# taz.de -- Öffentlichkeit für Rechte: Bürgerwehr on air | |
> In einer Sendung bietet das Nordwestradio der Wilhelmshavener Bürgerwehr | |
> eine Bühne. Die Stadt und linke AktivistInnen lehnen die Teilnahme ab. | |
Bild: Bürgerwehr: Gibt es in vielen Städten - nun auch in Wilhelmshaven. | |
BREMEN taz | Bremer AktivistInnen hatten für Mittwochabend zum Protest | |
aufgerufen, doch so kurzfristig sind nur wenige gekommen: Als im Studio des | |
Nordwestradios der Mitbegründer der Wilhelmshavener Bürgerwehr, Ralf | |
Diederich, spricht, bleibt es draußen vor dem Gebäude weitgehend ruhig. „In | |
Zeiten von Pegida und brennenden Flüchtlingsunterkünften sehr gefährlich“, | |
nannte eine Bremer Aktivistin den Auftritt von Diederich. Sie protestiere, | |
weil der Sender einem Mann, der nicht nur auf seiner Facebook-Seite rechte | |
Beiträge gegen Flüchtlinge verbreitet, eine öffentlich-rechtliche Bühne | |
biete. | |
Eigentlich hatte das Nordwestradio, ein Programm von Radio Bremen und dem | |
NDR, die Podiumsdiskussion zum Thema Bürgerwehren in Wilhelmshaven geplant. | |
Eingeladen war VertreterInnen der dortigen Bürgerwehr, der Stadt, der | |
Polizei und des Bündnisses „Stopp-Rechts“. | |
Doch abgesehen von dem Leiter der Polizeiinspektion, Jörn Kreikebaum, | |
lehnten die angefragten Gäste eine Diskussion mit der Bürgerwehr ab. „Wir | |
bieten Bürgerwehren keine Plattform“, erklärt die Sprecherin der Stadt | |
Wilhelmshaven, Julia Muth auf taz-Anfrage. „In unserem Rechtssystem liegt | |
die Verfolgung von Straftaten allein bei der Polizei.“ Man wolle das | |
Handeln von „Herrn Diederich aber nicht weiter bewerten“. Die wöchentliche | |
Demonstration sei rechtsmäßig angemeldet und falle unter die | |
Demonstrationsfreiheit, so Muth. | |
„Stopp-Rechts“ erklärt der taz, man setze sich nicht mit Nazis auf ein | |
Podium: Unter den Mitgliedern der Bürgerwehr wären bekennende Nazis und | |
RassistInnen. Laut Sprecher Danny Schnur vereinen sich in der | |
Wilhelmshavener Bürgerwehr „die ganze Bandbreite von ganz rechts außen bis | |
zur bürgerlichen Mitte“, auch gewaltbereite Neonazis wären mit von der | |
Partie, darunter das Oldenburger NPD-Mitglied Eckhard Aden. Dieser | |
besuchte, Schnur zufolge, auch die letzte Kundgebung der Bürgerwehr | |
Wilhelmshaven. | |
Auch der angefragte Veranstaltungsort, das Familienzentrum Nord, spielte | |
nicht mit und so verlegte das Nordwestradio die Sendung in das Bremer | |
Studio. | |
Wegen der vielen Absagen habe sich der Sender dazu entschlossen, kurze | |
Interviews mit den Gästen zu führen, sagt Kai Schlüter, der Leiter des | |
Nordwestradios. Das sei zwar unüblich, aber man wolle sich „das Thema nicht | |
nehmen lassen“. Interviewt wurden neben Kreikebaum von der Polizei und | |
Diederich auch der Sprecher der sächsischen Landeszentrale für Politische | |
Bildung, Frank Richter. | |
„Wir betrachten es als unsere Pflicht, eine Meinungsvielfalt auch in | |
unserer Sendung zu gewährleisten“, erklärte der Radiosender auf seiner | |
Facebook-Seite. Das Konzept der Sendung sei eine kontroverse Diskussion, | |
bei der sich die Hörer selbst eine Meinung bilden sollen, so Schlüter. | |
Im Nordwestradio sagt Ralf Diederich: „Ich will keine extrem Rechten und | |
keine extrem Linken.“ Er räumt aber ein, dass bei der Vereinsgründung der | |
Bürgerwehr im Januar, „zwei bis vier extrem Rechte“ dabei waren. | |
25 Feb 2016 | |
## AUTOREN | |
Jannik Sohn | |
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