# taz.de -- Studie zu PFC-Belastung: Wetterfest kann ungesund sein | |
> Greenpeace findet bei der Untersuchung von Outdoor-Kleidung gefährliche | |
> Chemikalien. Nun sieht das Umweltbundesamt Handlungsbedarf. | |
Bild: Schick, regenabweisend und giftig? | |
Berlin taz | Sie können es (noch) nicht lassen – die großen | |
Textilhersteller. Wie die Umweltschutzorganisation Greenpeace in einem am | |
Montag veröffentlichten Produkttest herausfand, setzen Firmen wie Jack | |
Wolfskin, Haglöfs, Mammut und andere Hersteller aus der Outdoorbranche nach | |
wie vor auf per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC), um ihre Textilien | |
fett-, öl- und wasserfest und atmungsaktiv zu machen. Nach Angaben des | |
Bundesumweltamts besteht der Verdacht, dass PFC die Fruchtbarkeit von | |
Frauen, die Spermienproduktion von Männern negativ beeinflusst sowie das | |
Risiko für Schilddrüsen- und Darmerkrankungen steigen lässt. | |
11 Jacken, 8 Hosen, 7 Schuhe, 8 Rücksäcke, 2 Schlafsäcke, 2 Zelte und 1 | |
Paar Handschuhe – insgesamt 40 Produkte untersuchte Greenpeace. Welches | |
Produkt von welcher Firma dabei ins Labor kam, darüber ließ die | |
Umweltschutzorganisation ungefähr 30.000 Menschen abstimmen. In 36 von 40 | |
Proben wurden PFC gefunden, einzig zwei Vaude-Jacken, eine Jacke von Jack | |
Wolfskin und ein Rucksack der Marke Haglöfs waren frei von PFC. In 11 | |
Proben allerdings sei eine „hohe Konzentration“ von Perfluoroctansäure von | |
weit über 1 Mikrogramm pro Quadratmeter Stoff nachgewiesen worden. | |
Greenpeace orientiert sich bei der Bewertung von Perfluoroctansäure an den | |
EU-Grenzwerten für Perfluoroctansulfonat. Beide zählen zu den bekanntesten | |
Vertretern der PFC. Mit 18,4 oder 14,9 Mikrogramm pro Quadratmeter | |
überschreiten die Wanderschuhe von Haglöfs und eine Hose von Jack Wolfskin | |
diesen Richtwert um ein Vielfaches. | |
Einmal in die Umwelt gelangt, steigt die Chemikalienbelastung bei Mensch | |
und Tier unweigerlich an, weil Perfluoroctansäure und Perfluoroctansulfonat | |
nicht abgebaut werden können. Durch Kontakt mit den belasteten Materialien | |
oder durch verunreinigte Nahrung nimmt der Mensch diese Chemikalien in sich | |
auf. | |
Verwundert habe ihn nicht, dass diese „gefährlichen und | |
gesundheitsschädigenden“ Chemikalien überhaupt verwendet würden, sagt | |
Manfred Santen, Autor der Studie. Überrascht habe ihn aber das Ausmaß, da | |
die Firmen seit Lange versprechen, auf diese Stoffe zu verzichten. | |
Scharfe Kritik übte das Umweltbundesamt: „Wir sind besorgt über die hohe | |
PFC-Konzentration, die Greenpeace in Outdoor-Textilien nachgewiesen hat“, | |
sagt Lena Vierke, Chemikalienexpertin des Amtes. „Das ist ein klares Signal | |
an die Hersteller, diese Chemikalien endlich auszutauschen.“ Auch Manfred | |
Santen ist überzeugt: „Es gibt genug Alternativen.“ Die Unternehmen ließen | |
eine Beantwortung von Fragen bis Redaktionsschluss offen. | |
25 Jan 2016 | |
## AUTOREN | |
Daniel Albrecht | |
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