# taz.de -- AfD-Dreikönigstreffen in Stuttgart: Auftakt mit Demo | |
> Bei ihrem Wahlkampfauftakt in Stuttgart präsentierte sich die | |
> rechtspopulistische AfD optimistisch. Vor der Tür gab es Protest. | |
Bild: Gauland weißt, was Applaus bekommt | |
STUTTGART taz | Die AfD musste den Hintereingang nehmen. Demonstranten | |
warteten schon auf die Gäste des dritten Alternativen Dreikönigstreffens | |
vor dem Kursaal in Bad Cannstatt in Stuttgart. Haupteingang und Fahrstuhl | |
wurden blockiert. Die Mitglieder und Gäste der AfD wurden mit Rufen, wie | |
„Es gibt kein Recht auf rechte Propaganda“ und „Ob Pegida oder AfD, den | |
Rechtsruck in der BRD stoppen“, begrüßt. Vereinzelt gerieten Polizeibeamte, | |
AfD-Sympathisanten und –Gegner in heftige Wortgefechte. So begann das | |
traditionelle Dreikönigstreffen der AfD, das zugleich Auftakt zur | |
Landtagswahl in Baden-Württemberg war, mit etwas Verspätung. | |
Im Kleinen Saal des Hauses begrüßte Bernd Klingler, Landtagskandidat und | |
Vorsitzender der Stuttgarter AfD-Gemeindefraktion die rund 250 Besucher: | |
„Ein Dank an Sie“, sagte er, „dass Sie sich nicht einschüchtern lassen | |
haben“. Kein Stuhl war in den Reihen frei. „Mit dieser Teilnehmerzahl | |
hatten wir gerechnet“, sagte Pressesprecher und Landtagskandidat Lars | |
Patrick Berg. Erwähnung fanden auch die beschädigten Fenster. Bei der | |
Vorbereitung der Veranstaltung im Saal hätten sie aber einfach die Scherben | |
zusammen gefegt und gesagt: „Scherben bringen Glück“, so Klingler. | |
Das war nicht der einzige Satz, der starken Applaus auslöste. „Jawohl“-Rufe | |
folgten als er zu den rund 200 Gegendemonstranten meinte, dass die | |
„Berufsdemonstranten“ sicher Morgen und Übermorgen ausschlafen könnten, da | |
die nächste Demonstration erst am Wochenende stattfinden würde. Das | |
Antifaschistische Aktionsbündnis Stuttgart hatte zu dem Protest aufgerufen. | |
Weiterer Zuspruch folgte, als Klingler behauptete, dass das | |
Dreikönigstreffen eigentlich gar nicht so heißen dürfe, da in frühre | |
Quellen von Sternsehern und Wahrsagen gesprochen wurde. Da sehe man wie die | |
Medien schon früh die Wahrheit verdreht hätten. | |
## Ein bisschen rechts | |
Der Auftakt zur Wahl am 13. März für das Südwest-Parlament verstrich in | |
heiterer Stimmung. Das Landtagswahlprogramm steht unter dem Motto „Für | |
unser Land – für unser Werte“. Der Landesverband mit seinem | |
Spitzenkandidaten Jörg Meuthen will einen bürgernahen Wahlkampf führen. | |
Rechts, aber nicht extrem recht, pragmatisch, nicht populistisch, lautet | |
das Werbemotto von Meuthen, der erst auf Drängen mit Frauke Petry die | |
Bundesführung übernommen hat | |
Im Kleinen Saal wurde Lothar Maier, Sprecher des Landesverbandes, deutlich. | |
Er bezeichnete die Demonstranten als „Spalier der Feinde der | |
Versammlungsfreiheit und Meinungsfreiheit“ und witzelte unter Applaus über | |
Geld, das in Stuttgart für „Nonsensprojekte, Tanzgruppen, | |
Stadtteilübergreifendes Kochen unterschiedlicher sozialen Schichten oder | |
Waldpädagogik“ ausgeben würde. | |
## Köln bleibt nicht aus | |
Den Anwesenden wollte Maier Mut machen. Bei Umfragen lägen die Partei | |
generell bei 10 Prozent, hob er hervor und griff den Leiter von Forsa, | |
Manfred Güllner an. Er warf ihm vor, mit „pseudowissenschaftlichem | |
Methoden“ zu arbeiten. Der Applaus im Saal war ihm sicher. | |
Und dann kam Alexander Gauland. Der stellvertretende Sprecher des | |
Bundesvorstandes und Landtagsfraktionschef in Brandenburg griff auf, was | |
alle erwartet hatten: die Vorfälle in Köln. Noch sei unklar ob Flüchtlinge, | |
Asylbewerber oder Männer aus der letzten Parallelkultur, die Übergriffe auf | |
Frauen begangen hätten. Doch polterte er: „Mir ist egal was für Menschen | |
das waren, sie gehören nicht in unsere Kultur, in unser Land, sie gehören | |
abgeschoben“. Erneuter lautstarker Applaus. Was auch sonst. | |
Korrektur, 8. Januar: In einer früheren Version dieses Beitrags wurde durch | |
einen Fehler der Redaktion der Eindruck erweckt, der AfD-Spitzenkandidat | |
Jörg Meuthen sei auf der Veranstaltung anwesend gewesen. Das ist falsch. | |
Wir bitten, auch den Autor, für diesen Fehler um Entschuldigung. | |
6 Jan 2016 | |
## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
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