Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Dividende ab 2017?: Hamburger Reederei wieder rentabel
> Hapag-Lloyd lässt die Krise hinter sich und macht erstmals seit Jahren
> Gewinn. Fast 1,4 Milliarden Steuereuro hat der Staatskapitalismus bislang
> gekostet.
Bild: „Die Ergebniswende ist geschafft“: Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Janse…
HAMBURG taz | Die Stadt Hamburg bekommt ihr Geld von der Reederei
Hapag-Lloyd zurück. Eine Dividende im nächsten Jahr stellte Vorstandschef
Rolf Habben Jansen am Mittwoch auf der Bilanzpressekonferenz für 2015 in
Aussicht. Mit der kleinen Einschränkung allerdings, „dass 2016 so gut
läuft, wie wir das erwarten“. Schwarze Zahlen konnte Habben Jansen, der
seit knapp zwei Jahren Chef der größten deutschen Containerreederei ist,
verkünden, und schwarze Zahlen prognostizierte er für die Zukunft in
ruhiger See: „Die Ergebniswende ist geschafft.“
Das werden vor allem Bürgermeister Olaf Scholz und sein Finanzsenator Peter
Tschentscher (beide SPD) gerne hören. „Wir wollen unser Geld zurück“ hatte
Scholz 2012 vor der Bürgerschaft erklärt, als die Stadt ihre Anteile an der
169 Jahre alten Traditionsreederei an der Binnenalster aufstockte. Mehr als
1,1 Milliarden Euro hat die Stadt sich die Teilverstaatlichung des
Unternehmens kosten lassen (siehe Kasten), um dessen Verkauf an
Konkurrenten in Ostasien zu verhindern und zugleich mehr als 4.000
Arbeitsplätze und das Steueraufkommen an der Elbe zu sichern.
Zusammen mit den laufenden Kreditzinsen dürfte sich das Engagement auf
inzwischen fast 1,4 Milliarden Euro erhöht haben – bislang ohne jede
Hoffnung auf eine Dividende. Aber selbst wenn es die demnächst geben
sollte, wird es „sehr lange“ dauern, wie Habben Jansen bereits im März
vorigen Jahres bei der Bilanzvorstellung 2014 einräumte, bis das
Unternehmen die Einlage der öffentlichen Hand abgestottert hat: Es dürfte,
mindestens, Jahrzehnte dauern.
Denn Hapag-Lloyd hat im Vorjahr einen Überschuss von 114 Millionen Euro
erwirtschaftet – von üppigen Renditen wäre da selbst dann keine Rede, wenn
die Reederei bereits jetzt eine Dividende ausschütten würde. Hoffnung
allein macht die Trendwende, denn jahrelang hatte das Unternehmen tiefrote
Zahlen geschrieben, allein im vorigen Jahr betrug der Verlust noch 604
Millionen Euro. Der Gewinn vor Steuern liegt sogar bei 831 Millionen Euro
gegenüber 99 Millionen Euro im Vorjahr, das sei eine Steigerung um 74
Prozent, freut sich Finanzvorstand Nicolás Burr über seine
betriebswirtschaftlichen Zahlenspiele.
Die aber sieht der Bund der Steuerzahler mit Skepsis. „Zunächst gut
klingende Zahlen“ könnten darüber hinwegtäuschen, „dass der städtische
Einstieg in die Reederei ein teures Geschäft für den Steuerzahler war“,
kommentiert der Hamburger Landesvorsitzende Lorenz Palte die Bilanz. Es sei
„unwahrscheinlich, dass die Stadt das Geld, das sie investiert hat,
irgendwann wieder erlösen kann“, glaubt er: „Die Politik hat die Wette auf
die Konjunktur verloren“, so Palte.
Habben Jansen indes setzt unverdrossen auf eine rosige Zukunft. Durch die
Fusion mit der chilenischen Frachtreederei CSAV im vorigen Jahr seien im
Umfang von rund 600 Millionen US-Dollar Kosten gesenkt und Synergien
erzielt worden. Diese Einmal-Effekte sollen mit einem Effizienzprogramm
weitergeführt werden, ohne Arbeitsplätze abzubauen. Der 49-jährige
Niederländer geht davon aus, dass künftig die historisch niedrigen
Frachtraten, die Kunden für den Transport ihrer Container zu zahlen haben,
wieder deutlich ansteigen und die Treibstoffkosten auf niedrigem Niveau
bleiben.
Zudem geht Habben Jansen davon aus, dass die aktuellen Riesenschiffe mit
einer Tragfähigkeit von rund 20.000 Containern (TEU) ihre Grenzen erreicht
haben. Das sei „das Maximum, das wirtschaftlich Sinn macht“. Hapag-Lloyd,
das ein Drittel seines Umschlags mit Lateinamerika macht, setzt deshalb auf
Frachter mit gut 10.000 TEU. Fünf neue Schiffe hat die Reederei in Auftrag
gegeben. Sie passen durch den verbreiteten Panama-Kanal, der in etwa einem
Jahr fertiggestellt sein soll, und stärken das Geschäft mit den Westküsten
Süd- und Nordamerikas.
Und deshalb geht Habben Jansen in den nächsten Jahren von einem „moderaten
Anstieg der Umsätze und Erlöse“ aus. Hapag-Lloyd werde unter den
weltgrößten Containerreedereien, so seine Prognose, „weiter zu den Top Five
zählen und langfristig profitabel sein“. Auch das werden Bürgermeister und
Finanzsenator nur zu gerne hören.
23 Mar 2016
## AUTOREN
Sven-Michael Veit
## TAGS
Hapag-Lloyd
Hamburg
Hamburg
Hapag-Lloyd
Container
Hafen
Schifffahrt
Hapag-Lloyd
Kühne und Nagel
## ARTIKEL ZUM THEMA
Riskantes Spiel der Hapag-Lloyd: Zusammen auch nicht stärker
Zukunft durch Wachstum lautet die Strategie für die Reederei Hapag-Lloyd.
Das hat Konsequenzen für das Milliarden-Engagement der Stadt Hamburg.
Hapag-Lloyd versucht's erneut mit Fusion: Synergien sind verpufft
Die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd macht nach kurzem Aufwärtstrend wieder
Verluste und hofft jetzt auf die positiven Effekte einer Fusion.
Containers Geburtstag und Abgesang: Panzerketten, Munition und Erdbeereis
Heute vor 50 Jahren wurde der erste Container in einem deutschen Hafen
entladen. Die Stahlboxen revolutionierten einst die Logistik, doch nun
endet eine Ära.
Krise in den Häfen: Das Ende des Handels
Der Weltwirtschaft stagniert: Die Bremsspuren der Globalisierung sorgen für
weniger Umschlag an der deutschen Küste
Entsorgung auf Kosten der Umwelt: Schiffe landen auf der Müllkippe
23 Schiffe deutscher Reeder sind im vergangenen Jahr unter katastrophalen
Bedingungen in Ostasien abgewrackt worden.
Zweiter Versuch an der Börse: Hapag-Lloyds Woche der Wahrheit
Der Börsengang der Großreederei muss in dieser Woche endlich klappen. Sonst
droht ihr und ihrem Großaktionär, der Stadt Hamburg, ein
Milliarden-Debakel.
Die Kühne-Story: Wie ein Traditions-Unternehmen Jubiläum feiert: Kühne&Sohn
Kühne+Nagel pflegt einen äußerst eigenwilligen Umgang mit seiner
Geschichte: Das liegt daran, dass die zugleich eine gut gehütete
Familiengeschichte ist.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.