfache Rechnung | |
| > Die Enthüllungen zeigen, dass auch die Ölfima Heritage Oil gelistet ist. | |
| > Der Konzern führte einen jahrelangen Rechtsstreit mit Uganda. | |
| Bild: Hätten die Firmen alle Steuern gezahlt, ginge es dem Land besser? So ein… | |
| KAMPALA taz | Das Drama um die zu zahlenden Steuern von Seiten der | |
| Ölgiganten ist so alt, wie der Ölfund in Uganda selbst. Dennoch liefern die | |
| [1][sogenannten „Panama Papers“] jetzt neue Beweise: Die Ölfirma Heritage | |
| Oil, gelistet an der Londoner Börse, hat ganz gezielt versucht, einer | |
| Kapitalertragssteuer auszuweichen, die Ugandas Steuerbehörde gegenüber der | |
| Firma geltend machte – und hat dafür ihren Sitz von den Bahamas nach | |
| Mauritius verlegt. Mit dem Inselstaat im indischen Ozean hat das kleine | |
| ostafrikanische Land ein Abkommen, das Investoren Steuern erleichtert, wenn | |
| sie in Uganda Geschäfte machen. | |
| Um über 400 Millionen Dollar soll Heritage demnach das arme afrikanische | |
| Land betrogen haben – so jetzt der Skandal. Immerhin: Das sind rund 10 | |
| Prozent des ugandischen jährlichen Staatshaushalts. Mit diesen Einnahmen | |
| hätten in Uganda Schulen und Krankenhäuser gebaut werden können, so das | |
| Argument – doch so einfach ist es nicht. | |
| Uganda steckt im Ölgeschäft noch in den Kinderschuhen. Seitdem die ersten | |
| Vorkommen 2006 im Albertinen-Graben entlang der Grenze zu DR Kongo entdeckt | |
| wurden, erhofft sich die Regierung einen schwarzen Geldsegen für die | |
| chronisch leere Staatskasse. Doch der blieb bislang aus: auch und vor allem | |
| wegen den ungeklärten Steuerfragen. Uganda verfolgte in seiner Ölpolitik | |
| ein Trial-und-Error-Verfahren. Das haben internationale Ölkonzerne gar | |
| nicht gerne, denn sie planen langfristig. | |
| Um den höchsten Ertrag aus der Ölgewinnung zu erzielen, so das Argument der | |
| Regierung, erhob Uganda Stück für Stück immer mehr Steuerforderungen | |
| gegenüber den ausländischen Ölinvestoren, meist im Nachhinein, nachdem | |
| sämtliche Verträge unterzeichnet waren. So auch die 30-prozentige | |
| Kapitalertragssteuer gegenüber Heritage als die Firma 2010 seine | |
| Erkundungsrechte an Tullow für 1,45 Milliarden Dollar verkaufte, um aus dem | |
| ugandischen Markt auszusteigen. | |
| ## Knatsch mit Ölfirmen | |
| Es kam zum Knatsch zwischen den beiden Ölfirmen und Ugandas Regierung. Von | |
| einer solchen Steuer sei keine Rede gewesen als die Erkundungslizenzen an | |
| die internationalen Firmen einst vergeben worden waren, so Heritages | |
| Argument. Noch dazu sei der Verkaufsvertrag auf einer Insel im Kanal | |
| entlang der französischen Küste unterzeichnet worden, also außerhalb | |
| Ugandas. Zudem sei Heritage keine ugandische Firma. Ugandas Regierung | |
| widersprach. | |
| Seitdem liegt Ugandas Ölsektor brach, weil sämtliche Akteure in | |
| komplizierten und langwierigen Gerichtsverfahren verfangen waren. Uganda | |
| und Heritage stritten sich jahrelang vor dem Londoner Schiedsgericht um die | |
| ausstehende Zahlung der rund 400 Millionen Kapitalertragssteuer. 2011 | |
| eröffnete auch Ugandas Steuergericht ein Verfahren, verurteilte Heritage | |
| zur Zahlung. Heritage und Tullow stritten sich ebenfalls vor einem Londoner | |
| Gericht darum, wer nun die Steuer auf die Verkaufssumme zahlen muss. | |
| Uganda verweigerte währenddessen Tullow, mit seinen Erkundungen | |
| fortzufahren, solange der Steuerstreit nicht gelöst sei. Daraufhin | |
| verkaufte Tullow den Großteil seiner Erkundungsrechte entnervt an die | |
| chinesische Firma CNOOC sowie den französischen Ölkonzern Total. Die | |
| Kapitalertragssteuer auf diesen Verkauf entsprach ungefähr einem Drittel | |
| des ugandischen jährlichen Staatshaushalts – eine gigantische Summe. Tullow | |
| ging gegen diese Forderungen ebenfalls wieder vor Gericht. | |
| Es dauerte Jahre, bis die Verfahren alle ausgefochten waren. Tullow und | |
| Ugandas Regierung einigten sich 2015 irgendwo in der Mitte. Heritage verlor | |
| sein Verfahren gegen Uganda vor dem internationalen UN-Handelsgericht und | |
| musste letztlich die Steuer abführen. | |
| ## Sieg für Uganda? | |
| Ein Sieg für das arme Uganda? Nicht wirklich. Ugandas Regierung rechnet | |
| schon seit Jahren mit der Ausbeute der Ölressourcen und dem damit | |
| einhergehenden Geldsegen. Aufgrund der Streitereien lag der ganze Ölsektor | |
| jahrelang brach, anderen Firmen wurden damit verschreckt, stiegen erst gar | |
| nicht ein oder zogen aus Uganda wieder ab. Noch immer fließt kein Tropfen | |
| Öl, der Bau von Raffinerien und Pipelines verzögerte sich um Jahre. | |
| Frühestens 2020 wird das erste Öl fließen, verkündete Tullow jüngst, drei | |
| Jahre später als von Uganda geplant. | |
| Ob ohne Heritages Vermeidungsstrategie in diesen vergangenen Jahren mehr | |
| Schulen und Krankenhäuser gebaut worden wären – bleibt ebenfalls fraglich. | |
| Uganda fällt im globalen Korruptionsindex jährlich um mehrere Plätze | |
| zurück, lag 2015 auf Platz 139 von 168. Analysten befürchten, dass die | |
| Korruption unmittelbar in die Höhe schnallt, sobald der erste Tropfen Öl | |
| fließt. Ob damit dann der armen Bevölkerung gedient ist – muss sich zeigen. | |
| 5 Apr 2016 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://panamapapers.sueddeutsche.de/articles/56ff9a28a1bb8d3c3495ae13/ | |
| ## AUTOREN | |
| Simone Schlindwein | |
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