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# taz.de -- Schießerei in San Bernardino: 14 Tote, 17 Verletzte
> Ein Paar schießt in einem Sozialzentrum um sich. 14 Menschen sterben, 17
> werden verletzt. Auch die Täter sterben später. Ihre Motive sind unklar.
Bild: Polizeieinsatz in San Bernadino am Ort des Angriffs.
NEW YORK taz | 14 Tote und 17 Verletzte – das ist die traurige Bilanz in
einem Sozialzentrum in San Bernardino in Kalifornien, nachdem dort Schüsse
fielen. Es war zweite bewaffnete Angriff in den USA in nur einer Woche. Und
der 355. im laufenden Jahr. Wenige Stunden später zog die Polizei nach
einer vom Fernsehen übertragenen Verfolgungsjagd und einem Feuergefecht
zwei weitere Tote in dem Stadtteil Redlands aus einem schwarzen SUV: eine
Frau und einen Mann. Beide waren schwer bewaffnet und in Kampfanzüge
gekleidet. Die Polizei hält sie für Verdächtige.
„Ist dies ein terroristisches Ereignis? Wir wissen es nicht“, sagte David
Bowdich, FBI-Mitarbeiter in Los Angeles. Schon gegen Mittag hatte der
Polizeichef von San Bernardino, Jarrod Burguan, bei einer ersten
Pressekonferenz erklärt, die Täter seien „vorbereitet, wie zu einer
Mission“ in die Anlage in San Bernardino gekommen, wo 670 Menschen in
mehreren Gebäuden arbeiten und Kinder und Erwachsene betreuen.
Handy-Videos von der Evakuierung zeigen Frauen und Kinder, die mit
erhobenen Händen und vor Angst zitternd durch die Gänge gehen. Schwer
bewaffnete Polizisten eskortieren sie. Ein anderes, eher aufgenommenes
Video zeigt Polizisten, die auf das Gebäude zulaufen. Gefilmt hat eine
Krankenschwester, die an einer Weihnachtsfeier in dem Zentrum teilnahm. Im
Hintergrund des Videos ist Lachen zu hören. Als sie zu filmen beginnt,
glaubt die Krankenschwester noch, dass es sich um eine Übung handelt. Dann
versteht sie, dass es der Ernstfall ist.
Die schwer bewaffneten und maskierten Täter kamen nach Angaben von
Polizeichef Burguan um 11 Uhr morgens in einen Versammlungsraum in der
Anlage und eröffneten sofort das Feuer. In dem Raum waren zahlreiche
Menschen, einige von ihnen saßen in Rollstühlen. Nach unterschiedlichen
Berichten handelte es sich um zwei oder drei Täter. In den Nachbarräumen
des Zentrums gingen Menschen unter ihren Schreibtischen in Deckung. Sie
baten ihre Angehörigen per SMS, für sie zu beten und flüsterten in
Telefone.
## Mutmaßliche Täter identifiziert
Nach der Schießerei nahm die Polizei eine flüchtende Person fest. Zunächst
war unklar, ob sie tatverdächtig war. Mehrere Stunden nach dem Massaker kam
es zu einem Schusswechsel mit zwei Insassen eines schwarzen SUV in einem
Wohngebiet. Bei der Verfolgungsjgad sollen die beiden Sprengstoff aus ihrem
Wagen geworfen haben. Bis zum späten Abend befanden sich San Bernardino und
das Wohngebiet Redlands im Ausnahmezustand.
Stunden nach der Schießerei konnte die Polizei die beiden getöteten
mutmaßlichen Täter identifizieren. Es handele sich um einen Mann und eine
Frau, die möglicherweise verheiratet oder verlobt gewesen seien, teilte
Polizeichef Burguan, am Donnerstag mit. Unter Berufung auf Verwandte hieß
es, die beiden seien verheiratet gewesen, die Frau 27 Jahre, der Mann ein
Jahr älter gewesen. Die Polizei sagte, sie gehe nicht davon aus, dass es
einen dritten Schützen gegeben habe. Das Motiv sei noch unklar. Auch
Terrorismus werde nicht ausgeschlossen.
Der Mann und wurde als US-Bürger mit muslimischen Hintergrund beschrieben,
berichtete der Sender CNN unter Berufung auf Polizeiangaben. Er soll seit
fünf Jahren in der Sozialeinrichtung gearbeitet haben. Die Frau stammte
möglicherweise aus Saudi-Arabien, berichtete die Los Angeles Times. Der
Mann ist offenbar vor wenigen Monaten in Saudi-Arabien gewesen. Sein
Arbeitskollege Patrick Baccari sagte am Donnerstag, der Verdächtige sei im
Frühjahr für rund einen Monat in das Land gereist und mit einer Ehefrau
zurückgekehrt. Als er zurückgekommen sei, habe sich herumgesprochen, dass
er geheiratet habe. Die Frau habe er als Apothekerin beschrieben. Sie
hätten ein Baby bekommen
Einer der beiden Schützen habe eine Feier in der Sozialeinrichtung besucht,
sagte der Polizeichef weiter. Der Mann habe die Veranstaltung verlassen und
sei später zurückgekehrt, um das Feuer zu eröffnen. Zuvor hatte bereits die
Los Angeles Times berichtet, dass es auf einer Feier in der Einrichtung zu
einer Auseinandersetzung gekommen sei. Eine beteiligte Person habe die
Feier verlassen und sei später mit einem oder zwei bewaffneten Begleitern
zurückgekehrt.
Das FBI prüft als Tatmotiv neben einem möglichen Arbeitsplatzdisput auch
einen möglichen terroristischen Hintergrund. Der Angriff galt
Polizeiangaben zufolge nicht behinderten Bürgern, sondern Mitarbeitern des
örtlichen Gesundheitsamts, die auf dem Gelände einen Raum für ein Festessen
gemietet hatten.
In der nahen Ortschaft Redlands untersuchten Polizisten mit Spezialgerät
ein Wohnhaus, in dem einer der Täter gewohnt haben soll. Dort wurde
Sprengstoff vermutet. Ein Roboter wurde in das Haus geschickt, um nach
möglichem explosiven Material zu suchen.
In der Einrichtung „Inland Regional Center“ wird die Betreuung von Menschen
mit Entwicklungsverzögerungen koordiniert. Die mehr als 670 Mitarbeiter
bieten Programme für 30 000 Menschen an – vom Neugeborenen bis hin zu
Senioren.
Die Schießerei in San Bernardino ist die tödlichste seit dem Massaker in
der Schule Sandy Hook in Newtown in Connecticut vor drei Jahren. [1][Erst
am vergangenen Freitag hatte eine Schießerei in einem
Familienplanungszentrum in Colorado Schlagzeilen gemacht.] Dabei kamen drei
Menschen ums Leben.
## 32.000 Tote jährlich durch Waffengewalt
In den USA befinden sich schätzungsweise mehr als 300 Millionen
Schusswaffen legal in privatem Besitz. Es ist das auch im zivilen Leben am
schwersten bewaffneten Industrieland der Welt. Grundlage für diesen
massiven Schusswaffenbesitz ist ein Verfassungszusatz, der aus dem Jahr
1791 stammt. Damals war das Land gerade unabhängig geworden. Heute
verteidigen Schusswaffenlobbies – allen voran die National Rifle
Organisation (NRA) – sowie zahlreiche Politiker das Recht auf Waffenbesitz.
Für viele Republikaner ist das Recht auf das Tragen einer Waffe ein Synonym
für Freiheit.
Mindestens 32.000 Menschen kommen in den USA jährlich durch Waffengewalt
ums Leben, wobei die Statistiken nicht immer genau sind, da nicht alle
Vorfälle gemeldet werden. Unter ihnen sind Opfer von gezielten
Schießereien, Unfällen, an denen nicht selten Kinder beteiligt sind, und
Selbstmörder. In diesem Jahrzehnt ist Waffengewalt in den USA zur
häufigsten Todesursache von jungen Menschen unter 26 Jahren geworden. Noch
vor tödlichen Autounfällen.
Nachdem am Mittwoch erste Informationen über die Schießerei bekannt wurden,
sprach Präsident Barack Obama in einem TV-Interview erneut von der
Notwendigkeit von mehr Schusswaffenkontrolle. „Diese Dinge passieren hier
häufiger als anderswo“, sagte er. „Wir sollten das nicht als Normalität
akzeptieren. Wir wissen, was wir unternehmen können“. (mit reuters, dpa,
ap)
3 Dec 2015
## LINKS
[1] /Schiesserei-im-US-Bundesstaat-Colorado/!5255900
## AUTOREN
Dorothea Hahn
## TAGS
Amerika
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