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# taz.de -- Kommentar neuer Fifa-Präsident: Stinkefinger für die Fußballwelt
> Das Schicksal habe ihn zum Kandidaten gemacht. Der neue Blatter, Gianni
> Infantino, auch er ein Schweizer, legte einen irrwitzigen Auftritt hin.
Bild: So geht Wahlkampf: Gianni Infantino bei seinem Milliardenversprechen
Es ist passiert. Sepp Blatter ist tatsächlich noch einmal zum
Fifa-Präsidenten gewählt worden. Der neue Blatter ist nicht 80 Jahre alt er
ist erst 45. Er hat eine Glatze und trägt den Namen Gianni Infantino. Der
neue Blatter, auch er ein Schweizer, legte beim Fifa-Kongress in Zürich,
einen derart irrwitzigen Auftritt hin, wie es eben nur ein echter Sepp
Blatter kann.
Kaum ein Wort von den Problemen, mit denen die notorisch korrupte Fifa zu
kämpfen hat, dafür ein Füllhorn besten Fußballgeldes und eine Rede in
mehreren Sprachen. Der 26. Februar 2016 wird als das Pfingsterlebnis der
Fifa in die Geschichte eingehen. Denn da stand ein Mann, der erfüllt schien
vom heiligen Geist und anfing zu predigen in anderen Sprachen. Englisch,
Französisch, Spanisch, Italienisch.
Es sprach ein Mann, der große Wahrheiten gelassen auszusprechen weiß.
„Asien“, fragte er, „was kann man über Asien sagen?“ Und gab sich selb…
die Antwort: „Das ist ein riesiger Kontinent!“ Dem ist schwerlich zu
widersprechen. Und der Schweizer weiß auch, wie man in der trockenen
Athmosphäre eines Fifa-Kongresses zu einem Zwischenapplaus kommt.
Er hat einfach mal versprochen, über eine Milliarde Euro an die Mitglieder
zu verteilen. „Das Geld der Fifa ist Ihr Geld, nicht das des Präsidenten“,
rief er den Delegierten zu. Der Mann, der als Uefa-Generalsekretär mit
großen Geldmengen umzugehen weiß, hat versprochen, sich um den Fußball
kümmern. Ja, und das mit der Korruption werde man schon irgendwie
hinbekommen. Dass er selbst erst Kandidat wurde, weil der eigentlich als
Uefa-Kandidat vorgesehene Michel Platini wegen Korruption aus dem Verkehr
gezogen worden ist, das hat er sicherheitshalber gar nicht erst erwähnt.
Das Schicksal habe ihn zum Kandidaten gemacht. Sepp Blatter I. hätte es
nicht besser ausdrücken können.
## Korruptionsbekämpfung oder Amtszeitbeschränkungen
Gewiss ist Blatter II. das weitaus geringere Übel, wenn man ihn mit Scheich
Salman vergleicht, dem wegen Menschenrechtsverletzungen in seiner Heimat
übelst beleumundeten Kandidaten aus Bahrain. An den Händen des Schweizers
klebt kein Blut, was Salman von seinen Händen nur schwer behaupten kann.
Aber den neuen Geist, der mit dieser Wahl da über die Fifa gekommen ist,
wird man schwerlich als reformerisch bezeichnen können.
Vor der Wahl des Präsidenten hatte die Fifa zwar mit großer Mehrheit ein
umfassendes Reformprogramm durchgewunken. Alle anwesenden Verbandsvertreter
wussten, dass sie keine andere Wahl hatten, als diesem zuzustimmen. Jetzt
werden mehr Frauen in der Fifaspitze vertreten sein, die Finanzgeschäfte
könnten transparenter werden, der Präsident könnte ein wenig weniger
mächtig werden und vor allem nicht länger als zwölf Jahre im Amt bleiben.
Es laufen derart viele Sponsorenverträge aus, dass die Fifa im Jahr, nach
dem sie von den US-Ermittlungsbehörden als Mafiaorganisation eingestuft
worden ist, dass die Delegierten einfach zustimmen mussten.
Dass Korruptionsbekämpfung oder Amtszeitbeschränkungen gewiss keine
Herzensangelegenheit eines gestandenen Fifa-Funktionärs sind, das dürfte
jedem klar sein, der gesehen hat, wie ausgerechnet der kommissarische
Fifa-Chef, der den außerordentlichen Kongress in Zürich geleitet hat, für
die Reformen geworben hat. Es war dies jener Issa Hayatou, dessen Name in
so manchem Korruptionsfall genannt wurde und der seit 1988 (!) Chef des
Afrikanischen Fußballverbands ist.
Und selbst wenn man das Durchwinken des Reformpakets als Zeichen guten
Willens interpretieren möchte, so hat die Fifa mit dieser blatteresken
Präsidentenwahl nichts anderes gemacht, als der Fußballwelt den
Stinkefinger zu zeigen.
26 Feb 2016
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
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Fifa-Präsident
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Schwerpunkt Fußball-EM 2024
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