# taz.de -- Abgasaffäre bei Volkswagen: Razzia in Wolfsburg | |
> Strafverfolger durchsuchen die VW-Konzernzentrale. Das Unternehmen | |
> kündigt eine große Rückrufaktion an, aber teilweise erst 2016. | |
Bild: Montage von Passat Sedans in Chattanooga/Tennessee (USA) | |
Berlin taz | Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hat am Donnerstag wegen | |
der Abgasaffäre bei Volkswagen sowohl VW-Geschäfts- als auch Privatgebäude | |
in Wolfsburg und anderen Orten durchsucht, wie die Behörde mitteilte. Ziel | |
sei die Sicherstellung von Unterlagen und Datenträgern. Von diesen erhoffen | |
sich die Ermittler Erkenntnisse über die genaue Vorgehensweise der an der | |
Manipulation der Abgaswerte von Dieselfahrzeugen beteiligten | |
Firmenmitarbeiter und über deren Identität. Mitte September war bekannt | |
geworden, dass VW in den USA Abgaswerte von Dieselfahrzeugen durch eine | |
Software manipuliert hatte, die bei Tests zu einem deutlich niedrigeren | |
Schadstoffausstoß als im Normalbetrieb führte. 11 Millionen Fahrzeuge sind | |
weltweit betroffen, acht Millionen davon in Europa. | |
Ob diese Software aber auch in Europa aktiviert war, wie einige Medien | |
berichten – dazu äußerte sich Europas größter Autokonzern am Donnerstag n… | |
vage: „Ob und wie weit diese Software tatsächlich unerlaubt eingreift, ist | |
derzeit noch Gegenstand der internen und externen Prüfungen“, teilte | |
Volkswagen mit. | |
Angesichts drohender Straf- und Schadenersatzverfahren fährt VW mit | |
juristischen Spitzfindigkeiten fort: Zwar könne die eingebaute Software in | |
Dieselmotoren des Typs EA 189 „theoretisch einen Prüfstand erkennen und | |
Emissionsverhalten dadurch beeinflussen“. Doch es sei rechtlich noch | |
unklar, ob es sich überhaupt um eine „verbotene Abschalteinrichtung im | |
Sinne der europäischen Normen“ handle. Allerdings stellt sich die Frage: | |
Wenn alles legal gewesen sein soll, warum hat sich dann VW zu einer groß | |
angelegten und teuren Rückrufaktion in Deutschland entschlossen? Über | |
entsprechende Pläne hatte die Firma am Mittwoch das Kraftfahrtbundesamt | |
informiert. | |
Das Amt brauche nun einige Tage Zeit, um die Pläne zu prüfen, sagte | |
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) am Mittwochabend. Es werde | |
dann „eine unabhängige Entscheidung über die von Volkswagen umzusetzenden | |
Maßnahmen treffen und diese gegenüber Volkswagen anordnen“. | |
## Motortechnische Anpassung ab September 2016 | |
Die Rückrufaktion hat es in sich. Sie betrifft laut Dobrindt Fahrzeuge mit | |
Euro-5-Dieselmotoren des Typs EA 189 in den Varianten mit 2,0 und 1,6 sowie | |
1,2 Liter Hubraum. Während für den großen und den kleinen Motor eine | |
Software-Lösung angepeilt werde, sei bei den 1,6-Liter-Motoren „mit großer | |
Sicherheit“ zusätzlich eine motortechnische Anpassung nötig. Wie schwierig | |
und umfangreich dieser Motorumbau werden könnte, lässt sich an einem Datum | |
ablesen: Volkswagen möchte damit laut Dobrindt nicht vor September nächsten | |
Jahres beginnen. | |
Die NGO Deutsche Umwelthilfe (DUH) kündigte an, das Kraftfahrt-Bundesamt | |
nun juristisch zu einem Rückruf aller bei Volkswagen von der | |
Abgas-Manipulation betroffenen Fahrzeuge zu zwingen. Es müsse amtlich | |
verordnete Rückrufe geben, freiwillige Umrüstarbeiten reichten nicht, hieß | |
es. | |
Im Zuge des VW-Skandals werden in Deutschland nun auch Diesel-Fahrzeuge | |
anderer Hersteller auf ihren realen Schadstoffaustausch überprüft, „und | |
zwar nicht nur auf der Rolle“, wie Dobrindt sagte. Dabei handle es sich um | |
eine höhere zweistellige Zahl von Fahrzeugtypen. Die Ergebnisse der | |
Überprüfungen würden in einigen Wochen im Rahmen einer „Komplettbewertung�… | |
veröffentlicht. | |
8 Oct 2015 | |
## AUTOREN | |
Richard Rother | |
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