| # taz.de -- Neues Album „Void Beats/Invocation Trex“: Beschwörung auf der … | |
| > Das Experimentalprojekt Cavern of Anti-Matter verneigt sich mit seinem | |
| > Album „Void Beats/Invocation Trex“ vor dem Krautrock. | |
| Bild: Mehr Krautrock geht nicht: Cavern of Anti-Matter mit ihrem Mastermind in … | |
| Man kann schon gar nicht mehr von einem Revival sprechen: Krautrock hat | |
| sich in den letzten 15 Jahren nach einer kurzen Sendepause als Nischenmusik | |
| bei einer jungen, elektronisch bewanderten Indie-Generation etabliert. Die | |
| Popularität der 1970er hat die Musikrichtung zwar nicht mehr erlangt. Die | |
| 1980er und 1990er scheinen aber nur ein kurzes Luftholen gewesen zu sein. | |
| Profitieren tut die anhaltende Popularität verzopfter westdeutscher | |
| Hippie-Frickler dabei vom Entdeckerwillen der Netzgeneration – und von | |
| Bands wie Stereolab. Die Londoner zählten zu den wichtigsten | |
| Rock-Erneuerern der 1990er. Zeitgleich mit anderen hatten sie sich im Zuge | |
| ihrer Post-Rock-Experimente immer wieder auf Can, Faust oder Neu! bezogen. | |
| Stereolab-Mastermind Tim Gane ist inzwischen nicht nur zu den Sauerkrauts | |
| nach Berlin gezogen, sondern hat sich auch mit Holger Zapf für ein neues | |
| Projekt zusammengetan. Der gehört zu den Menschen, die in der | |
| englischsprachigen Presse anerkennend als „German synth wizard“ bezeichnet | |
| werden, was eine durchaus angemessene Beschreibung ist. Er ist ein Virtuose | |
| an diesem Instrument. Ergänzt wird Cavern of Anti-Matter, so heißt die | |
| Band, durch den Stereolab-Drummer Joe Dilworth. Nach einigen EPs und | |
| Liedern im Netz erscheint jetzt ihr Albumdebüt „Void Beats/Invocation | |
| Trex“. | |
| Nichtige Beats und Beschwörungstracks – das ist die treffende Bezeichnung | |
| für das, was darauf zu hören ist. Die Beats sind repetitiv, das schon, aber | |
| wollen dennoch nie allzu lange in einer Tonfolge verharren. Die meisten der | |
| Tracks entwickeln sich aus ihrer Rastlosigkeit. Man kann sich nie darauf | |
| verlassen, dass im nächsten Moment noch das gleiche Muster gespielt wird. | |
| Genau diese Kombination wirkt, wenn sie über längere Zeit durchgehalten | |
| wird, beschwörend. Wobei nicht ganz klar wird, ob das Beschworene außerhalb | |
| der Musik liegt oder sich nicht doch die Instrumente gegenseitig anrufen. | |
| ## Blubbern des Synthesizers | |
| So ließe sich einer der Tracktitel als Hinweis auf das Verfahren der Stücke | |
| auf „Void Beats/Invocation Trex“ lesen: „Echolalia“. „Echolalia“ od… | |
| Deutsch „Echolalie“ bezeichnet das Nachsprechen der Worte einer anderen | |
| Person. In vergleichbarer Weise sprechen sich Gitarre und Synthesizer | |
| ständig gegenseitig nach und fügen kleine Variationen hinzu. Sie spielen | |
| mit Motiven, die sie manchmal über zwei, manchmal über neun, einmal sogar | |
| über fast dreizehn Minuten entwickeln. | |
| Dominiert wird „Void Beats/Invocation Trex“ vom ersten und längsten Track | |
| des Albums: „Tardis Symbols“ eröffnet den Rahmen, in dem sich im Folgenden | |
| alle anderen Stücke bewegen. Nach einem kurzen Auftakt, der ein scheinbares | |
| Stimmen der Gitarre mit einem erstem Blubbern des Synthesizers vermischt, | |
| setzt erst das Schlagzeug und dann der Synthie-Bass ein. | |
| Von da an bewegt sich der Track mit relativ hoher Schlagzahl dahin; mal | |
| tritt der Synthie in den Vordergrund, mal wieder die Gitarre, gelegentlich | |
| haben auch Hi-Hats ihren Auftritt. Der Synthesizer flimmert und flirrt | |
| melodisch, die Gitarre echot effektvoll. Andere Highlights gibt es dabei | |
| nicht – dafür immer wieder Momente, in denen sich ein Synthie-Akkord oder | |
| ein Gitarren-Ton für kurze Zeit vom Hintergrund der Rhythmussektion | |
| abheben. | |
| ## Deerhunter steuert Gesang bei | |
| Neben Krautrock lässt sich für diese Musik auch elektronische Popmusik der | |
| 1980er als Referenzpunkt ausmachen. Einmal steuert Bradford Cox von der | |
| US-Band Deerhunter Gesang bei, das bleibt aber die Ausnahme. Der Großteil | |
| der Tracks ist rein instrumental. Es sind daher die kleinen Differenzen, | |
| die „Void Beats/Invocation Trex“ interessant machen. Um diese zu erkennen, | |
| muss man sich erst einmal ein Stück mitnehmen lassen, bevor man mitgerissen | |
| wird. | |
| Es erfordert Geduld, sich auf diese Musik einzulassen. Um ein | |
| Krautrock-Klischee zu bemühen: „Void Beats/Invocation Trex“ ist eines | |
| dieser Alben, die sich gut für lange Nachtfahrten auf der Autobahn eignen. | |
| 2 Mar 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Elias Kreuzmair | |
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