# taz.de -- Einigung auf Bundeshaushalt 2016: Die Null steht | |
> Die Mittel für die Flüchtlinge werden 2016 deutlich aufgestockt. Trotzdem | |
> will der Bund auch im nächsten Jahr keine neuen Schulden machen. | |
Bild: Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) spricht über den Entwurf… | |
Berlin dpa | Die „Schwarze Null“ für 2016 ist beschlossene Sache. Der | |
Haushaltsausschuss des Bundestages verabschiedete am frühen Freitagmorgen | |
den Etat der Koalition für das nächste Jahr. Er sieht trotz der | |
Milliarden-Mehrausgaben zur Bewältigung der Flüchtlingskrise weiter keine | |
neuen Schulden vor. | |
Damit kann Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) das dritte Jahr in Folge | |
die „Schwarze Null“ in seinem Etat anpeilen. Ob dies gelingt, hängt auch | |
von der weiteren Entwicklung der Flüchtlingszahlen und den Kosten für die | |
Integration ab. Dank höherer Haushaltsüberschüsse in diesem Jahr kann sich | |
Schäuble aber auf ein größeres Finanzpolster stützen als bisher gedacht. | |
In der entscheidenden „Bereinigungssitzung“ stockte der Haushaltsausschuss | |
nach 16-stündigen Verhandlungen die schon bestehende Rücklage zur | |
Finanzierung der Flüchtlingskosten auf 6,1 Milliarden Euro auf. Aus den | |
Etat-Überschüssen dieses Jahres war zunächst eine Rücklage von fünf | |
Milliarden Euro gebildet worden. Endgültig verabschiedet wird der Haushalt | |
Ende November. | |
Gegenüber dem Regierungsentwurf Schäubles vom Sommer wurden die Mittel für | |
das Bundesinnenministerium nochmals um rund eine Milliarde Euro erhöht. | |
Mehr Geld und zusätzliche Stellen gibt es für das Bundesamt für Migration | |
und Flüchtlinge (BAMF), die Sicherheitsbehörden und das Technische | |
Hilfswerk. | |
## Humanitäre Hilfe und Krisenprävention | |
Die Mittel für Integrationsmaßnahmen werden um 293 Millionen Euro | |
aufgestockt. Bis 2018 sind zudem insgesamt 165 Millionen Euro für die | |
Ersatzbeschaffung von drei Einsatzschiffen der Bundespolizei eingeplant. | |
Das Auswärtige Amt erhält rund 450 Millionen Euro zusätzlich für humanitäre | |
Hilfe und Krisenprävention. | |
Neben dem Flüchtlingsthema beschließt die Koalition auch für andere | |
Bereiche zusätzliche Ausgaben. Für eine finanzielle Anerkennung für | |
ehemalige deutsche zivile Zwangsarbeiter werden 2016 bis 2018 insgesamt 50 | |
Millionen Euro bereitgestellt. | |
Ländliche Betriebe werden um 78 Millionen Euro entlastet. Die Stiftung | |
Warentest soll in den kommenden Jahren insgesamt 100 Millionen Euro | |
erhalten. Die Kulturausgaben werden um rund 120 Millionen Euro aufgestockt. | |
Die Neuauflage eines Fonds zur Unterstützung der DDR-Dopingopfer in 2016 | |
und 2017 wird mit insgesamt 10 Millionen Euro ermöglicht. | |
Unterm Strich klettern die Ausgaben des Bundes 2016 nach dem Beschluss des | |
Haushaltsausschusses nun auf 316,9 Milliarden Euro. Im Regierungsentwurf | |
Schäubles vom Sommer waren noch 312 Milliarden Euro veranschlagt. Die | |
Investitionssumme steigt von 30,42 Milliarden im Entwurf auf nun 31,48 | |
Milliarden Euro. | |
## Länder und Kommunen sollen zahlen | |
Der haushaltspolitische Sprecher der Unions-Fraktion, Eckhardt Rehberg | |
(CDU), erklärte, der Bund werde seiner finanziellen Verantwortung in der | |
Flüchtlingskrise gerecht. „Länder und Kommunen müssen ihre jeweiligen | |
Anteile ebenfalls tragen.“ Die Vereinbarung vom Flüchtlingsgipfel müsse | |
Bestand haben. Sie dürfe nicht von den Ländern bei nächster Gelegenheit mit | |
der Forderung nach zusätzlichen Bundeshilfen aufgekündigt werden. | |
Tobias Lindner von den Grünen kritisierte, der Haushalt der Koalition gebe | |
auf die drängendsten Herausforderungen keine ausreichenden Antworten: | |
“Statt mit Mut und Tatkraft die Herausforderungen durch die Flucht und | |
Migrationsbewegungen, die Klimakrise und des Investitionsstaus anzugehen, | |
produziert sie Chaos und verfällt in zentralen Bereichen in Schockstarre.“ | |
13 Nov 2015 | |
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