# taz.de -- Zukunft für Syrien: Krisenlösung mit oder ohne Assad? | |
> Um den IS-Terror zu stoppen, müsste der Bürgerkrieg in Syrien beendet | |
> werden. Doch Präsident Assad will seine Gegner erst besiegen, bevor er | |
> mit ihnen verhandelt. | |
Bild: Die einen wollen eine Lösung mit Assad, die anderen ohne ihn | |
Manila/Rom ap/dpa/taz | Syriens Präsident Baschar al-Assad erweist sich als | |
Hindernis für eine gemeinsame Strategie der internationalen Gemeinschaft im | |
Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat. US-Präsident Barack Obama | |
verlangte am Donnerstag in Manila, dass der 50-Jährige die Macht abgibt, | |
damit der Bürgerkrieg in Syrien beendet werden könne. Assad sagte dagegen | |
in einem Interview des italienischen Senders Rai-1, ein politischer | |
Übergangsprozess sei erst möglich, wenn die Terroristen in Syrien besiegt | |
seien. | |
Assad bekämpft gemäßigte und radikal islamistische Aufständische, die er | |
allesamt als „Terroristen“ bezeichnet. Seine Gegner in Syrien bekriegen | |
sich auch untereinander. Der Bürgerkrieg in Syrien tobt seit mehr als | |
viereinhalb Jahren. Mehr als 250 000 Menschen wurden getötet, mehr als elf | |
Millionen mussten ihre Häuser verlassen. Es entstand ein Machtvakuum, in | |
dem sich der IS etablierte und mehr als ein Drittel des Landes unter seine | |
Kontrolle brachte. Diese nutzt er auch als Basis für seine Terroranschläge. | |
Obama sagte, mit Assad an der Regierung sei der Bürgerkrieg nicht zu | |
stoppen. Russland und der Iran müssten sich entscheiden, ob sie Assad | |
weiter stützen oder den Staat Syrien als Ganzes mit einer legitimen | |
Regierung erhalten wollten. | |
Ziel der jüngsten diplomatischen Bemühungen um ein Ende der Syrien-Krise | |
sei, Raum und einen Ansatz für einen politischen Übergang zu schaffen. Der | |
anvisierte Waffenstillstand werde möglicherweise nicht von allen | |
Beteiligten des Bürgerkriegs eingehalten, doch könne er eine Art Ruhezonen | |
schaffen, fügte Obama hinzu. | |
Die USA, Russland und 17 weitere Länder hatten am vergangenen Wochenende in | |
Wien einen Plan für eine politische Lösung für Syrien skizziert. Danach | |
sollen Vertreter der Assad-Regierung und der Opposition bis zum 1. Januar | |
2016 zu ersten Gesprächen über die Bildung einer Übergangsregierung sowie | |
Neuwahlen zusammenkommen. Binnen sechs Monaten soll eine Übergangsregierung | |
stehen, in 18 Monaten sollen Neuwahlen folgen. | |
US-Außenminister John Kerry sagte danach, er halte einen Waffenstillstand | |
schon binnen weniger Wochen für möglich. Weder die syrische Regierung noch | |
die Opposition waren jedoch an den Verhandlungen beteiligt. | |
Assad sagte im italienischen Fernsehen zu einem politischen | |
Übergangsprozess: „Nichts kann beginnen, ehe nicht die Terroristen | |
bezwungen sind, die Teile Syriens besetzen.“ Sollte das syrische Volk eine | |
Präsidentschaftswahl wollen, „wird es keine rote Linie“ gegen deren | |
Ansetzung geben. Auf die Frage, wie groß das von seiner Regierung | |
kontrollierte Gebiet nach viereinhalb Jahren Bürgerkrieg sei, entgegnete | |
er: „Geografisch gesehen, verändert sich die Situation Tag für Tag.“ | |
Ob er die Terrormiliz IS unterstützt habe, um die Opposition zu spalten, | |
erwiderte Assad: Der IS-Anführer Abu Bakr „al-Bagdadi wurde von den USA | |
freigelassen, der IS hat also nicht in Syrien begonnen, sondern im Irak und | |
sogar noch früher in Afghanistan“. Der frühere britische Premierminister | |
Tony Blair habe „selbst gesagt, dass die Geburt des IS auch das Ergebnis | |
von Fehlern des Westens“ sei. Die Anschläge in Paris seien „ein | |
schreckliches Verbrechen. Wir in Syrien wissen, was es heißt, einen | |
geliebten Menschen bei einem so schrecklichen Verbrechen zu verlieren: Wir | |
leiden seit fünf Jahren darunter.“ | |
Frankreich hat nach den vom IS verantworteten Terroranschlägen in Paris | |
seine Luftangriffe gegen die Terrormiliz in Syrien verstärkt. | |
Militärsprecher Gilles Jaron sagte, Kampfflugzeuge hätten seit den | |
Attentaten etwa 60 Bomben abgeworfen und 35 IS-Ziele zerstört. Getroffen | |
worden seien Kommandozentren und Ausbildungsanlagen. Ziel der Luftangriffe | |
sei es, den IS zu schwächen und seine Organisation lahmzulegen. | |
19 Nov 2015 | |
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