# taz.de -- Donald Trumps Verhältnis zu den Medien: It‘s the media, stupid! | |
> Obwohl US-Präsidentschaftskandidat Trump stets negativ auffällt, erhält | |
> er viel Zustimmung. Das liegt auch an der Berichterstattung der | |
> US-Medien. | |
Bild: Noch schnell ein Selfie: Donald Trump posiert während einer Wahlkampfver… | |
BERLIN taz | Welch verlockender Vorschlag! Mitte Dezember bat die ehemalige | |
CNN- und NBC-Nachrichtensprecherin Campbell Brown ihre ExkollegInnen, | |
Donald Trump für eine Woche zu ignorieren. „Er ist ein Narzisst oberster | |
Güte, und Ihr könnt ihm die eine Sache vorenthalten, die ihn vorantreibt: | |
Sendezeit“, [1][schrieb sie in einem Beitrag für das Magazin Politico]. | |
Eine Woche ohne Trump-Berichterstattung – das wäre eine Woche ohne | |
Beleidigungen anderer KandidatInnen oder ganzer Bevölkerungsgruppen. | |
Vermutlich wäre es aber auch eine Woche, in der Trumps Umfragewerte fielen. | |
Denn wie der Politologe John Sides [2][in] [3][mehreren] [4][Beiträgen] für | |
den Blog Monkey Cage nachgewiesen hat, hängen Trumps Umfrageerfolge mit der | |
Berichterstattung über ihn zusammen: Je mehr über ihn berichtet wird, umso | |
besser schneidet er in den Polls ab. | |
John Sides erklärt den Zusammenhang damit, dass viele Menschen, wenn Sie | |
bei einer Wahlumfrage befragt werden, den Kandidaten nennen, den sie | |
zuletzt in den Medien wahrgenommen haben. | |
Sides lehrt und forscht an der George Washington University zu den Themen | |
öffentliche Meinung und US-Wahlen. In seinem Buch „The Gamble: Choice and | |
Chance in the 2012 Presidential Election“ schrieb er, dass | |
VorwahlkandidatInnen eine bestimmte Entwicklung durchlaufen: Nach der | |
Bekanntgabe der Kandidatur erfährt Kandidat A ein Umfragehoch, da sich die | |
Medien bereitwillig auf die neue Geschichte stürzen. | |
Doch mit der Zeit werden Fakten über ihn recherchiert und veröffentlicht, | |
die von einigen potenziellen WählerInnen als problematisch empfunden | |
werden. Zudem entdecken die Medien Kandidatin B für sich, die sie für | |
betrachtenswerter halten. Und so sinken die Umfragewerte von Kandidat A | |
wieder. So die Theorie. Trumps Umfragewerte hingegen blieben – abgesehen | |
von einigen kleineren Schwankungen – seit Sommer letzten Jahres konstant | |
hoch. | |
## Medial präsent – egal wie | |
Woran liegt das? Daran, dass JournalistInnen Donald Trump nicht ernst genug | |
nehmen und ihn nicht auf seine Politik festnageln, [5][wie der Politologe | |
Matthew Dickinson bemängelte]? John Sides ist anderer Meinung: „Ich denke, | |
dass Trumps politische Entwürfe ausgiebig hinterfragt wurden. Die Frage ist | |
eher, ob ihm diese Hinterfragung geschadet hat.“ Trumps Unterstützerkreis | |
bestehe auch aus Menschen, die seine politischen Positionen teilten und ihr | |
Vertrauen in das politische System verloren hätten, sagt er der taz. | |
Das Absurde ist: [6][Über Trump wurde überwiegend negativ berichtet], und | |
dennoch führt er die nationalen Umfragen an. „Im Fall von Trump glaube ich, | |
dass nichts, was die Medien über ihn veröffentlicht haben, die | |
UnterstützerInnen abgeschreckt hat“, sagt Sides. | |
Zum Beispiel seien die Menschen, die Trump unterstützen, beim Thema | |
Immigration sehr besorgt. Seine Statements zu diesem Thema – so kontrovers | |
sie auch sein mögen – würden von seinen UnterstützerInnen scheinbar nicht | |
als problematisch empfunden. „Ein zweiter Erklärungsansatz ist die | |
Tatsache, dass kein anderer Kandidat es schaffte, das Scheinwerferlicht der | |
Medien von Trump auf sich zu ziehen.“ | |
Laut Andrew Tyndall, der täglich die Sendungen „ABC World News“, „CBS | |
Evening News“ und „NBC Nightly News“ auswertet, wurde bis Ende November | |
mehr über den Republikaner Trump berichtet als über alle demokratischen | |
KandidatInnen zusammen. Auf „The Donald“ entfielen [7][27 Prozent der | |
Sendezeit, die sich mit den Vorwahlen, den sogenannten Primaries, | |
beschäftigte]. | |
Sollte man Trump nun ignorieren? Sides spricht sich klar dagegen aus: | |
„Nein, er ist der aktuelle Spitzenkandidat für die republikanische | |
Nominierung zum US-Präsidenten.“ So bitter diese Erkenntnis auch ist. | |
Für viele US-amerikanische Medien stellt sich die Frage, Trump zu | |
ignorieren, zudem gar nicht. Denn der Milliardär bewegt die Menschen. Nach | |
Barack Obama war er [8][mit 43 Millionen Erwähnungen die Person, über die | |
2015 am meisten getwittert wurde]. Welches Medium würde es sich leisten | |
wollen, die fortwährenden Skandale, mit denen Trump sie füttert, unbeachtet | |
zu lassen? | |
17 Jan 2016 | |
## LINKS | |
[1] http://www.politico.com/magazine/story/2015/12/donald-trump-2016-television… | |
[2] https://www.washingtonpost.com/blogs/monkey-cage/wp/2015/07/20/why-is-trump… | |
[3] https://www.washingtonpost.com/blogs/monkey-cage/wp/2015/08/28/why-does-tru… | |
[4] https://www.washingtonpost.com/blogs/monkey-cage/wp/2015/09/16/can-we-stop-… | |
[5] http://sites.middlebury.edu/presidentialpower/2015/07/19/why-the-donald-tru… | |
[6] https://www.washingtonpost.com/blogs/monkey-cage/wp/2015/08/28/why-does-tru… | |
[7] http://tyndallreport.com/comment/20/5773/ | |
[8] https://medium.com/echelon-indicators/theyearinnews-2015-433f186e876b#.o0xc… | |
## AUTOREN | |
Marco Wedig | |
## TAGS | |
Donald Trump | |
Medien | |
Präsidentschaftswahl | |
USA | |
Schwerpunkt USA unter Donald Trump | |
Schwerpunkt Rassismus | |
Schwerpunkt USA unter Donald Trump | |
USA | |
Alternative für Deutschland (AfD) | |
Michael Bloomberg | |
Donald Trump | |
USA | |
Donald Trump | |
Schwerpunkt Rassismus | |
USA | |
Donald Trump | |
Donald Trump | |
Al-Shabaab | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Rassismus im US-Wahlkampf: Trump kennt den Ku-Klux-Klan nicht | |
Der republikanische Präsidentschaftsbewerber will sich nicht von der | |
rassistischen Organisation distanzieren. Seine Konkurrenten gehen auf | |
Abstand. | |
Kommentar Iowa-Vorwahlen: Jetzt steht es drei zu zwei | |
Marco Rubio könnte sich als Alternative zu Trump und Cruz etablieren. | |
Hillary Clinton wird das Sorge bereiten – so wie das Duell mit Bernie | |
Sanders. | |
Letzte TV-Debatte vor den Vorwahlen: Ohne Teddy Trump | |
Aus Protest bleibt der Milliardär der Fernsehdebatte der Republikaner fern. | |
Und dennoch ist er Thema der Runde. Derweil zieht er andernorts seine | |
eigene Show ab. | |
Politiker boykottieren Talkshows: Schweigen ist Schrott | |
Donald Trump will nicht mit dem TV-Sender Fox News reden. Das ist dumm. | |
Malu Dreyer will nicht mit der AfD reden. Das ist dümmer. | |
Wahlkampf in den USA: Bloomberg will mitspielen | |
Der New Yorker Ex-Bürgermeister Michael Bloomberg erwägt, bei den US-Wahlen | |
als unabhängiger Kandidat anzutreten. Die Demokraten geben sich gelassen. | |
US-Präsidentschaftswahlkampf: Bloomberg gegen Trump | |
Michael Bloomberg, einer der reichsten US-Amerikaner, erwägt, für das Amt | |
des Präsidenten zu kandidieren. Und Donald Trump übertrifft sich wieder | |
einmal selbst. | |
US-Präsidentschaftswahlkampf: Darling der Rechten unterstützt Trump | |
Sarah Palin ist schrill, laut und eine Tea-Party-Ikone. Mit ihrer Hilfe | |
will Donald Trump offenbar am rechten Rand punkten. Dort ist ein Konkurrent | |
besonders beliebt. | |
Debatte im britischen Unterhaus: Trump darf nach Großbritannien | |
Das britische Unterhaus diskutierte ein Einreiseverbot für Donald Trump | |
wegen rassistischer Äußerungen. Der Antrag bekam aber keine Mehrheit. | |
Kolumne Der rote Faden: Fuck off, Ted Cruz | |
Willkommenskultur ist nicht mehr komfortabel, Martin Luther King so aktuell | |
wie nie, New York disst Ted Cruz – und Dirk Nowitzki Donald Trump. | |
TV-Debatte der US-Republikaner: Gewohnt harte Bandagen | |
Bei einer weiteren TV-Debatte der US-Republikaner gerieten Donald Trump und | |
Ted Cruz aneinander. Auch die Demokratin Hillary Clinton bekam ihr Fett | |
weg. | |
Bei Wahlkampfkundgebung von Trump: Muslimin protestiert mit David-Stern | |
Der stille Protest einer Muslimin während einer Rede von Donald Trump hat | |
für einen Eklat gesorgt. Sie wurde aus dem Saal verwiesen. | |
Kolumne Dumme weiße Männer: Das Jahr des weißen Mannes | |
Vor Kurzem wurde der Niedergang des weißen Mannes vorausgesagt. 2015 zeigte | |
aber, dass er noch immer für den größten Unfug verantwortlich ist. | |
Terrormiliz wirbt mit US-Politiker: Trump ist Al-Shabaabs Trumpf | |
Ein Video der somalischen Extremisten zeigt Donald Trumps Tiraden, um | |
Afroamerikaner für den Dschihad zu gewinnen. Den Republikaner juckt das | |
aber nicht. |