| # taz.de -- Wahlen in Uganda: Inkorrekt, aber korrekt | |
| > Das Verfassungsgericht weist eine Anfechtung der Wahlen ab. Aber die | |
| > Wahlgesetze sollten reformiert werden. | |
| Bild: Die Verfassungsrichter in Uganda | |
| Kampala taz | Hunderte schwer bewaffneter Polizisten umzingeln das Oberste | |
| Gericht in Ugandas Hauptstadt Kampala, Nagelbretter versperren die Straße | |
| vor dem Gerichtsgebäude. Soldaten campen in der Nähe, um zur Not rasch | |
| einzugreifen. Sie sind auf alles vorbereitet: Viele Ugander nennen dieses | |
| Tag „Judgement Day“. | |
| Die obersten Richter das Landes verkündigen am Donnerstag das Urteil über | |
| den Ausgang der Präsidentschaftswahl vom 18. Februar, als der seit 30 | |
| Jahren amtierende Präsident Yoweri Museveni mit 61 Prozent wiedergewählt | |
| wurde. | |
| Einer seiner Herausforderer, der ehemalige Premierminister Amama Mbabazi, | |
| der mit mageren 1,4 Prozent dritter wurde, hat die Ergebnisse angefochten | |
| und ist vor Gericht gezogen: Der gelernte Jurist verlangte, die Wahlen zu | |
| annullieren, denn der Wahlgang sei „weder frei noch fair“ verlaufen und | |
| daher nicht rechtmäßig erfolgt. Hochrangige Juristen der staatlichen | |
| Universität Makerere hatten ebenso eine Petition eingereicht. | |
| 30 Tage hatten die obersten Richter Zeit, die Argumente und Beweise unter | |
| die Lupe zu nehmen. Das Urteil birgt jedoch nur wenige winzige | |
| Überraschungen. Bereits nach den Wahlen 2001 und 2006 war der | |
| Oppositionskandidat der Partei FDC (Forum für Demokratischen Wandel), Kizza | |
| Besigye, vor dasselbe Gericht gezogen – mit wenig Erfolg. | |
| Damals wie heute urteilen die Richter: Das Wahlergebnis sei rechtmäßig, | |
| denn obwohl es beweisbare Unregelmäßigkeiten gegeben habe, seien diese | |
| nicht für den Wahlausgang entscheidend gewesen. Laut Ugandas Verfassung und | |
| Wahlrecht muss von Seiten des Klägers eindeutig bewiesen werden, dass das | |
| Ergebnis anders ausgefallen wäre, hätte es jene Unregelmäßigkeiten nicht | |
| gegeben. | |
| ## Juristischer Beweis ist schwierig | |
| Doch dies juristisch zu beweisen, scheint ein Ding der Unmöglichkeit. Dies | |
| zeigt das jetzige Urteil eindeutig. Die Richter gaben zu, dass die um | |
| Stunden verspätete Auslieferung der Wahlunterlagen in die Wahllokale am | |
| Morgen der Abstimmung als „Versagen“ der Wahlkommission geltend gemacht | |
| werden muss. Auch geben sie der Klage Recht, dass der Staatssender UBC | |
| nicht allen acht Präsidentschaftskandidaten dieselbe Zeit eingeräumt habe | |
| und „einige Elemente der Polizei“ sich in die Wahlkampagnen eingemischt | |
| hatten. | |
| Doch alles in allem spiegele das Wahlergebnis den Mehrheitswillen der | |
| ugandischen Wähler wider und Museveni sei demnach der rechtmäßige Sieger. | |
| „Das Gericht muss die Frage beantworten, ob die Ergebnisse so ernsthaft | |
| beeinträchtigt wurden, dass es nicht den Willen der Wähler repräsentiert“, | |
| erklärt der Vorsitzende Richter Bart Katureebe. | |
| Die Antwort der Richter war ein klares Nein, mit einem großen „Aber“. | |
| Immerhin, das war eine Überraschung, denn laut Verfassung werden die | |
| obersten Richter vom Präsidenten eingesetzt – und zur Not auch wieder | |
| abberufen. Insofern kam die Kritik an der Wahlkommission, ebenfalls vom | |
| Präsidenten ernannt, als Tadel daher. | |
| In seinen Schlussworten fordert Richter Katureebe eine grundsätzliche | |
| Reform der Wahlgesetze, denn „der Missbrauch von staatlichen Ressourcen“ | |
| während des Wahlkampfes durch Präsident Museveni, die Oppositionskandidat | |
| Mbabazi in seiner Klage ankreidete, sei „besorgniserregend“, aber eben laut | |
| Gesetz legal. | |
| Ugandas Opposition und Zivilgesellschaft ist über das Urteil frustriert. | |
| Dies zeige einmal mehr, dass Ugandas Probleme sich nicht gerichtlich | |
| ausfechten lassen, sagt Crispy Kaheru, Vorsitzender der „Bürgerkoaltion für | |
| Wahldemokratie“ (CCEDU), eine der führenden Organisationen der | |
| Zivilgesellschaft. „Ich denke nicht, dass ein Urteil wie dieses die | |
| politische Krise in Uganda lösen kann, wir müssen andere Wege finden“. | |
| Während die Richter das Urteil verkünden, hat sich vor dem Gerichtsgebäude | |
| die Polizisten für mögliche Massenproteste gerüstet. Doch dann müssen sie | |
| Unterschlupf suchen: Ein gewaltiger Tropenregen ergießt sich über der | |
| Hauptstadt. „Letztlich entschied der Regen am Judgement Day“, twitterte ein | |
| Aktivist der Zivilgesellschaft nach dem Urteil. | |
| 31 Mar 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Simone Schlindwein | |
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