| # taz.de -- Netanjahu und Steinmeier reden vor UN: 45 Sekunden kein Wort | |
| > Während Israels Premier Netanjahu vor den UN mit Schweigen auf den | |
| > Iran-Atom-Deal reagiert, pocht Steinmeier auf mehr Zusammenhalt im | |
| > Syrien-Konflikt. | |
| Bild: Sagt auch mal kein Wort: Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu au… | |
| New York afp/dpa | Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat mit | |
| einem Schweige-Protest vor den Vereinten Nationen das internationale | |
| Atomabkommen mit dem Iran angeprangert. Während seiner Rede bei der | |
| UN-Generaldebatte in New York herrschte am Donnerstag fast eine Minute lang | |
| wortlose Stille. Im Konflikt mit den Palästinensern erklärte der | |
| Ministerpräsident seine Bereitschaft zur sofortigen Wiederaufnahme von | |
| Friedensverhandlungen. | |
| Netanjahu warf der UNO vor, die Drohungen des Iran gegen sein Land wortlos | |
| hinzunehmen. „Vollkommene Stille. Ohrenbetäubende Stille“, erklärte | |
| Netanjahu und sagte anschließend für 45 Sekunden kein Wort. „Ich weigere | |
| mich, still zu sein“, führte er seine Rede fort. | |
| „Dieser Deal macht Frieden nicht wahrscheinlicher, indem Irans Aggressionen | |
| mit Milliarden von Dollar an Sanktionserleichterungen geschürt werden. Er | |
| macht Krieg wahrscheinlicher“, sagte Netanjahu. Sein Land werde alles tun, | |
| um sich zu verteidigen. „Israel wird keiner Kraft auf Erden erlauben, seine | |
| Zukunft zu gefährden“, sagte er. | |
| Der Iran hatte sich Mitte Juli mit den fünf UN-Vetomächten und Deutschland | |
| darauf geeinigt, sein umstrittenes Atomprogramm unter internationale | |
| Kontrolle zu stellen. Teheran verpflichtet sich in dem Abkommen zu | |
| tiefgreifenden Einschnitten bei der Urananreicherung. Im Gegenzug sollen | |
| die Sanktionen gegen den Iran aufgehoben werden. | |
| ## Friedensgespräche mit Abbas aufnehmen | |
| Im Konflikt mit den Palästinensern erklärte sich Netanjahu bereit, | |
| „umgehend direkte Friedensverhandlungen ohne jede Vorbedingung“ | |
| aufzunehmen. Die Friedensgespräche zwischen Israelis und Palästinensern | |
| liegen auf Eis, seit der letzte Vermittlungsversuch von US-Außenminister | |
| John Kerry im April 2014 scheiterte. | |
| [1][Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hatte am Mittwoch in seiner Rede | |
| vor der UN-Vollversammlung die Aufkündigung des Friedensprozesses mit | |
| Israel angedroht.] Die Palästinenser seien nicht länger an die Verträge von | |
| Oslo gebunden, wenn diese von Israel nicht eingehalten würden, sagte Abbas. | |
| Nun wandte sich Netanjahu direkt an den Palästinenserpräsidenten mit dem | |
| Vorschlag neuer Gespräche: „Präsident Abbas, ich weiß es ist nicht einfach. | |
| Ich weiß, dass es schwer ist. Aber wir schulden es unseren Völkern, es zu | |
| versuchen.“ Außerdem rief er die Palästinenserführung auf, sich an die | |
| geschlossenen Vereinbarungen zu halten: „Die Palästinenser sollten sich | |
| nicht vom Frieden entfernen.“ In den vergangenen Wochen hatten schwere | |
| Zusammenstößen vor der Al-Aksa-Moschee in Jerusalem Befürchtungen von einem | |
| neuen Palästinenseraufstand geschürt. | |
| ## Der Syrien-Krieg und seine Flüchtlinge | |
| Auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier sprach am Donnerstag vor | |
| der UN-Vollversammlung. Nach den russischen Luftangriffen in Syrien hat er | |
| Moskau vor weiteren Alleingängen gewarnt. Das Morden könne nur durch | |
| gemeinsames Vorgehen beendet werden, sagte Steinmeier in New York. „Statt | |
| einsamer Entscheidungen Einzelner, zuletzt Russlands, nun auch direkt | |
| militärisch in Syrien einzugreifen, brauchen wir den politischen Einsatz | |
| für eine Transformation.“ | |
| Trotz aller Meinungsverschiedenheiten gebe es in dem Konflikt auch | |
| gemeinsame Ziele wie den Erhalt der territorialen Einheit des Landes. Die | |
| brutale Diktatur von Machthaber Baschar al-Assad müsse aber beendet werden. | |
| Zugleich gelte es, die Herrschaft der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu | |
| brechen. Um die Zukunft Assads hatten vor allem die USA und Russland heftig | |
| gestritten: Washington und viele andere Länder wollen einen Neuanfang, | |
| Russland sieht Assad trotz der brutalen Unterdrückung als Anker der | |
| Stabilität. | |
| In der Flüchtlingskrise mahnte Steinmeier abermals eine „europäische | |
| Lösung“ an. Deutschland habe seit Beginn des Jahres 600.000 Flüchtlingen | |
| aufgenommen. Täglich kämen bis zu 10.000 hinzu. „Diese Zahlen zeigen, dass | |
| auch wir auf Dauer dieser Aufgabe alleine nicht gewachsen sind.“ Zugleich | |
| müssten aber auch Staaten wie die Türkei, Libanon und Jordanien besser | |
| unterstützt werden, „damit nicht eine Flüchtlingswelle die nächste | |
| auslöst“. | |
| 2 Oct 2015 | |
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