# taz.de -- EM-Quali Deutschland gegen Georgien: „Das ist nicht unser Standar… | |
> Die DFB-Elf quält sich zur Europameisterschaft. Sie legt in ihrem letzten | |
> Match der Qualifikationrunde in Leipzig gegen Georgien einen bizarren | |
> Auftritt hin. | |
Bild: Group hug! | |
LEIPZIG dpa | Mit Mühe und Not hat sich Weltmeister Deutschland gegen die | |
Fußball-Nobodys aus Georgien zur EM gequält. Das Team des lange | |
fassungslosen Bundestrainers Joachim Löw gewann durch ein spätes Tor von | |
Max Kruse (79. Minute) mit 2:1 (0:0) und schaffte damit am Sonntag als | |
Sieger (22 Punkte) [1][der Gruppe D] den Sprung zur Endrunde im kommenden | |
Sommer in Frankreich. Die deutsche Nationalmannschaft ist damit zum | |
zwölften Mal nacheinander seit 1972 bei einer Europameisterschaft dabei. | |
Überzeugend war aber auch der letzte Auftritt in der Qualifikation nicht. | |
„Das ist nicht unser Standard, wie wir gespielt haben“, betonte Löw im | |
TV-Sender RTL. „Wir können heute das gleiche Lied singen wie gegen Irland.“ | |
Es komme einfach ein gewisser Frust dazu, wenn man nicht frühzeitig in | |
Führung gehe. „Ich bin auch geschafft, da war ich nicht drauf eingestellt, | |
dass man heute noch ein Stück zittern musste. Unsere Mannschaft hat sich | |
das Leben selbst schwer gemacht“, kommentierte DFB-Präsident Wolfgang | |
Niersbach. | |
Der Gastgeber brauchte am Sonntag in Leipzig sogar ein von Thomas Müller | |
genutztes Elfmeter-Geschenk (50.), um in Führung zu gehen. Nach dem | |
überraschenden Ausgleich des Weltranglisten-110. durch Jaba Kankawa (53.) | |
musste Neuer mit Weltklasse-Paraden weitere Gäste-Treffer verhindern. Erst | |
der eingewechselte Kruse erlöste die 43 630 Fans im Leipziger Stadion und | |
Millionen vor den TV-Geräten. | |
Die Ausgangslage war klar, nur dass sich die deutsche Mannschaft nach dem | |
blamablen 0:1 auf der Grünen Insel eigentlich nicht mit einem Remis | |
zufriedengeben wollte. Ein Sieg und dazu noch ein überzeugender Auftritt | |
sollten vor heimischem Publikum her. Nach einer kurzen verhaltenen | |
Abtastphase erarbeitete sich die DFB-Elf auch Chance um Chance. | |
Nicht mal zwei Minuten waren gespielt, da zog Müller aus knapp 16 Metern | |
ab, Torwart Nukri Rewischwili war aber im kurzen Eck zur Stelle. | |
Bayern-Profi Müller wirkte vom Anpfiff weg agiler und aktiver als in | |
Irland. So wie zunächst die gesamte Mannschaft, nur ein Tor wollte partout | |
nicht fallen. Allein Marco Reus hätte gleich mehrfach treffen können, | |
vergab aber fahrlässig wie in der zwölften Minute, als der Dortmunder nach | |
toller Vorarbeit von Mesut Özil und Müller per Hacke aus sechs Metern den | |
Ball übers Tor drosch. | |
In der 18., in der 31., in der 34. und in der 37. Minute scheiterte Reus | |
abermals entweder an der eigenen Unkonzentriertheit oder an Georgiens | |
Keeper Rewischwili. Der 28 Jahre alte Schlussmann von Mordowia Saransk | |
hatte auch schon zu Beginn gegen Ilkay Gündogan geklärt. | |
## Verpasste Gelegenheiten | |
Löws Forderung nach Effizienz wurde nicht erhört. Er hatte sein Team im | |
Gegensatz zur Partie in Irland wieder in der gewohnten 4-2-3-1-Formation | |
auf den Rasen geschickt, als Sturmspitze sollte sich Wolfsburgs André | |
Schürrle versuchen. Mario Götze hatte das Team verletzt bereits verlassen, | |
Kapitän Bastian Schweinsteiger musste erneut wegen seiner | |
Leistenbeschwerden passen und mit Sorge die fahrlässige Chancenverwertung | |
von der Bank aus beobachten. | |
Um ein Haar hätten sich die verpassten Gelegenheiten sogar schon in der | |
ersten Hälfte böse gerächt. Bedanken konnte sich die DFB-Mannschaft in der | |
27. Minute aber bei Torwart Manuel Neuer. Nach einem Querpass von Waleri | |
Kasaischwili konnte der Bayern-Keeper den Schuss von Tornike Okriaschwili | |
gerade noch klären. | |
10:1 Schüsse aufs Tor aus deutscher Sicht, 5:1 Versuche Richtung | |
georgischer Kasten – aber auch nach 45 Minuten gegen eine Gäste-Mannschaft, | |
die mit ihren Möglichkeiten in Handball-Manier ihren Strafraum mit einer | |
Fünfer- und einer Viererkette davor absicherte, kein Tor. Zu wenig | |
Inspiration kam über die Außenverteidiger mit Jonas Hector und Matthias | |
Ginter, die beiden Sechser, Gündogan und Toni Kroos, verschleppten die | |
Angriffe teilweise. Vereinzelte Pfiffe wurden laut in Leipzig. | |
Aus leichtem Unmut wurde nach dem Wiederanpfiff nach kurzem Jubel | |
Ungläubigkeit. Zunächst schien der Bann gebrochen, als Müller den an Mesut | |
Özil von Kankawa verwirkten Elfmeter zu seinem neunten Tor in der | |
Qualifikation verwandelte. Kurz danach konnte Neuer bei einem Schuss | |
Richtung Winkel von Nika Kwekweskiri entschärfen. Als Kankawa aber nach | |
einem Eckball und einer Kopfballabwehr in die Mitte von Hector aus 16 | |
Metern abzog, war auch der Weltmeister-Torwart machtlos. | |
Statt Sicherheit zu gewinnen, verlor das deutsche Spiel jegliche Struktur. | |
Waleri Kasaischwili scheiterte nach einem Solo, im Strafraum des | |
Weltmeisters herrschte mitunter heilloses Durcheinander. Die Georgier, die | |
in bislang vier Spielen gegen die deutsche Mannschaft vier Niederlagen | |
kassiert hatten, waren dem Führungstreffer phasenweise näher als die | |
Gastgeber. Löw reagierte, nahm den wirkungslosen Schürrle vom Platz, | |
brachte dessen Vereinskollegen Max Kruse – und der traf mit links nach | |
Zuspiel von Özil, gerade mal drei Minuten nach seiner Einwechslung. „Es ist | |
schwer gegen solche Gegner zu spielen, die sich mit elf Mann | |
hintenreinstellen. Aber irgendwas müssen wir uns auch einfallen lassen“, | |
meinte Matchwinner Kruse. | |
## Ergebnisse im Überblick | |
GRUPPE A: Island und Tschechien haben sich für die EM qualifiziert. Die | |
Türkei (15 Punkte) wäre mit einem Punkt im abschließenden Gruppenspiel | |
gegen Island am Dienstag für die Playoffs qualifiziert, weil sie den | |
direkten Vergleich gegen die Niederlande (13) gewonnen hat. Nur bei einer | |
türkischen Niederlage hat Oranje bei einem eigenen Erfolg über Tschechien | |
noch die Chance auf Platz drei. | |
GRUPPE B: Belgien und Wales haben das Frankreich-Ticket gelöst. Dahinter | |
gibt es einen Dreikampf um Platz drei mit Bosnien-Herzegowina (14), Israel | |
(13) und Zypern (12). Bosnien muss am Dienstag auf Zypern antreten und wäre | |
mit einem Erfolg in den Playoffs. Andernfalls kann Israel mit einem Sieg in | |
Belgien vorbeiziehen. Gelingt dies nicht, wäre Zypern mit einem eigenen | |
Sieg gegen Bosnien sogar lachender Dritter. | |
GRUPPE C: Titelverteidiger Spanien hat sich bereits qualifiziert. Das | |
zweite Direkt-Ticket hätte die Slowakei (19) mit einem Sieg am Montag in | |
Luxemburg sicher, da sie den direkten Vergleich gegen die Ukraine (19) für | |
sich entschieden hat. Die Ukraine muss möglichst gegen Spanien gewinnen und | |
auf einen Patzer der Slowaken hoffen. Bei einem Sieg hat der EM-Gastgeber | |
von 2012 aber auch gute Chancen, als bester Gruppendritter weiterzukommen. | |
GRUPPE D: Deutschland (22) und Polen (21) sind als Erster und Zweiter | |
sicher bei der EM. Irland ist nach der 1:2-Niederlage in Warschau | |
Tabellendritter und muss in die Relegation. | |
GRUPPE E: England und die Schweiz haben sich für die Endrunde qualifiziert. | |
Slowenien (13) ist fast sicher in den Playoffs. Nur Estland (10) könnte mit | |
einem hohen Sieg am Montag gegen die Schweiz bei einer Niederlage der | |
Slowenen in San Marino noch vorbeiziehen. Zugleich dürfte Litauen (10) | |
nicht gegen England gewinnen. | |
GRUPPE F: Nordirland (21) und Rumänien (20) fahren zur Endrunde. Mit dem | |
lockeren 3:0-Sieg auf den Färöer sicherten sich die Rumänen als | |
Gruppenzweiter ihr Ticket. Ungarn (16) muss nach der kuriosen 3:4-Pleite in | |
Griechenland in die Playoffs. Aber auch so haben die Ungarn (16) noch die | |
Chance, als bester Gruppendritter die EM-Teilnahme direkt zu schaffen. | |
GRUPPE G: Österreich hat die Endrunden-Teilnahme geschafft. Dahinter reicht | |
Russland (17) am Montag ein Punkt gegen Montenegro, um sich direkt zu | |
qualifizieren. Nur bei einer Niederlage des WM-Gastgebers von 2018 könnte | |
Schweden (15) bei einem eigenen Erfolg gegen Moldawien noch vorbeiziehen. | |
Ansonsten müssen Zlatan Ibrahimovic und Co. in die Playoffs. | |
GRUPPE H: Italien ist für die EURO qualifiziert. Dahinter machen Norwegen | |
(19) und Kroatien (17) den zweiten und dritten Platz unter sich aus. | |
Norwegen wäre mit einem Sieg am Dienstag in Italien durch. Gelingt dies | |
nicht, können die Kroaten bei einem eigenen Erfolg auf Malta vorbeiziehen, | |
da sie den direkten Vergleich mit Norwegen gewonnen haben. | |
GRUPPE I: Portugal (21) und Albanien (14) haben die EM-Teilnahme sicher. | |
Dahinter muss Dänemark (12) den Umweg über ein Entscheidungsspiel nehmen. | |
Durch den 3:0-Erfolg am Sonntag in Armenien hatte Albanien die Mannschaft | |
von Trainer Morten Olsen noch überholt. | |
Der beste Gruppendritte ist ebenfalls für die EM qualifiziert. Die beste | |
Chance auf das Direkt-Ticket hat Ungarn, aber auch die Ukraine könnte mit | |
einem Sieg gegen Spanien am Montag noch an Ungarn vorbeiziehen. | |
12 Oct 2015 | |
## LINKS | |
[1] http://www.dfb.de/die-mannschaft/turniere/ | |
## AUTOREN | |
Jens Mende | |
Arne Richter | |
## TAGS | |
Fußball | |
Fußball-EM 2024 | |
Deutsche Fußball-Nationalmannschaft | |
Joachim Löw | |
Schwerpunkt Flucht | |
Fifa | |
Niederlande | |
Schwerpunkt Fußball-EM 2024 | |
Fußball | |
Fußball | |
Fußball | |
Irland | |
Fußball | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Verteilung von Flüchtlingen nach Quoten: Slowakei verklagt EU | |
Die Regierung in Bratislava fordert den Europäischen Gerichtshof auf, die | |
Entscheidung des EU-Rats für ungültig zu erklären. Ungarn warnt vor einem | |
Deal mit Ankara. | |
Ranking der Fifa: Liste auf Krücken | |
Das Team von Belgien auf Platz eins und Frankreich auf 24? Die Rangliste | |
des Fußball-Weltverbandes ist absurd. Dabei gäbe es ein alternatives | |
System. | |
Nach dem niederländischen EM-Aus: „Alles ist kaputt“ | |
Nach der verpatzten EM-Quali kursiert die Angst vor den „belgischen | |
schwarzen Jahren“. An ein schnelles Comeback glauben nur wenige. | |
EM-Qualifikation Männer-Fußball: Ohne Holland … | |
… fährt die Türkei zur EM: Die Niederlande werden 2016 in Frankreich | |
fehlen. Einen weiteren Platz sicherte sich Kroatien. Norwegen und Bosnien | |
erreichen die Play-offs. | |
EM-Qualifikation im Männerfußball: Und noch ein Debütant | |
Die Slowakei hat sich ihre erste EM-Teilnahme gesichert. Auch Russland ist | |
in Frankreich mit dabei. Schweden und die Ukraine können noch auf die | |
Play-offs hoffen. | |
Qualifikation Fußball-EM: „Unnötigste Niederlage“ | |
Deutschland verliert in der EM-Qualifikation mit 1:0 gegen Irland. Um | |
weiterzukommen, muss das Team Sonntag gegen Georgien ein Unentschieden | |
erreichen. | |
Kommentar Blatter-Suspendierung: Witzig, diese Fifa | |
Joseph Blatter hat es erwischt – endlich. Dass die Fifa korrupt ist, wissen | |
wir schon lange. Mitzuerleben, wie sie sich zerlegt, ist eine wahre Freude. | |
Fußball-EM-Qualifikation: Inflationsopfer aus Irland | |
Gegen Deutschland muss Irland einige Ausfälle verkraften. Schwerer wiegt, | |
dass die Jungprofis in ihren Klubs nicht zum Einsatz kommen. | |
Kabarettist über Österreichs Fußballer: „So merkwürdig konstant“ | |
Dirk Stermann wundert sich über den Erfolg des österreichischen Teams, das | |
sich für die EM qualifiziert hat und spricht über Flaschen, Malente und | |
Córdoba. |