# taz.de -- VW-Skandal: Erste Geständnisse | |
> Volkswagen-Ingenieure geben Medienberichten zufolge zu, die | |
> Manipulations-Software eingebaut zu haben. Der Konzern kommentiert dies | |
> erstmal nicht. | |
Bild: Da wurde gepfuscht: die Abgasmessung | |
Wolfsburg dpa | Im VW-Abgas-Skandal liegen einem Zeitungsbericht zufolge | |
erste Geständnisse vor. Wie die Bild am Sonntag unter Berufung auf die | |
interne Revision des Autobauers berichtete, sollen mehrere VW-Ingenieure | |
bei Befragungen ausgesagt haben, sie hätten 2008 die Manipulations-Software | |
installiert. | |
„Wir kommentieren diese Berichte nicht“, sagte ein VW-Sprecher dazu am | |
Sonntag. Das Unternehmen treibe die Aufklärung der Geschehnisse voran. | |
„Sobald wir belastbare Ergebnisse haben, werden wir darüber informieren.“ | |
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) forderte den Konzern zu einer raschen | |
Aufklärung des Skandals um manipulierte Abgaswerte bei Dieselfahrzeugen | |
auf. | |
„Ich hoffe, dass VW jetzt schnell die notwendige Transparenz herstellt und | |
die Dinge aufarbeitet“, sagte Merkel [1][dem Deutschlandfunk in einem am | |
Sonntag ausgestrahlten Interview]. Die vor gut zwei Wochen bekanntgewordene | |
Affäre um manipulierte Abgas-Tests bei Dieselfahrzeugen sei „natürlich ein | |
einschneidendes Ereignis, das nicht gut ist“, sagte die Kanzlerin. Zugleich | |
betonte sie: „Ich glaube aber, dass die Reputation der deutschen | |
Wirtschaft, das Vertrauen in die deutsche Wirtschaft damit nicht so | |
erschüttert ist, dass wir nicht weiter als ein guter Wirtschaftsstandort | |
gelten.“ | |
Laut Bild am Sonntag (BamS) befand sich der Dieselmotor EA 189, an dem bei | |
VW seit 2005 gearbeitet worden war, kurz vor der Serienreife. Es sei aber | |
keine Lösung gefunden worden, wie sowohl die Abgasnormen als auch die | |
Kostenvorgaben für den Motor eingehalten werden konnten. Daher sei die | |
Entscheidung gefallen, die Manipulations-Software zu verwenden, hätten die | |
Ingenieure gegenüber der internen Revision zu Protokoll gegeben. Unklar sei | |
aber weiterhin, wer die Anweisung für die Installation der | |
Manipulations-Software gab. | |
## Software von Continental | |
Wie das Blatt weiter berichtet, sei für die Manipulation der Abgaswerte | |
auch eine Software des Zulieferers Continental verwendet worden und zwar | |
für die kleinere 1.6-Liter-Variante. Conti-Sprecher Felix Gress sagte der | |
Zeitung: „Wir hatten keine Hinweise auf einen Missbrauch unserer Technik. | |
Die uns von uns gelieferte Software konnte keine Abgaswerte manipulieren.“ | |
Bei VW wollte man sich auch zu dieser Frage nicht äußern. | |
In der VW-Belegschaft wachsen unterdessen die Sorgen. „Natürlich gibt es | |
Ängste, wie sich die Situation weiterentwickelt“, sagte Betriebsratschef | |
Bernd Osterloh der BamS. „Es gibt aber auch Wut über die, die uns das | |
eingebrockt haben. Wir lassen nicht zu, dass die Kollegen die Zeche | |
zahlen.“ | |
Nach Informationen der Automobilwoche will der Konzern ungeachtet des | |
Abgas-Skandals an seinen Absatzzielen für 2016 festhalten und verspricht | |
seinen Vertriebspartnern Hilfen. Dies habe Thomas Zahn, Leiter Vertrieb und | |
Marketing Deutschland VW Pkw, in einem vertraulichen Brief zugesichert. | |
Allerdings weise man in Wolfsburg darauf hin, dass aufgrund der | |
außergewöhnlichen Situation im Laufe der Zeit noch Anpassungen erforderlich | |
sein könnten, zitierte das Blatt einen Händler. | |
Als Reaktion auf den VW-Abgasskandal will Baden-Württemberg den Autobauern | |
mit unangekündigten Prüfungen auf den Zahn fühlen. „Wir brauchen im Verkehr | |
so etwas wie die unangemeldeten Dopingkontrollen“, sagte Verkehrsminister | |
Winfried Hermann (Grüne) der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. „Das | |
heißt, dass die Messungen ohne Vorankündigung stattfinden sollen, damit | |
sich niemand vorbereiten kann.“ | |
## Baden-Württemberg will eigenes Messprogramm | |
Solche Pläne will Hermann in einem eigenen Messprogramm für | |
Baden-Württemberg verwirklichen. Das Programm solle so schnell wie möglich | |
starten, sagte er. „Wir wollen, dass auf der Straße gemessen wird und nicht | |
nur im Labor.“ Die Pläne für die eigenen Test begründete Hermann auch | |
damit, dass man das Feinstaub- und Stickoxidproblem unbedingt in den Griff | |
bekommen wolle. | |
Der Minister kritisierte erneut die Bundesregierung. Die habe bisher mit | |
Teilen der Autoindustrie die Reform des Messzyklus torpediert. „Wir müssen | |
das Messverfahren RDE voranbringen.“ Die Abkürzung RDE heißt „real-driving | |
emissions“, es geht also um tatsächliche Emissionswerten und nicht um | |
Schadstoffausstoß unter Laborbedingungen. | |
Zugleich warnte Hermann davor, den Diesel als Antrieb generell infrage zu | |
stellen. Diesel bleibe ein wichtiger Bestandteil, um ehrgeizige | |
Klimaschutzziele zu erreichen, sagte der Grüne. „Er sollte daher optimiert | |
und nicht abgeschafft werden.“ Die Probleme müssten aber dringend gelöst | |
werden. „Ich bin mir sicher, dass dies mit der deutschen Ingenieurskunst zu | |
schaffen ist.“ | |
4 Oct 2015 | |
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