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# taz.de -- Hapag-Lloyd versucht's erneut mit Fusion: Synergien sind verpufft
> Die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd macht nach kurzem Aufwärtstrend wieder
> Verluste und hofft jetzt auf die positiven Effekte einer Fusion.
Bild: Optimist vor Schiffsmodell: Rolf Habben Jansen, Vorstandsvorsitzender von…
HAMBURG taz | Rolf Habben Jansen ist frustriert. „Das Halbjahresergebnis
ist enttäuschend“, räumt der niederländische Vorstandschef der Hamburger
Frachtreederei Hapag-Lloyd am Mittwoch ein. Der verschärfte Preiskampf im
globalen Container-Transport hat das Traditionsunternehmen im zweiten
Quartal tief in die roten Zahlen gedrückt. Der Verlust beläuft sich auf 99
Millionen Euro nach 29 Millionen Euro Gewinn im ersten Quartal des
Vorjahres. Seit Jahresbeginn ist ein Minus von 142 Millionen Euro
(Vorjahreshalbjahr: plus 157,2 Mio Euro) aufgelaufen.
Noch im März hatte Habben Jansen einen Jahresüberschuss für 2015 von 114
Millionen Euro präsentiert und für 2016 eine Dividende in Aussicht
gestellt. Davon kann nun keine Rede mehr sein. Bereits Mitte Juli hatte das
Unternehmen seine Gewinnprognose für 2016 gekappt. Wegen einer deutlich
schlechteren Entwicklung der Frachtraten und steigender Treibstoffpreise
werde das Ergebnis „deutlich“ sinken, so die Warnung.
Denn im laufenden Jahr sind die Preise für den Transport von Containern
weiter gesunken, teilweise unter die Selbstkosten-Marge. Zu viele große
Schiffe vor allem im Ostasienverkehr und zu wenig Ladung vor allem aus dem
schwächelnden China haben den seit Jahren andauernden ruinösen
Konkurrenzkampf auf den Weltmeeren weiter angeheizt.
Die Raten lagen im ersten Halbjahr bei 1.042 US-Dollar pro
Standardcontainer (TEU), rund 250 Dollar weniger als ein Jahr zuvor. Obwohl
Hapag-Lloyd mit 3,7 Millionen TEU fast genauso viele Container
transportierte wie zuvor, sank der Umsatz von 4,7 Milliarden Euro auf nur
noch 3,8 Milliarden Euro. „Auch wenn die Frachtraten zuletzt in der
Hochsaison in verschiedenen Fahrtgebieten wieder angestiegen sind, kommt
diese Erholung später als wir es erwartet haben“, bedauert Habben Jansen.
Hoffnungen ruhen jetzt auf der geplanten Fusion mit der arabischen
Frachtreederei United Arab Shipping Company (UASC). „Der Zusammenschluss
wird uns jährliche Nettosynergien von mindestens 400 Millionen US-Dollar
(361 Millionen Euro) bringen, die zum Teil bereits im nächsten Jahr greifen
sollten“, behauptet Habben Jansen am Mittwoch frohgemut. „Das fusionierte
Unternehmen hat eine sehr junge, sehr effiziente Flotte und das sollte es
uns ermöglichen, sehr kostengünstig zu werden“, hatte der Vorstandschef
bereits im Juli bei der Unterzeichnung der Fusions-Vereinbarung
angekündigt. Deshalb sei es „umso wichtiger, die Transaktion mit UASC
schnellstmöglich umzusetzen“. Die erforderlichen Zustimmungen der
Unternehmensgremien und der international zuständigen Wettbewerbsbehörden
werden bis Ende des Jahres erwartet.
Dann wird Hapag-Lloyd zur weltweit fünftgrößten Frachtreederei, gleichauf
mit den beiden fusionierten chinesischen Staatsreedereien Cosco und China
Shipping und nur mit geringem Abstand zu den drei Marktführern Maersk
(Dänemark), MSC (Schweiz) und CMA CGM (Frankreich). „Zwischen den Top Five
und den übrigen Wettbewerbern gibt es eine größere Lücke“, sagt Habben
Jansen und hofft, durch Unternehmensgröße Preisstabilität durchsetzen zu
können.
Das Problem aber ist, dass die erzielten Einsparungen aus dem im Jahr 2015
erfolgten Zusammenschluss mit der chilenischen Reederei CSAV bei Weitem
nicht ausgereicht haben, um den Rückgang der Transportpreise auszugleichen:
Die Synergien sind verpufft. Nun also der zweite Versuch, durch Wachstum zu
überleben.
11 Aug 2016
## AUTOREN
Sven-Michael Veit
## TAGS
Hapag-Lloyd
Reederei
Fusion
Hamburg
Bremerhaven
Hapag-Lloyd
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