# taz.de -- Steinmeier in Teheran: Iran soll Assad Druck machen | |
> Der deutsche Außenminister ist erstmals zu Besuch im Iran. Er lobt den | |
> Atom-Deal und ermuntert Teheran, seinen Einfluss in Syrien konstruktiv zu | |
> nutzen. | |
Bild: Ungewohnte Bilder: Steinmeier mit seinem iranischen Kollegen Sarif bei ei… | |
TEHERAN dpa | Außenminister Frank-Walter Steinmeier hat den Iran zur | |
konstruktiven Mitwirkung bei den Friedensbemühungen im Syrien-Konflikt | |
aufgefordert. Bei einem Besuch in Teheran appellierte Steinmeier am Samstag | |
an den Iran, seinen Einfluss auf Syriens Machthaber Baschar al-Assad und | |
dessen Umgebung zu nutzen, damit „erste Schritte hin zu einer Deeskalation“ | |
möglich seien. Der Iran ist zusammen mit Russland Assads wichtigster | |
Unterstützer. | |
Alle Versuche, den Iran zusammen mit anderen Regionalmächten wie die Türkei | |
und Saudi-Arabien zu Syrien-Gesprächen zu bewegen, hatten bislang keinen | |
Erfolg. Der iranische Außenminister Mohammed Dschawad Sarif zeigte sich bei | |
einem Treffen mit Steinmeier aber grundsätzlich dafür offen. Der Iran sei | |
bereit, eine „konstruktive Rolle“ bei der Lösung von regionalen Konflikten | |
zu spielen. | |
Steinmeier hält sich bis Sonntag in Teheran auf. Am Nachmittag stand ein | |
Treffen mit Staatspräsident Hassan Rohani auf dem Programm. Die Beziehungen | |
waren seit mehr als einem Jahrzehnt durch den Streit um das iranische | |
Atomprogramm sehr belastet. Mitte Juli verständigten sich die fünf | |
UN-Vetomächte und Deutschland dann mit dem Iran darauf, dass das Land | |
Atomkraft zivil nutzen darf, auf die Entwicklung einer eigenen Atombombe | |
aber verzichtet. | |
Steinmeier mahnte, die Vereinbarungen jetzt auch zügig umzusetzen. „Das | |
fällt alles nicht vom Himmel. Wir wissen, dass der größere Teil der Arbeit | |
uns noch bevorsteht.“ Erst in einigen Monaten werde man wissen, ob das | |
Abkommen ein Erfolg sei. Im Iran gibt es Zweifel, dass der Westen die | |
Jahrzehnte alten Sanktionen tatsächlich aufheben will. Das Land leidet | |
darunter schwer. An diesem Sonntag muss der Iran mit der Umsetzung der | |
Vereinbarungen beginnen. | |
## Deutschland plant Friedenskonferenz | |
Mit Blick auf Irans Rolle in Syrien sagte Steinmeier: „Es ist kein | |
Geheimnis, dass unsere Position nicht in jeder Hinsicht deckungsgleich | |
sind. Aber wir haben ein gemeinsames Interesse daran, dass das Morden in | |
Syrien ein Ende findet und dass Syrien als Staat erhalten bleibt.“ | |
Deutschland strebt dazu eine Friedenskonferenz an, an der neben Russland | |
auch die großen Regionalmächte beteiligt sind. | |
Bislang lehnen das der Iran und Saudi-Arabien, die sich die Führungsrolle | |
im Nahen Osten streitig machen, strikt ab. Steinmeier appellierte an beide, | |
die bisherige Sprachlosigkeit zu überwinden: „Jeder Akteur in der Region | |
hat eine Verantwortung, die über das nationale Interesse hinaus geht. Diese | |
Verantwortung ist wichtiger als Ehrgeiz und nationaler Stolz.“ | |
Sarif sagte zu Assads Zukunft, in der Vergangenheit habe man sich in Syrien | |
zu sehr auf das Schicksal von „Individuen“ konzentriert. Besser wäre es | |
jedoch, sich um den Erhalt der staatlichen Institutionen zu kümmern. Die | |
Machtstrukturen müssten „reformiert“ werden. „Lassen wir das syrische Vo… | |
die Frage des Personals klären“, sagte der Außenminister. „Das Volk wird | |
entscheiden, wer in Syrien am Anfang sein wird und wer am Ende.“ | |
Am Sonntag reist Steinmeier nach Saudi-Arabien weiter. Letzte Station der | |
Reise ist dann am Dienstag Jordanien. Zuletzt war der damalige grüne | |
Außenminister Joschka Fischer 2003 zu einem längeren Besuch im Iran. 2011 | |
war dann auch der damalige FDP-Außenminister Guido Westerwelle für einige | |
Stunden in Teheran. Damals ging es darum, zwei inhaftierte deutsche | |
Journalisten zurück nach Berlin zu bringen. | |
17 Oct 2015 | |
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