| # taz.de -- Grüner Klimafonds in Bangladesch: Viel zu bürokratisch | |
| > Zu teuer und zu kompliziert: Expertin Sohara Mehroze Shachi kritisiert | |
| > die Hürden, um Hilfen zur Anpassung an den Klimawandel nutzen. | |
| Bild: Protest beim Global Climate March in Dhaka am 28. November 2015 | |
| Die Mangobäume in Bangladesch blühen nicht mehr so wie früher. Mit den | |
| veränderten Wetterzyklen ist die landwirtschaftliche Produktion | |
| unvorhersehbar geworden. Versalzung des Grundwassers, Zyklone und Fluten | |
| zerstören die Ackerflächen wie die auf der Landwirtschaft beruhende | |
| Ökonomie. Die von den Jahreszeiten abhängigen Kleinbauern sorgen sich mehr | |
| denn je um das Überleben ihrer Familien. | |
| Bangladesch ist laut dem [1][Globalen Klimarisikoindex der deutschen | |
| Organisation German Watch] die am stärksten vom Klimawandel betroffene | |
| Nation und kämpft entsprechend damit, sich daran anzupassen. Mehr als 70 | |
| Prozent der für die Anpassung ausgegebenen Mittel finanziert das arme Land | |
| gegenwärtig selbst. Dabei benötigt Bangladesch dringend internationale | |
| Hilfe, um Millionen Menschen vor den wachsenden Bedrohungen des | |
| Klimawandels zu schützen. | |
| Man könnte denken, dass die Vergabe von Geldern zur Bekämpfung des | |
| Klimawandels eigentlich eine einfache Sache ist. Denn Länder wie | |
| Bangladesch leiden darunter und benötigen Hilfe zur Anpassung an das | |
| Problem, dass die großen Industrieländer verursacht haben. Diese sollten | |
| deshalb dafür zahlen. Doch obwohl jetzt bei der Pariser Klimakonferenz | |
| weltweit Millionen Opfer des Klimawandels auf eine substantielle | |
| Finanzierungszusage warten, bleiben die Details der Finanzierung | |
| erstaunlich unklar. | |
| So ist erstens die Art des Geldes gar nicht klar. Als der [2][Grüne | |
| Klimafonds (GCF)] nach der Konferenz von Kopenhagen gegründet wurde, haben | |
| die unter dem Klimawandel leidenden Staaten zunächst erwartet, dass sie die | |
| Hilfen zur Anpassung und Milderung ohne Vorbedingungen erhalten würden. | |
| Doch zur großen Verärgerung sind inzwischen obligatorische Kofinanzierungen | |
| durch die Entwicklungsländer, Kredite und andere, nicht kostenfreie Hilfen | |
| Teil dieses Grünen Klimafonds geworden. | |
| ## Reiche Länder profitieren | |
| Zweitens sollten eigentlich 50 Prozent der Mittel für Anpassungsmaßnahmen | |
| in besonders verwundbaren Staaten zur Verfügung gestellt werden | |
| einschließlich der am wenigsten entwickelten Länder (LDCs), der kleinen | |
| Inselstaaten und der afrikanischen Staaten. Doch stattdessen gibt es jetzt | |
| viel mehr Geld für die Finanzierung von Maßnahmen zur Minderung des | |
| Klimawandels, wovon die reicheren Länder profitieren. | |
| Zudem machen es die komplizierten Regularien, um Mittel wie die vom Grünen | |
| Klimafonds ausgezahlt zu bekommen, für Regierungen von Ländern mit einem | |
| Mangel an technischen Kapazitäten wie Bangladesch extrem schwer, überhaupt | |
| Hilfen zu erhalten. Deshalb stellen sie für die Konzipierung von Projekten | |
| und das Schreiben von Anträgen ausländische Berater an, um solche Projekte | |
| überhaupt umsetzen zu können. Im Ergebnis geht dann ein nicht unerheblicher | |
| Teil der Gelder in solche Dienstleistungen und damit wieder zurück in die | |
| Industrieländer statt zu denen, die sie am dringendsten bräuchten. | |
| Deshalb ist es dringend nötig, dass die Pariser Klimakonferenz jetzt nicht | |
| nur die finanziellen Zusagen für Anpassungsmaßnahmen erhöht, sondern auch | |
| für Klarheit bei den Auszahlungsmechanismen sorgt sowie den Zugang zu den | |
| Mitteln für verwundbare Staaten erleichtert. Denn es geht darum, die Leben | |
| von Millionen Menschen wie den Kleinbauern in Bangladesch zu retten und | |
| ihnen ein Überleben zu ermöglichen. | |
| 9 Dec 2015 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://germanwatch.org/de/kri | |
| [2] /Geldregen-vor-der-Klimakonferenz/!5255681 | |
| ## AUTOREN | |
| Sohara Mehroze Shachi | |
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