# taz.de -- Kommentar Bioskandale: Langsam reißt der Geduldsfaden | |
> Pünktlich zur Messe Biofach gibt es neue Skandale in der Ökobranche. Wenn | |
> diese so weitermacht, verliert sie sogar ihre treuesten Anhänger. | |
Bild: Der Bio-Einkaufskorb ist voll – aber zu welchem Preis? | |
Ab Mittwoch wird sich die Biobranche wieder in den schönsten Farben | |
präsentieren. Erneut haben die Deutschen mehr Öko-Lebensmittel gekauft, | |
werden Lobbyisten auf der Messe BioFach in Nürnberg verkünden. Doch die | |
Branche hat jede Menge Leichen im Keller. | |
Eine der Leichen ist zum Beispiel die Verbrauchertäuschung der | |
Ökoanbauverbände Bioland und Biokreis in Sachen Medikamenteneinsatz. Beide | |
Organisationen haben ihren Mitgliedern – zu Recht – verboten, für die | |
Menschen besonders wichtige Antibiotika zu verwenden. Der Einsatz im Stall | |
trägt dazu bei, dass Krankheitskeime resistent gegen diese | |
„Reserveantibiotika“ werden. [1][Aber in der Praxis tolerieren die Verbände | |
einfach Verstöße]. Darauf angesprochen, tun sie sogar noch so, als sei die | |
Medikamentengabe kein Verstoß gegen ihre Richtlinien. Dabei sind die Regeln | |
glasklar. Für wie dumm halten die Biomanager ihre Kunden eigentlich? | |
Die Leichen, das sind auch die immer wiederkehrenden Betrugsskandale mit | |
Importware. Jetzt ist aufgeflogen, dass erneut Hunderte Tonnen Biofutter | |
aus Rumänien gar nicht öko waren. Sie wurden mit Pestiziden und | |
Mineraldüngern angebaut, die in der Bio-Landwirtschaft verboten sind. | |
Dass die rumänische Biobranche ein riesiges Korruptionsproblem hat, ist | |
seit Langem bekannt. Das Land war in fast alle großen Skandale der | |
vergangenen Jahre verwickelt. [2][Die EU-Kommission hat gravierende Mängel | |
bei der rumänischen Biokontrolle bemängelt.] Trotzdem importieren deutsche | |
Futtermühlen munter weiter dubiose Ware aus dem Balkanland. Hauptsache, | |
billig. | |
Die Konsequenz sollte sein: Bioland und Biokreis müssen ihre | |
Medikamentenverbote konsequent durchsetzen – oder sie streichen. Ware aus | |
Rumänien ist grundsätzlich zu meiden, bis das Land endlich glaubwürdig | |
beweist, dass es seine Biokontrolle genügend reformiert hat. Denn langsam | |
reißt auch den überzeugtesten Biofans der Geduldsfaden. | |
9 Feb 2016 | |
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## AUTOREN | |
Jost Maurin | |
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