# taz.de -- Kooperationsverbot im Schulbereich: SPD und Grüne wollen Lockerung | |
> Eine Hälfte der Flüchtlinge ist unter 25 Jahre alt – eine riesige | |
> Integrationsaufgabe! Bildungspolitiker in Berlin rütteln daher nun an | |
> einem Tabu. | |
Bild: Bisher darf der Bund nur ausnahmsweise in Schulen investieren | |
Berlin dpa | SPD und Grüne im Bundestag verstärken den Druck auf | |
Bundesregierung und Länder, das umstrittene Kooperationsverbot in der | |
Schulpolitik zumindest zu lockern. Angesichts der notwendigen Integration | |
Hunderttausender Flüchtlinge in Schule, Ausbildung und Arbeitsmarkt sei | |
diese im deutschen Bildungsföderalismus angelegte Sperre gegen zusätzliche | |
Einwirkung des Bundes „ein in Verfassung gegossener Irrtum“. Das sagte der | |
stellvertretende SPD-Fraktionschef und Bildungsexperte Hubertus Heil am | |
Dienstag bei der Vorstellung eines 14-Punkte-Papiers für eine | |
„bildungspolitische Wende“. | |
„Wir können uns nicht mehr leisten, dass der Bund nur bei Naturkatastrophen | |
oder Finanzkrisen in Schulen investieren darf“, heißt es in dem | |
SPD-Positionspapier „Nationale Bildungsallianz“, das der Fraktion am | |
Nachmittag zur Kursbestimmung vorgelegt wurde. „Was wir vorschlagen, ist | |
nicht nur im Interesse von Flüchtlingen“, sagte Heil. | |
Auch die Grünen-Bundestagsfraktion forderte in einem Papier ihrer | |
Fachpolitiker: „Das Kooperationsverbot muss aufgehoben werden. Die | |
Bundesregierung darf sich den Herausforderungen im gesamten Bildungsbereich | |
nicht länger verschließen, sondern muss diese Hürde endlich gemeinsam mit | |
den Ländern beiseite räumen.“ Der Fraktionssprecher für Bildungspolitik, | |
Özcan Mutlu, sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Ein erfolgreiches | |
Einwanderungsland braucht gute Bildung. Hierfür ist eine gemeinsame | |
Bildungsoffensive von Bund und Ländern nötig. Wir dürfen die Schulen mit | |
den komplexen Herausforderungen nicht alleine lassen.“ | |
SPD-Fraktionsvize Heil räumte ein, es gebe „Schwierigkeiten mit den | |
Ländern“, die auf ihren Kompetenzen in der Schulpolitik beharrten. Es gehe | |
aber gar nicht darum, dass der Bund künftig den Schulsektor von den Ländern | |
übernehme, betonte Heil. Nach seinem Eindruck ist Bundesbildungsministerin | |
Johanna Wanka (CDU) zumindest „nicht grundsätzlich“ gegen Reformen beim | |
Kooperationsverbot. | |
Er verwies darauf, dass die Sperre im Wissenschaftsbereich 2014 schon über | |
eine Grundgesetzänderung gelockert worden sei. Seitdem ist es dem Bund | |
möglich, Projekte an Hochschulen auch dauerhaft zu finanzieren, falls es | |
sich um Fälle von überregionaler Bedeutung handelt. | |
## Bildungspolitische Wende gefordert | |
Eine „bildungspolitische Wende“ vor dem Hintergrund der Flüchtlingskrise | |
erfordert nach Ansicht der SPD-Fraktion auch eine Qualitätsoffensive für | |
Kitas, ein Ganztags-Ausbauprogramm für Grundschulen und die flächendeckende | |
Stärkung der Schulsozialarbeit. Das SPD-Bildungsprogramm habe auf der | |
Kostenseite eine „erhebliche milliardenschwere Dimension“, sagte Heil. In | |
dieser „Ausnahmesituation“ nichts oder zu wenig zu tun, werde aber teurer. | |
Ähnliche Akzente wie die Regierungspartei SPD setzt die Grünen-Opposition. | |
Eine Bildungsoffensive bedeute zusätzliche Erzieher, Lehrkräfte, | |
Professoren, Sozialarbeiter und Psychologen. Die stellvertretende | |
Fraktionschefin Katja Dörner sagte: „Jetzt ist der Zeitpunkt, den Schwung | |
und die Energie der Willkommenskultur des Sommers in eine | |
Willkommens-Infrastruktur umzusetzen.“ | |
3 Nov 2015 | |
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