# taz.de -- Opposition in China: Pu Zhiqiang kommt frei | |
> Der Menschenrechtsanwalt ist zu einer dreijährigen Haftstrafe auf | |
> Bewährung verurteilt worden. Er hatte sich kritisch über die Regierung | |
> geäußert. | |
Bild: Der Anwalt bei einem Interview in Jahr 2010. | |
Peking dpa | Der in China seit Mai 2014 inhaftierte Menschenrechtsanwalt Pu | |
Zhiqiang soll auf freien Fuß kommen. Ein Gericht in Peking verurteilte den | |
50-Jährigen am Dienstag zu einer dreijährigen Haftstrafe, die jedoch zur | |
Bewährung ausgesetzt wurde. In dem Prozess, der vergangenen Montag begann, | |
wurde Pu Zhiqiang wegen regimekritischer Äußerungen über den | |
twitterähnlichen chinesischen Kurznachrichtendienst Weibo „Anstiftung zum | |
ethnischen Hass“ zur Last gelegt. Er soll auch „Streit angezettelt und | |
Ärger provoziert“ haben. | |
„Es war natürlich kein fairer Prozess, aber es ist das beste Ergebnis, das | |
er in China erwarten konnte“, sagte Si Weijiang, ein Freund des | |
Menschenrechtsanwalts der Deutschen Presse-Agentur. Mit der | |
Bewährungsstrafe sind laut Pu Zhiqiangs Anwälten strenge Auflagen | |
verbunden. Pu dürfe nicht mehr als Anwalt praktizieren und muss sich oft | |
bei der Polizei melden. Er dürfe auch nicht mehr mit Journalisten sprechen. | |
Auch könne er jederzeit wieder im Gefängnis landen, wenn ihm kleine | |
Verfehlungen nachgewiesen werden. | |
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International nahm das Urteil mit | |
gemischten Gefühlen auf. „Es ist positiv, dass Pu Zhiqiang wahrscheinlich | |
keine weitere Nacht im Gefängnis verbringen muss“, sagte William Nee von | |
Amnesty. Das Urteil sei dennoch nicht gerecht. Pu sei kein Krimineller und | |
der Schuldspruch ein klarer Versuch der Regierung, einen „Meister der | |
freien Meinungsäußerung zu fesseln“. | |
In seinen insgesamt 20 000 Weibo-Äußerungen, die meist sofort zensiert | |
wurden, hatte der Jurist die Kommunistische Partei und deren Politik | |
gegenüber Tibetern und Uiguren kritisiert. In dem Prozess ging es im Kern | |
um lediglich sieben dieser Nachrichten. | |
## „Mann der kleinen Leute“ | |
Der Prozess gegen den Anwalt hatte zuvor eine Welle internationaler Kritik | |
von Regierungen und Menschenrechtsorganisation ausgelöst. Am Dienstag | |
schirmten Hunderte Polizisten das Gerichtsgebäude in Peking vor | |
ausländischen Journalisten ab. Amnesty International berichtet, dass | |
Polizisten zwölf Demonstranten vor dem Gebäude abführten. | |
Bereits zum Prozessauftakt am 14. Dezember vor dem Zweiten Mittleren | |
Volksgericht war es zu Rangeleien mit Sicherheitskräften gekommen, die | |
handgreiflich gegen Unterstützer Pus und ausländische Journalisten | |
vorgegangen waren. | |
Pu Zhiqiang war schon als Student während der 1989 blutig | |
niedergeschlagenen Demokratiebewegung aktiv. Nach dem Studium der | |
Rechtswissenschaften unterrichtete er zunächst an der Universität. Er gilt | |
als „Mann der kleinen Leute“, vertrat aber auch den berühmten Künstler Ai | |
Weiwei bei dessen Inhaftierung 2011. Das staatliche chinesischen Magazin | |
„China Newsweek“ wählte ihn 2013 zur einflussreichsten Persönlichkeit zur | |
Förderung des Rechts. | |
22 Dec 2015 | |
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