# taz.de -- Zweiter Versuch an der Börse: Hapag-Lloyds Woche der Wahrheit | |
> Der Börsengang der Großreederei muss in dieser Woche endlich klappen. | |
> Sonst droht ihr und ihrem Großaktionär, der Stadt Hamburg, ein | |
> Milliarden-Debakel. | |
Bild: Trübe Aussichten: Hapag-Lloyd segelt auf Billig-Kurs. | |
HAMBURG taz | Es wird die Woche der Wahrheit werden für Deutschlands größte | |
Frachtreederei Hapag-Lloyd. Wenn der von voriger Woche auf kommenden | |
Freitag verschobene Börsengang erneut platzen sollte, wäre es ein Desaster | |
für das 168 Jahre alte Traditionsunternehmen von der Hamburger | |
Binnenalster. Und auch für Vorstandschef Rolf Habben Jansen, der im Sommer | |
vergangenen Jahres geholt wurde, um aus tiefroten Zahlen mattschwarze zu | |
machen. Und dafür braucht er dringend die auf 300 Millionen US-Dollar | |
veranschlagten Erlöse aus dem Aktienverkauf, um wieder handlungsfähig zu | |
werden. Denn das Ziel heißt Panama. | |
Den Börsenstart vermiest hatte Hapag-Lloyd die weltgrößte Containerreederei | |
Maersk. Just vorige Woche hatte der dänische Konzern eine Gewinnwarnung an | |
seine Aktionäre herausgegeben, und nicht jeder glaubt an einen zeitlichen | |
Zufall. Das Jahresergebnis 2015 werde „nur noch“ 1,6 Milliarden Dollar | |
betragen und somit um 600 Millionen Dollar niedriger ausfallen als geplant, | |
warnte Maersk. Grund genug für Investoren, verschreckt zu reagieren; Bei | |
Hapag-Lloyd wurden reihenweise Orders storniert. | |
Die Reederei startete die große Rabattaktion, senkte den Verkaufspreis pro | |
Aktie auf nur noch 20 bis 22 Euro und startete in Finanzkreisen eine | |
Aufklärungskampagne. Denn ihr Hauptgeschäft ist nicht, wie bei Maersk, der | |
schwächelnde Handel mit Fernost. Nach der Fusion mit der chilenischen | |
Frachtreederei CSAV zum Jahresanfang machen Nord- und Südamerika mehr als | |
die Hälfte des Geschäfts aus. | |
Und das dürfte noch wachsen. Denn im nächsten Frühling soll der | |
verbreiterte Panama-Kanal eröffnet werden, der kürzeste Weg an die | |
amerikanischen Pazifikküsten. Dann können Schiffe mit 10.000 bis 12.000 | |
Standardcontainern (TEU) den Kanal passieren. Bislang liegt die | |
Höchstgrenze bei weniger als 5.000 TEU. Deshalb ordert Hapag-Lloyd sechs | |
neue Schiffe dieser Größenordnung. Das erste soll im Herbst 2016 seinen | |
Dienst aufnehmen. | |
Und deshalb will Habben Jansen Hapag-Lloyd unbedingt jetzt an die Börse | |
führen, nachdem 2004 und 2011 zwei Anläufe gescheitert waren. Er fürchtet, | |
dass die Voraussetzungen dafür in den nächsten Jahren nicht besser werden, | |
weil die Überkapazitäten zumindest im Asien-Verkehr nicht geringer werden | |
dürften. Auf dem Atlantik indes zwischen Europa und Amerika sieht | |
Hapag-Lloyd, als Nummer vier weltweit durchaus ein gewichtiger Konkurrent, | |
noch prosperierende Märkte. | |
Das sähe auch die Hansestadt Hamburg gern, die in den Jahren 2009 und 2012 | |
in zwei Tranchen 1.145 Milliarden Euro investierte, um die Reederei am | |
Standort zu halten. Mit 23 Prozent ist sie zweitgrößter Anteilseigner, und | |
die Aktien, die sie für rund 52 Euro das Stück kaufte, schlagen derzeit nur | |
noch mit 41 Euro zu Buche. Bei dem neuerlich gesenkten Ausgabepreis auf gut | |
20 Euro droht der Stadt ein rechnerischer Verlust von rund 500 Millionen | |
Euro. | |
Da wäre es hilfreich, wenn Habben Jansens Strategie demnächst aufginge. | |
Auch für den SPD-Bürgermeister Olaf Scholz, dessen Aussage, „We want our | |
money back“, noch nie so realitätsfern schien wie in dieser Woche der | |
Wahrheit. | |
3 Nov 2015 | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
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