# taz.de -- Netzausbau auf der letzten Meile: Telekom auf dem Weg zum Monopol | |
> Die Bundesnetzagentur stellt Pläne zum Ausbau des Internet vor – und | |
> damit eine entscheidende Weiche für die künftige Technik. | |
Bild: Ein Strauß Buntes: Telefonkabel. | |
BERLIN taz | Wirklich zufrieden klingt Ilja Braun nicht. Der Entwurf der | |
Bundesnetzagentur zum Netzausbau auf der letzten Meile sei zwar „gar nicht | |
so schlecht“, sagt der Referent für Telekommunikation beim | |
Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). Andererseits: „Die Kritik an | |
Remonopolisierungstendenzen der Telekom ist nicht ganz unberechtigt.“ | |
Es geht um einen Entscheidungsentwurf zur sogenannten Vectoring-Technik, | |
den die Bundesnetzagentur am Montag vorgelegt hat. Der befasst sich mit dem | |
Ausbau von Internetanbindungen auf der sogenannten letzten Meile – die | |
letzten Meter bis zum Hausanschluss des Kunden. Wo noch Kupferleitungen | |
liegen, lässt sich mit der Vectoring-Technologie mehr Geschwindigkeit | |
rausholen, ohne dass neue Glasfaserkabel verlegt werden müssen. Der Preis | |
für die Technik: An einem Verteiler kann immer nur ein Anbieter Vectoring | |
einsetzen. | |
Nach der Vorstellung der Telekom wäre sie das selbst gewesen – so zumindest | |
sah es der Antrag des Bonner Telekommunikationskonzerns vor. Die | |
Bundesnetzagentur hat sich nun an einem Kompromiss versucht: Die Telekom | |
darf die Technologie größtenteils einsetzen. Andererseits soll die | |
Konkurrenz die Gelegenheit bekommen, punktuell selbst das Netz im | |
Nahbereich der Endkunden auszubauen. | |
Da der Kompromissvorschlag bedeutet, dass mancherorts Konkurrenten der | |
Zugang zur letzten Meile verwehrt wird, sehen sie die Telekom als | |
Wieder-Monopolisten. „Der Entwurf der Regulierungsverfügung schützt das | |
Technologiemonopol der Telekom sehr weitgehend“, kritisiert Jürgen | |
Grützner, Geschäftsführer des Verbands der Anbieter von Telekommunikations- | |
und Mehrwertdiensten (VATM). Auch Katharina Dröge, Grüne und Mitglied im | |
Beirat der Bundesnetzagentur ist skeptisch: „Mit dem Entwurf wird ein | |
umfänglicher Wettbewerb verhindert, bestehende Unternehmen werden gegenüber | |
Neueinsteigern bevorteilt.“ | |
## Kupfer oder Glas | |
Die Telekom sieht das anders. Weil teilweise auch Wettbewerber einen | |
„exklusiven Zugang“ erhalten sollen, stellt das Unternehmen seine Zusage | |
zum Netzausbau infrage. Das wiederum ist nicht im Interesse der | |
Bundesnetzagentur. Die will von der Telekom möglichst schnell eine Zusage | |
als Grundlage für die Entscheidung. | |
Hinter dem Konflikt steht eine weitere Zukunftsfrage: Auf welche | |
Technologie wird gesetzt? Die Kupferkabel, die zwar fast überall verfügbar | |
sind, die aber der Geschwindigkeit der Internetanbindung Grenzen setzen? | |
Oder Glasfaserkabel, die deutlich schnelleres Internet ermöglichen, aber | |
vielerorts erst verlegt werden müssen? Die Bundesnetzagentur leistet mit | |
ihrem Entwurf der Nutzung von Kupferkabeln Vorschub. | |
„Es kann sein, dass man Investitionen verzögert, wenn man so einen | |
Kompromissvorschlag macht“, sagt Verbraucherschützer Braun. Je nachdem, wie | |
sich die im Internet angebotenen Inhalte, deren Nutzung und die damit zu | |
übertragenen Datenmengen entwickeln, wird das für Nutzer eher kurz- oder | |
eher langfristige Einschränkungen bedeuten. | |
24 Nov 2015 | |
## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
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