# taz.de -- Kommentar Klimaprotest-Verbot in Paris: Protestiert doppelt so laut | |
> Aktivisten dürfen in Paris nicht gegen den Klimagipfel demonstrieren. | |
> Aber Lobbyisten agitieren weiter. Nun müssen Alternativen her. | |
Bild: So leer wird es auch beim Klimagipfel sein: demonstrieren verboten | |
Das Verbot der großen Demonstrationen auf dem Klimagipfel in Paris trifft | |
die Umweltbewegung hart. Denn eine breite Koalition aus Ökos, | |
Gewerkschaften, Kirchen, Eine-Welt-Gruppen und vielen anderen ist dringend | |
notwendig, die vor den Toren der Verhandlungen friedlich Rabatz macht und | |
echte Fortschritte beim Klimaschutz einfordert. | |
Dass daraus so nichts wird, ist nicht nur eine Enttäuschung für die | |
Aktiven, sondern auch gefährlich: Der Gegendruck von außen und von unten | |
gegen den bequemen kleinsten Nenner in der Klimapolitik wird nun kaum noch | |
wahrnehmbar sein. Lobbyvertreter, die den Klimazug bremsen wollen, haben | |
dagegen auf der offiziellen Konferenz weiterhin Zugang zu den Delegierten. | |
Die Absage ist zwar ein hartes Stück Realpolitik, aber dennoch richtig. Wer | |
will in dieser Situation die Verantwortung für zehn- bis hunderttausende | |
Demonstranten übernehmen? Was ist, wenn es zu einer Massenpanik kommt? Weil | |
das traumatisierte Paris derzeit erst einmal Ruhe braucht, wäre eine laute, | |
bunte Demo vielleicht auch das falsche Zeichen. Und wer mit der | |
französischen Polizei in Zeiten des Ausnahmezustands Räuber und Gendarm | |
spielen will, der wird wahrscheinlich sein blau-weiß-rotes Wunder erleben. | |
Die Umweltbewegung wird kreativ werden müssen: ihre Paris-Kampagne ins | |
Internet verlegen, sich neue Aktionsformen überlegen, testen, wie man | |
demonstriert, ohne zu demonstrieren. | |
Vor allem aber ist klar: Die großen Demonstrationen in den Heimatstädten | |
der Klimasünder, in Peking, Washington, Berlin, Brasilia, Delhi und überall | |
sind nicht verboten. Hier muss der Druck stärker werden, die Stimmen müssen | |
den Regierenden in den Ohren dröhnen. Denn was in Paris unterschrieben | |
wird, wird nicht in Paris entschieden, sondern in den Hauptstädten der | |
Welt. | |
Also sollte gelten: Statt gemeinsam an der Seine macht jeder zu Hause das | |
Seine – und dafür doppelt so laut. | |
19 Nov 2015 | |
## AUTOREN | |
Bernhard Pötter | |
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