# taz.de -- Teilabzug Russlands aus Syrien: Militärpräsenz weiter vorgesehen | |
> In Genf wird wieder über eine politische Lösung für den Bürgerkrieg | |
> geredet. Moskau setzt nun ein Signal. Obama begrüßt dies. Die Opposition | |
> ist skeptisch. | |
Bild: BewohnerInnen der syrischen Stadt Douma halten die Nationalflagge hoch, u… | |
Washington ap | Der von Kremlchef Wladimir Putin angekündigte Teilabzug | |
russischer Truppen aus Syrien stößt international weitgehend auf | |
Wohlwollen. US-Präsident Barack Obama begrüßte den Schritt in einem | |
Telefonat mit Putin, beklagte allerdings auch anhaltende sporadische | |
Verstöße gegen die seit Ende Februar geltende Waffenruhe, wie das Weiße | |
Haus mitteilte. Auch der UN-Sicherheitsrat wertete den Moskauer Teilrückzug | |
als „positiv.“ | |
Mit der überraschenden Maßnahme will Putin nach eigenen Angaben den | |
politischen Gesprächen über die Zukunft des Bürgerkriegslandes Schub geben. | |
[1][In Genf wird seit Montag wieder über eine politische Lösung für Syrien | |
verhandelt], wo seit 2011 rund 250.000 Menschen ums Leben gekommen sind. | |
Moskau ist einer der engsten Verbündeten des syrischen Präsidenten Baschar | |
al-Assad und hatte diesen seit Herbst 2015 massiv mit Luftangriffen | |
unterstützt. Allerdings blieb zunächst offen, wie viele russische Militärs | |
ab Dienstag Syrien verlassen sollen. Die Luftwaffenbasis in Hemeimim und | |
den Marinestützpunkt in Tartus will Russland weiter nutzen, wie Putin | |
klarstellte. | |
Auch Assad machte deutlich, dass das russische Militär weiter im Land | |
präsent bleibe. Ein Vollabzug der Truppen sei nicht vorgesehen, sagte er | |
über seine Staatsmedien. Die Reduzierung der russischen Truppenstärke | |
entspreche der Situation vor Ort und der andauernden Eindämmung der | |
Kampfhandlungen. Assad würdigte die Zusammenarbeit des syrischen und des | |
russischen Militärs. Diese habe „Siege über den Terrorismus“ gebracht und | |
das Land wieder sicher gemacht. | |
## Opposition reagiert verhalten | |
Putin informierte auch Obama über seine Abzugspläne. Laut dem Kreml betonte | |
der russische Präsident die Bedeutung einer Abstimmung zwischen Washington | |
und Moskau, „um die Feuerpause zu wahren, die Lieferungen humanitärer Hilfe | |
an belagerte Siedlungen und einen effektiven Kampf gegen Terrorgruppen“ zu | |
gewährleisten. Das Gespräch zwischen Putin und Obama sei „sachbezogen und | |
offen“ verlaufen, hieß es weiter. | |
Aus dem Weißen Haus verlautete, in dem Telefonat sei es um „nächste | |
Schritte“ zur Umsetzung der Feuerpause in Syrien gegangen. Obama habe den | |
Rückgang der Gewalt gewürdigt. Zugleich habe er Putin gedrängt, die | |
syrische Regierung dazu anzuhalten, von Offensivaktionen abzusehen, die die | |
brüchige Feuerpause untergraben könnten. Zudem attestierte Obama „einige | |
Fortschritte“ bei der Bereitstellung humanitärer Hilfe für Syrer hin. | |
Allerdings erschwerten die syrischen Regierungstruppen weiterhin den Zugang | |
zu einigen Gebieten, darunter Daraja. | |
In Genf reagierte die syrische Opposition verhalten auf Putins Ankündigung. | |
Falls der Schritt dafür sorge, dass alle russischen Truppen aus Syrien | |
entfernt würden, wäre das positiv, sagte deren Sprecher Salem Al Mislet. | |
Zugleich mahnte er Putin, seinen Worten Taten folgen zu lassen, indem er | |
„sagt, dass er an der Seite des syrischen Volkes steht, nicht an der Seite | |
der syrischen Diktatur.“ | |
## Streitpunkt Assad | |
Der UN-Sondergesandte Staffan de Mistura wollte an diesem Dienstag mit | |
Vertretern der Opposition zusammentreffen. Am Vortag hatte er sich mit der | |
Delegation der Regierung getroffen. Die Konfliktparteien sind tief | |
zerstritten darüber, welche Rolle Assad künftig spielen soll. | |
De Mistura mahnte zum Auftakt Ernsthaftigkeit an. Die Verhandlungen seien | |
der „Moment der Wahrheit“. [2][Ein erneutes Scheitern der Gespräche wie im | |
Februar] könne den Konflikt noch verschlimmern, warnte de Mistura. Der | |
einzige „Plan B“ sei eine Rückkehr zum Krieg. | |
Der Bürgerkrieg in Syrien tobt seit fünf Jahren. Fast die Hälfte der 23 | |
Millionen Einwohner vor dem Krieg wurde vertrieben. Mehr als 4,8 Millionen | |
Menschen flohen ins Ausland. Zu den Leidtragenden gehören nach Darstellung | |
des UN-Hilfswerks Unicef vor allem Kinder. | |
15 Mar 2016 | |
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