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# taz.de -- Besetzung einer Ferienwohnung in Berlin: Einbruch in die Urlaubswelt
> Ein 59-Jähriger wird bei einem vermeintlichen Einbruch erwischt. Doch
> offenbar handelt es sich um eine politische Aktion gegen Ferienwohnungen.
Bild: Manchmal kommt man auch mit Klingeln in eine Ferienwohnung rein
Anfangs liest sich die Polizeimeldung 0838 vom Mittwoch wie so viele
andere: Ein 59-Jähriger und zwei Komplizen werden dabei beobachtet, wie sie
am Dienstag gegen 16 Uhr versucht haben sollen, eine Ferienwohnung in der
Eisenbahnstraße in Kreuzberg „zu öffnen“; sie wollten wohl „den
Profilzylinder aus der Tür drehen“. Kurze Zeit später nehmen die
alarmierten Beamten den Mann in einer nahe gelegenen Markthalle fest; die
beiden vermeintlichen Komplizen entkommen. So weit, so Einbruchsversuch.
Offenbar hatten die drei aber zumindest auch etwas anderes vorgehabt. Denn
bei dem festgenommenen Mann fand die Polizei „Vermummungsmaterialien,
Papierblätter mit politischen Forderungen sowie ein 6 Quadratmeter großes
Banner“. Darauf stand: „Ferienwohnung besetzt“. Das Riesenplakat sei daf�…
gedacht gewesen, an der Fassade der Wohnung angebracht zu werden. Weitere
Details wollte ein Sprecher der Polizei nicht nennen. Eine linke Aktion
also?
Zumindest sei es sehr ungewöhnlich, dass Einbrecher großflächige Poster mit
sich tragen, erklärt der Sprecher weiter. Wohl deswegen lautet die
Überschrift der Meldung: „Nach versuchter Wohnungsbesetzung festgenommen“.
Tatsächlich kursierte in der linken Szene vergangene Woche ein Aufruf, sich
am Dienstag für die Besetzung einer Ferienwohnung zu treffen; auch das
ungefähre Ziel, die Eisenbahnstraße, wurde dabei genannt. Stellt sich nur
die Frage, ob die drei Aktivisten besonders professionell vorgegangen sind
oder besonders unbedarft. Für Ersteres spricht der Ansatz, die Wohnung
selbst aufbrechen zu wollen – und wohl auch zu können. Für Letzeres, sich
dabei erwischen zu lassen.
Schätzungsweise 10.000 bis 18.000 Ferienwohnungen werden in Berlin
angeboten, besonders in Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg. Sie sind, wenn
auch nicht die unbedingte Ursache, so zumindest ein Symbol der
Gentrifizierung, also der Verdrängung alteingesessener MieterInnen, und
damit beliebtes Ziel des Protests von linken und Anwohnerinitiativen.
Andere Gruppen fordern, die Wohnungen für Flüchtlinge bereitzustellen.
Seit gut zwei Jahren geht auch der Senat mit dem
Zweckentfremdungsverbotsgesetz dagegen vor. Würde das funktionieren,
dürften in wenigen Monaten nur noch wenige, dann immerhin legale Wohnungen
angeboten werden. Doch bei der Kontrolle kommen die Bezirke kaum hinterher;
künftig müssen Internetvermittlungsportale wie airbnb deshalb die
Eigentümer der Wohnung offenlegen.
Zuletzt hatten Mitte Januar linke Aktivisten gegen die verhassten Wohnungen
protestiert. Sie erklärten, sie hätten eine Ferienunterkunft besetzt und
daraus für einige Tage ein soziales Zentrum gemacht, wo sich betroffene
Mieter und Nachbarn austauschen und beraten lassen können. Tatsächlich
hatte eine Initiative die Wohnung gemietet – und war so auf der juristisch
sichereren Seite.
Doch das war im Wedding. In Kreuzberg wird der Kampf um die Wohnungen auch
heute noch mit härteren Bandagen ausgefochten.
30 Mar 2016
## AUTOREN
Bert Schulz
## TAGS
Ferienwohnungen
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