# taz.de -- Gerechtigkeitsdebatte im Fußball: Eine Frage der Solidarität | |
> Der FC St. Pauli will Bundesligaklubs von der Fernsehgeldverteilung | |
> ausschließen, die von der Aushöhlung der 50+1-Regelung profitieren. | |
Bild: Vier Vereine würden künftig von der Auszahlung der TV-Einnahmen ausgesc… | |
Berlin taz | Der Fußballbundesliga steht vor Weihnachten eine | |
Gerechtigkeitsdebatte bevor. Der FC St. Pauli will sie anstoßen, wie der | |
Kicker am Montag exklusiv berichtete. Am 2. Dezember wird in Frankfurt auf | |
der Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball-Liga (DFL) ein Antrag des | |
Zweitligisten verhandelt. | |
Zwei Themen werden in diesem schon jetzt viel diskutierten Papier | |
verbunden: Die zentrale Vermarktung und Verteilung der TV-Einnahmen und die | |
Aushöhlung der sogenannten 50+1-Regel, die Investoren verbietet, ungeachtet | |
der Höhe ihrer Anteile die Stimmenmehrheit bei Kapitalgesellschaften zu | |
übernehmen, in die Fußballvereine ihre Profimannschaften ausgegliedert | |
haben. | |
Konkret schlägt der FC St. Pauli vor, Vereine, die von Ausnahmeregelungen | |
der 50+1-Regelung profitieren, von der Verteilung der Einnahmen aus der | |
TV-Vermarktung von Spielen auszuschließen. Das beträfe bislang Bayer | |
Leverkusen, VfL Wolfsburg und 1899 Hoffenheim, von 2017 an auch Hannover | |
96. | |
Die betroffenen Klubs weisen das Ansinnen erwartungsgemäß scharf zurück. | |
Hannovers Vereinspräsident Martin Kind erklärte: „Wir denken, dass dieser | |
Antrag nicht mehrheitsfähig sein wird. Sollte ihm stattgegeben werden, ist | |
die Zentralvermarktung am Ende, dann würde es eine Einzelvermarktung | |
geben.“ Viele Zweitligisten würden künftig noch weniger Geld einnehmen als | |
bisher. Kurzum: Den Hamburgern wird vorgeworfen, die beklagte | |
Ungerechtigkeit mit ihrem Engagement selbst weiter voranzutreiben. Zur von | |
St. Pauli problematisierten Aushöhlung der 50+1-Regel äußerten sich die | |
betroffenen Klubs nicht. | |
## Nicht auf dem Holzweg | |
Bei St. Pauli wollten sich die Verantwortlichen nicht zu den Vorwürfen | |
äußern. Pressesprecher Christoph Pieper erklärte: „Wir wollen uns erst | |
einmal mit den anderen Klubs über unsere Beweggründe unterhalten.“ Dass man | |
sich aber bereits im Vorfeld der Initiative die Unterstützung von einigen | |
Vereinen zugesichert hat, wollte er nicht leugnen. Zu einem entsprechenden | |
Bericht der Welt erklärte Pieper: „Die sind sicherlich nicht auf dem | |
Holzweg.“ | |
Am Montag trauten sich die offenbar mit St. Pauli sympathisierenden Vereine | |
nicht so recht aus der Deckung. Lediglich Christian Heidel, der Manager von | |
Mainz 05, unterstrich, dass der FC St. Pauli eine berechtigte Debatte | |
angestoßen hat: „Vereine, die aufgrund einer Ausnahmegenehmigung unter | |
anderem Verluste aus dem operativen Fußballgeschäft durch ihren | |
Mutterkonzern oder Mehrheitsgesellschafter ausgleichen, haben unbestritten | |
wirtschaftliche Vorteile gegenüber den Klubs, die ihre Ausgaben für den | |
Fußball durch Einnahmen aus dem Fußball ausgleichen müssen.“ | |
Deshalb sollte man diskutieren können, ob künftig neben sportlichen | |
Kriterien auch wirtschaftliche Parameter bei der Verteilung der TV-Gelder | |
Berücksichtigung finden sollen, „ohne dies sofort als Ende der | |
Solidargemeinschaft der Bundesligen zu sehen.“ Einen kompletten Wegfall der | |
TV-Gelder für die vier Ausnahmeklubs, schränkte Heidel indes ein, halte er | |
nicht für gerechtfertigt. | |
Zumindest von einer offenen Debatte hält man beim Hamburger SV dagegen | |
nicht viel. Jörn Wolf, der HSV-Mediendirektor, sagte: „Man muss sich nicht | |
zu jedem Käse äußern.“ Es müsse nicht jeder Verein im Vorfeld dazu etwas | |
sagen. Die Liga werde das gemeinsam tun. | |
Die Erfolgschancen, dass die investorenfreundlichen Geschäftsmodelle der | |
Liga von der DFL-Versammlung in Frankfurt im Sinne von St. Paulis Antrag | |
abgestraft werden, sind gewiss eher gering. Zumal sich selbst kleinere | |
Erstligavereine wie Darmstadt 98 oder der FC Ingolstadt vor dem drohenden | |
Szenario einer Aufkündigung der Zentralvermarktung mehr fürchten als der | |
Kultklub St. Pauli. Und der FC Bayern droht ja schon lange mit einem | |
Ausstieg aus der Solidargemeinschaft. | |
(Mitarbeit Alina Schwermer) | |
23 Nov 2015 | |
## AUTOREN | |
Johannes Kopp | |
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