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# taz.de -- Fußball-Clubs streiten ums Geld: Verschärfter Klassenkampf
> Die Mitglieder der Deutschen Fußball-Liga streiten um die Verteilung des
> TV-Gelds. Die Zweitligisten fürchten, dass ihre Einnahmen gedeckelt
> werden.
Bild: Das Geschäft mit den Emotionen: Die Freude der Leverkusener Spieler wir…
Frankfurt am Main taz | Es gibt wohl gute Gründe, dass Christian Seifert
und Reinhard Rauball sich in den letzten Tagen nicht zu Wort gemeldet
haben. Weder der Geschäftsführende Vorsitzende der Deutschen Fußball Liga
(DFL) noch der Liga-Präsident mochten die öffentliche Debatte befeuern, die
vor der Mitgliederversammlung des deutschen Profifußballs am heutigen
Mittwoch tobt.
Aber es ist davon auszugehen, dass beide hinter verschlossenen Türen
eindringliche Appelle an die Solidargemeinschaft richten. Denn obwohl die
genauen Zahlen über einen neuen Fernsehvertrag frühestens im Frühjahr 2016
auf den Tisch kommen, wird vorab über deren Verteilung heftig gestritten.
Zudem muss am Mittwoch über einen Antrag abgestimmt werden, dem so gut wie
keine Chancen auf Zustimmung eingeräumt werden: die Werksklubs wie Bayer
Leverkusen und VfL Wolfsburg oder fremdfinanzierte Gebilde à la TSG
Hoffenheim, denen Ausnahmen von der 50+1-Regel erlaubt sind, vom Geldfluss
der Medienerlöse abzuschneiden.
Initiator Andreas Rettig vom FC St. Pauli mag damit vereinsintern punkten
(und sich womöglich bald für den Liga-Vorstand bewerben) – hat aber nach
Meinung von Bundesliga-Vertretern insofern ein Eigentor geschossen, als
damit die Trennlinie zwischen Erster und Zweiter Liga noch schärfer wird.
Dass die Interessen stärker denn je auseinanderdriften, ist längst nicht
mehr zu leugnen. Nicht umsonst hatte Clemens Krüger (FSV Frankfurt) alle
Zweitliga-Vertreter für den gestrigen Dienstagabend zu einer Zusammenkunft
in seinem Stadion am Bornheimer Hang zusammengetrommelt. „Es ist wichtig,
dass wir Zweitligisten am Mittwoch mit einer Stimme sprechen“, sagt Krüger.
## Abstieg ins finanzielle Loch
Seiner Einladung folgte zwar nicht der Bundesliga-Aufsteiger FC Ingolstadt,
wohl aber der zweite Neuling, SV Darmstadt 98. Präsident Rüdiger Fritsch
(“Wir müssen uns weiterhin auch mit einem Zweitliga-Szenario
auseinandersetzen“) befürchtet nicht nur für seinen Klub Nachteile, sondern
vor allem im Abstiegsfall für Traditionsvereine wie Werder Bremen oder VfB
Stuttgart.
„Wenn die Kluft zwischen den beiden Spielklassen zu groß wird, besteht doch
die Gefahr, dass etablierte Erstligisten im Abstiegsfall so massive
Einschnitte vornehmen müssen, dass sie kaputtgehen, wenn sie nicht sofort
den Wiederaufstieg schaffen“, warnt der Wirtschaftsanwalt. Als
Negativbeispiele würden der 1. FC Nürnberg und 1. FC Kaiserslautern dienen,
die nunmehr in der Zweitklassigkeit gefangen sind. Fritsch spricht sich
gegen jede Art von Extremen aus – „und wir sollten aufpassen, dass die
Schere im deutschen Profifußball nicht noch extremer auseinandergeht“.
Bislang funktioniert die Zweite Liga hierzulande so gut wie nirgendwo
anders in Europa. Beim Zuschauerschnitt stellt das deutsche Unterhaus mit
durchschnittlich 17.853 Besuchern (2013/2014) die am siebtbesten besuchte
Fußballliga.
## Einnahmen werden aufgeteilt
Der Rekordumsatz aller Zweitligisten von 458 Millionen Euro kam aber vor
allem deshalb zustande, weil fast 130 Millionen Euro an Medienerlösen
flossen – die Einnahmen aus der nationalen Vermarktung werden zwischen
Erster und Zweiter Liga im Verhältnis 80:20 aufgeteilt. I
n dieser Saison werden 156,7 Millionen ausgeschüttet, denn zu den
TV-Einnahmen (139,2 Millionen) kommen noch Vermarktungserlöse und
Solidaritätszahlungen der Uefa. Für 2016/2017 kann die Zweite Liga dann
sogar mit insgesamt 165 Millionen Euro planen. Für Bayern-Boss Karl-Heinz
Rummenigge ist das „klassische Quersubventionierung“.
Mehr soll es daher nicht werden und die Zweite Liga nicht an steigenden
Erlösen beteiligt werden. „Wenn es jetzt um eine Deckelung der Zahlungen an
die Zweite Liga gehen soll, muss man darauf achten, dass auch diese Vereine
lebens- und wettbewerbsfähig bleiben müssen“, warnt Fritsch. Darmstadts
Präsident weiter: „Die Liga muss sich die Frage stellen, ob die Bundesliga
eine Art ‚closed shop‘ werden soll, in dem nur die wirtschaftlich starken
Vereine sich dauerhaft halten können. Es sollte aus meiner Sicht immer noch
eine faire Möglichkeit geben, aufzusteigen und sich zu halten – ohne das
viel zitierte Wunder.“
1 Dec 2015
## AUTOREN
Frank Hellmann
## TAGS
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