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# taz.de -- Archäologische Entdeckung: Das älteste Baby Mitteleuropas
> In Brandenburg wird das Grab eines Kleinkinds entdeckt. Es ist 8.500
> Jahre alt – Kinder wurden damals als Mitglied der Gemeinschaft angesehen.
Bild: Beerdigt um 6.000 v. Chr.: Deutschlands ältestes Gräberfeld in der Ucke…
Rund 8.400 Jahre lang hat es ungestört seinen ewigen Frieden genossen. Am
Donnerstag wurde es nun professionell ausgeleuchtet den Pressefotografen
präsentiert – das älteste Baby Mitteleuropas.
Geborgen wurde das Skelett aus einem Gräberfeld bei Groß Fredenwalde in der
Uckermark, das bereits 1962 entdeckt worden war. Sechs Individuen, gefunden
im Jahr 2012, stammen den Forschern zufolge aus der Mittelsteinzeit. Im
Juli 2014 war dann das Skelett eines Säuglings – „Befund 8“ – entdeckt…
im Oktober mitsamt umliegender Erde geborgen worden. Nun liegt es in einer
Holzkiste in der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin und
wird von Wissenschaftsministerin Sabine Kunst (SPD) als „Schatz für
Archäologen und Forscher“ bezeichnet.
„Befund 8“ musste bereits Knochenuntersuchung über sich ergehen lassen.
Sein Skelett ist nach Aussage der Anthropologin Bettina Jungklaus sehr gut
erhalten, weshalb sie davon ausgeht, verwertbare DNA zu finden. Die
bisherigen Ergebnisse lassen sie annehmen, dass das Baby gestillt wurde,
wohl aber nicht ausreichend. Aus seiner Größe und der Entwicklung des
Gebisses schließt sie, dass es nicht älter als sechs Monate geworden ist.
Das Geschlecht konnte noch nicht ermittelt werden.
Etwa einen halben Meter groß ist das Säuglingsskelett und liegt
ausgestreckt auf dem Rücken. Es ist umgeben von rötlicher Erde. Die kleinen
Hände des Babys liegen mittig auf seinem Bauch. Für Thomas Terberger vom
Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege ist damit eindeutig, dass
Babys und Kleinkinder schon vor 8.000 Jahren als Mitglied der Gemeinschaft
gesehen wurden und Wertschätzung erhalten haben. Die rötliche Färbung der
Erde deute auf die Verwendung von Ockerpulver als Grabritus hin. Außerdem
seien bei den Skeletten in der Uckermark Beigaben wie Tierzahnanhänger
gefunden worden – laut Terberger der Beginn von Sesshaftigkeit.
Für weitere Untersuchungen haben die Forscher bereits finanzielle
Unterstützung in Höhe von mindestens 300.000 Euro bei der Deutschen
Forschungsgemeinschaft beantragt.
Bis dahin bleibt das älteste Baby Mitteleuropas in der HTW liegen und
findet nach den geplanten Untersuchungen seine letzte Ruhe im
Archäologischen Landesmuseum Brandenburg. So zumindest der Plan.
11 Feb 2016
## AUTOREN
Fabienne von der Eltz
## TAGS
Archäologie
Brandenburg
Friedhof
Kino
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