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# taz.de -- Die Wahrheit: Endlich wieder zwölf
> Manchmal kommt frau aus dem Kichern gar nicht mehr heraus. Etwa, wenn sie
> sich vorstellt, dass ein Damm an einer Aprikose knabbert.
Manchmal fühlt man sich selbst im hohen Alter noch wie zwölf. Zum Beispiel
als eine Freundin mir neulich erzählte, dass die Gynäkologin ihr wegen
lockerer Bänder (haben Frauen da unten im Süden, kicher) ein „elektrisches
Gerät“ (kicher, kicher) verschrieben habe, das das „Powerhouse“ stimulie…
solle (kicher, kicher, kicher) und dass sogar ein Fachmann vorbeikäme und
ihr zeige, welche Knöpfe sie wo drücken müsse und wo genau es angelegt
würde. Kicher! Die Witzseite der Quick ist ein Kloster gegen die
schmierigen Sprüche, die urplötzlich aus mir herauspurzelten.
Kaum hatte ich mich wieder beruhigt, die Gliedmaßen zum Entspannen hinter
das E-Schlagzeugset geklemmt und ein paar leichte Stonerrockbeats
gedroschen, klingelte es an der Tür: Die Krankengymnastikpraxis unter mir
beschwerte sich, weil die Patientinnen bei dem Geklopfe die Übungen nicht
machen könnten. Schließlich müsse man Ruhe haben, wenn man daliege und sich
auf die Vorstellung konzentriere, dass der Damm (kicher) an einer Aprikose
knabbere (kicher, kicher).
Ich verschluckte mich fast daran, keine pubertäre Replik à la „Na dann hör
ich besser auf, bevor der Damm den Aprikosenkern noch verschluckt!“ aus dem
albernen Mundwerk dringen zu lassen, und versuchte, mein eigenes Powerhouse
stattdessen weitgehend zu relaxen. Der Zug war aber längst abgefahren: Als
ich den Fernseher anknipste, sah ich den beknackten Benny Hill, der mit
heraushängender Zunge jungen Mädchen nachstellte, während das Saxophon
„Yakety Yak“ spielte (kicher), und musste darüber giggeln wie ein
schweinigeliger Onkel vom Land.
Zu Ablenkungszwecken besuchte ich die Bibliothek mit dem festen Vorsatz,
ein paar Fachbücher zum Thema „Gender, Race and Class in Media“
auszuleihen. Aber ich blieb bei Pat Mallets „Kleinen Grünen Männchen“
hängen und kicherte so lange über die Grabscher vom Mars, bis man mich
wegen Ruhestörung an die frische Luft setzte.
Ich überlegte kurz, mich ein bisschen in der Nähe von echten Zwölfjährigen
herumzudrücken, um der Albernheit zumindest ein wenig Authentizität
abzugewinnen, bekam aber einen Dämpfer, als ich ein Grüppchen
Sechstklässler belauschte, die ernst und versiert über verschiedene
Minecraft-Mods und andere langweilige Computerspiele fachsimpelten und
dabei nicht ein einziges Mal kicherten.
Den Rest des Tages lag ich glucksend zu Hause herum, las die
Rotfuchs-Comics auf den Ro-Ro-Ro-Taschenbüchern (kicher), dachte mir
dämliche Reime über meine Arbeitgeber aus (kicher), schaute mir alte Bilder
von Micha und Robbie, dem Schlagzeuger und dem Sänger der ersten deutschen
Boygroup „The Teens“ an (schmacht) und wartete darauf, dass jemand mir
etwas zu Essen zubereitete, mich an meine Hausaufgaben erinnerte und die
Wäsche abnahm.
Zwölfjährige haben ja so viel Zeit. Sie reichte sogar noch, um auch
aktuelle Micha- und Rob-bie-Bilder im Netz zu finden. Dabei wurde ich dann
plötzlich wieder steinalt.
6 Nov 2015
## AUTOREN
Jenni Zylka
## TAGS
Jugendliche
Humor
Beatles
Straßenverkehr
Öffentlicher Nahverkehr
Hollywood
Tiere
Verbrechen
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