# taz.de -- Bessere Unterbringung: Flüchtlinge lassen Hotels boomen | |
> Der Senat sucht dringend nach Lösungen, um Flüchtlinge schnell und besser | |
> unterzubringen - und bestätigt Gespräche mit einem Hotelunternehmen. | |
Bild: Hotels sollen nach Willen des Berliner Senats eine Alternative zu viel kr… | |
Der Senat will Flüchtlinge in großem Maß in Hotels unterbringen. | |
Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) berichtete am Dienstag nach der | |
Senatssitzung, dass die Landesregierung mit einer Hotelgesellschaft | |
verhandele. Weder er noch Senatssprecherin Daniela Augenstein mochten | |
dementieren, dass es um eine Zahl von 10.000 Flüchtlingen geht. Eine feste | |
Abmachung soll es noch nicht geben: „Wie diese Gespräche ausgehen, ist | |
völlig offen“, sagte Augenstein. | |
Nach Darstellung der Senatssprecherin läuft derzeit eine „Marktsondierung“ | |
mit Hotels. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hatte unter Berufung auf | |
Senatskreise berichtet, dass der Senat eine 95-prozentige Auslastung | |
garantieren würde. Das Unternehmen „Grand City Hotels“, zu der etwa die | |
Holiday-Inn-Kette gehört, soll ein Angebot von 50 Euro pro Nacht und | |
Flüchtling vorgelegt haben. | |
Das liegt weit über dem, was der Senat zahlen will. „Wir streben einen | |
Preis von zehn Euro an“, sagte Finanzsenator Kollatz-Ahnen, ohne die | |
50-Euro-Offerte zu bestätigen. Er mochte seine Verhandlungsposition nicht | |
als schlecht betrachten, auch wenn die Senatssprecherin zuvor selbst davon | |
sprach, die Landesregierung suche weiterhin „händeringend“ | |
Unterkunftsmöglichkeiten. | |
Betreibern einer Notunterkunft zahlt die Senatsverwaltung für Gesundheit | |
und Soziales nach eigenen Angaben pauschal erst mal 25 Euro pro Person und | |
Tag: 15 Euro für die Unterbringung und 10 Euro für die Verpflegung. „Dies | |
ist ein vorläufiger Satz, den wir zugrunde legen, damit die Unterkünfte | |
schnell belegt werden können. Sobald ein richtiger Vertrag mit den | |
Betreibern geschlossen wird, kann der Betrag auch noch an die Gegebenheiten | |
der Unterkunft angepasst werden“, sagte eine Sprecherin am Dienstag. | |
Eine Sprecherin von Grand City Hotels (GCH) bestätigte, dass die | |
Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales die Hotelkette – neben | |
weiteren Hotelgesellschaften –, angesprochen habe und sie gebeten habe zu | |
prüfen, ob sie Flüchtlinge bei sich unterbringen könnten. „Es wurde keine | |
Vereinbarung getroffen und es gibt keine Bestätigung hinsichtlich | |
bestimmter Hotels, Räume oder Preise und insbesondere keine Bestätigung der | |
Zahlen, die zurzeit in der Presse genannt werden“, teilte die Sprecherin | |
mit. | |
Kollatz-Ahnen verwies darauf, dass parallel die Planungen für 15.000 Plätze | |
in Wohncontainern und 24.000 weitere in den schon im Oktober angekündigten | |
„Modularen Unterkünften für Flüchtlinge“, kurz Muf, weitergeführt würd… | |
Zugleich hatten Senatsvertreter aber auch jüngst in der Debatte über die | |
Nutzung des Tempelhofer Felds noch argumentiert, es gehe nicht um ein | |
„Entweder-oder“, sondern um ein „Sowohl-als-auch“. | |
Mit einem „Sowohl-als-auch“ kann sich auch der Berliner Hotel- und | |
Gaststättenverband (Dehoga) anfreunden. Die Unterbringung von 10.000 | |
Flüchtlingen in Berliner Hotels würde dem Tourismus in der Hauptstadt aus | |
ihrer Sicht nicht schaden. „Wir haben mehr als ausreichend Kapazität, auch | |
wenn diese 10.000 Betten wegfallen“, sagte Kerstin Jäger von der Dehoga. | |
„Das kann man absolut kompensieren.“ Und für die Hotelgesellschaft sei es | |
attraktiv, Bettenkontingente zu verkaufen, weil das im harten Preiskampf | |
auf dem Hotelmarkt eine Garantie auf eine gewisse Auslastung gebe, sagte | |
Jäger. Aber auch andere Hotels könnten von einer solchen Absprache | |
profitieren. Fielen 10.000 Betten weg, verteilten sich die Touristen auf | |
die anderen Häuser. | |
Bereits Anfang Januar hatte die Sozialverwaltung des Senats durchblicken | |
lassen, dass sie derzeit mit Hotels in Verhandlungen stünden. „Wir bemühen | |
uns um große Kontingente, die wir ohne viel Aufwand belegen können“, sagte | |
eine Sprecherin damals. Offen bleibt, für wen die Hotelplätze geplant sind. | |
Derzeit leben rund 10.000 Flüchtlinge in Notunterkünften in Turnhallen – wo | |
sie eigentlich nicht dauerhaft untergebracht werden sollten. | |
2 Feb 2016 | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
Uta Schleiermacher | |
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