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# taz.de -- Bericht über Insektensterben: Uno schwärmt für Bienen
> Vielen Tierarten, die wichtig für das Bestäuben sind, droht das
> Aussterben. Die Ernährung von Millionen Menschen ist bedroht, warnt die
> Uno.
Bild: Such die Biene!
BERLIN taz | Das weltweite Verschwinden von Bienen, Fliegen, Hummeln,
Schmetterlingen und anderen für die Bestäubung wichtigen Tieren ist nach
dem aktuellen Bericht eines UN-Expertengremiums nicht nur ein Verlust für
die Artenvielfalt. Die schleichende Entwicklung sei auch eine Bedrohung für
die Produktion von Lebensmitteln und die Ernährung von Millionen Menschen.
[1][So lautet das Fazit des neuen zwischenstaatlichen UN-Gremiums für
Biodiversität], IPBES, bei seiner ersten globalen Bestandsaufnahme.
„Eine wachsende Zahl von Bestäuber-Arten weltweit werden durch Druck von
verschiedenen Seiten, oft von Menschen verursacht, zum Aussterben
gebracht“, hieß es am Wochenende in einer Erklärung zum Abschluss der
IPBES-Sitzung im malaysischen Kuala Lumpur. „Das bedroht den
Lebensunterhalt von Millionen Menschen und Nahrungsreserven im Wert von
mehreren hundert Milliarden Dollar.“
Im IPBES haben Vertreter von Wissenschaft und von bislang 124 Regierungen
über die letzten Jahre die Fachliteratur zum Thema „Artenvielfalt und
Dienstleistungen der Natur“ gesichtet. Ähnlich wie der UN-Klimarat IPCC
soll IPBES den wissenschaftlichen Stand zu einem ökologisch und ökonomisch
komplexen Thema aufarbeiten und zusammenfassen. Daraus sollen sich im
besten Fall Handlungsoptionen für Regierungen und internationale Gremien
ableiten.
Für das Papier zu Bestäubern haben 77 Experten etwa 3.000 Studien gesichtet
und Informationen aus 60 Orten weltweit zusammengetragen. Das Ziel:
Deutlich machen, wie wichtig und bedroht die Artenvielfalt ist. Und zeigen,
wie viel unbezahlte Wirtschaftskraft in der Natur steckt.
Das ist bei der Landwirtschaft gut nachzuweisen. „Bestäuber sind wichtig
für die weltweite Produktion von Lebensmitteln und garantieren unsere
sichere Ernährung“, bilanzierte Vera Lucia Imperatriz Fonseca, Leitautorin
des IPBES-Berichts. „Ihre Gesundheit hängt direkt mit unserem Wohlbefinden
zusammen.“ Drei Viertel der gesamten Lebensmittelproduktion der Welt sind
demnach direkt oder indirekt von Bestäubung abhängig, die zum großen Teil
von wilden Arten geleistet wird.
## Bis zu 40 Prozent der Bestäuber sind bedroht
Die Hauptlast dabei tragen die etwa 20.000 Arten von wilden Bienen, aber
auch Käfer, Vögel, Wespen, Schmetterlinge, Fledermäuse und Motten helfen
bei der Befruchtung von Obst, Gemüse, Nüssen und Blumen. Auch für
Medikamente, Biotreibstoffe und Stoffe wie Baumwolle werden die Arten
benötigt. „Keinen Kaffee, keine Schokolade und keine Äpfel“, gäbe es ohne
die Bestäuber, hieß es. Ihre Arbeit schaffe jedes Jahr Werte zwischen 235
und 577 Milliarden Dollar und garantiere 5 bis 8 Prozent der weltweiten
Nahrungsmittelproduktion.
Das Problem: 16 Prozent der Wirbeltiere und bis zu 40 Prozent der
Wirbellosen, die als Bestäuber dienen, seien vom Aussterben bedroht, fasst
der Bericht zusammen. „Wilde Bestände, besonders Bienen und Schmetterlinge,
werden bedroht durch veränderte Landnutzung, Pestizide in der
Agrarwirtschaft, Krankheiten, eingewanderte Arten oder den Klimawandel“,
sagt Robert Watson, Vizevorsitzender des IPBES.
Abhilfe könne eine Änderung der Agrarpolitik bringen und ein Umschwenken
auf lokale und indigene Praktiken beim Umgang mit den Tieren. Neben dem
Bienensterben in Westeuropa und Nordamerika gebe es auch regionale
Rückgänge in Afrika, Asien und Lateinamerika. Dort aber sei die Datenlage
bislang unzureichend für verlässliche Aussagen.
Die Bedrohung für die deutschen Wildbienen dagegen ist gut belegt. So
bestätigt unter anderem eine aktuelle Antwort der Bundesregierung auf eine
kleine Anfrage der Grünen, was auch schon das Bundesamt für Naturschutz
moniert: Von den etwa 560 Arten von Wildbienen sind 40 Prozent in ihrem
Bestand gefährdet, allein 31 Arten stehen kurz vor dem Aussterben.
29 Feb 2016
## LINKS
[1] http://www.ipbes.net/article/pollinators-vital-our-food-supply-under-threat
## AUTOREN
Bernhard Pötter
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