# taz.de -- Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung: Acht Uhr Demo, neun Uhr Parlame… | |
> Der Bundestag beschließt am Freitag die Vorratsdatenspeicherung, die 2017 | |
> beginnen soll. Eine Verfassungsbeschwerde ist unterwegs. | |
Bild: Alle Proteste gegen die Vorratsdatenspeicherung waren vergeblich. | |
Freiburg taz | Die Union und die SPD werden an diesem Freitag im Bundestag | |
die Vorratsdatenspeicherung beschließen. Um 9 Uhr beginnt die Debatte im | |
Parlament. Bürgerrechtlergruppen wie der Arbeitskreis | |
Vorratsdatenspeicherung und die Digitale Gesellschaft rufen um 8 Uhr zur | |
Demo auf den Platz vor dem Reichstag. | |
Telefon- und Internetunternehmen müssen künftig die Verbindungsdaten aller | |
Kunden anlasslos zehn Wochen lang speichern, für den Fall, dass die Polizei | |
sie brauchen könnte. Standortdaten von Handys sollen nur vier Wochen | |
gespeichert werden. | |
Im Rechtsausschuss am Mittwoch nahm die Große Koalition nur noch eine | |
relevante Änderung vor. So soll drei Jahre nach Start der | |
Vorratsdatenspeicherung ein unabhängiger Sachverständiger die Auswirkungen | |
des Gesetzes evaluieren. Er soll dabei nicht nur den Nutzen für | |
Strafverfolgung und Gefahrenabwehr prüfen, sondern auch die Einhaltung der | |
Datenschutzvorgaben sowie die Kosten für Wirtschaft und Behörden. Die | |
Koalition setzt damit einen Wunsch des SPD-Parteikonvents aus dem Juni um. | |
Die Koalition reagierte nicht auf die [1][Kritik der EU-Kommission vom | |
September]. Die hatte moniert, dass die zwangsgespeicherten Daten nur in | |
Deutschland gespeichert werden dürfen. Dies sei eine Verletzung der | |
Dienstleistungsfreiheit, weil Datenspeicheranbieter aus anderen EU-Staaten | |
ausgeschlossen sind. „Für uns hat der Datenschutz Vorrang vor der | |
Dienstleistungsfreiheit“, sagte Johannes Fechner, rechtspolitischer | |
Sprecher der SPD. | |
## 18 Monate Übergangszeit | |
Bevor das Gesetz in Kraft tritt, muss es noch im Bundesrat behandelt | |
werden. Zwar tagt die Länderkammer ebenfalls am Freitag, bisher steht die | |
Vorratsdatenspeicherung aber nicht auf der Tagesordnung. Das Gesetz ist | |
wohl nicht zustimmungspflichtig, so dass die grün-mitregierten Länder das | |
Vorhaben nicht blockieren können. | |
Nach Inkrafttreten des Gesetzes beginnt eine 18-monatige Übergangszeit, in | |
der die Telefon- und Internetunternehmen die erforderliche Infrastruktur | |
für die Vorratsdatenspeicherung aufbauen können. Die Zwangsspeicherung der | |
Daten wird also erst Anfang 2017 beginnen. | |
Schon jetzt sammelt der Verein DigitalCourage Unterstützer für eine neue | |
Massen-Verfassungsbeschwerde. Betreut wird sie von dem Berliner Anwalt | |
Meinhard Starostik. Er war auch schon 2008 dabei, als erfolgreich gegen das | |
erste deutsche [2][Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung geklagt wurde]. | |
15 Oct 2015 | |
## LINKS | |
[1] /Plaene-zur-Vorratsdatenspeicherung/!5231878 | |
[2] /Vorratsdatenspeicherung-wird-schwieriger/!5146714 | |
## AUTOREN | |
Christian Rath | |
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