# taz.de -- Kreuzberger Riesensause: Keiner will das Myfest verantworten | |
> Die Polizei erklärt sich für nicht zuständig, der Bezirk | |
> Friedrichshain-Kreuzberg will kein Partyveranstalter sein. | |
Bild: Das Myfest ist keine Versammlung, sondern eine Party, meint die Polizei. | |
Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg droht, sich aus der Organisation | |
des Myfests zurückzuziehen. „Das Bezirksamt ist kein Partyveranstalter“, | |
sagte Monika Herrmann (Grüne) am Montag der taz. Bisher sei das Myfest von | |
Bezirk, Polizei und Anwohnern gemeinsam gestemmt worden. „Die Verantwortung | |
war auf viele Schultern verteilt“, sagte Bezirkssprecher Sascha Langenbach. | |
Alleine durchziehen werde Friedrichshain-Kreuzberg die Veranstaltung nicht. | |
„Da müsste sich erst jemand finden, der die Verantwortung übernimmt.“ | |
Auslöser für die Diskussion ist die Klage eines Anwohners. Er argumentiert, | |
beim Myfest handele es sich nicht um eine Versammlung im Sinne des | |
Versammlungsgesetzes, da dort keine öffentliche Meinungsbildung stattfinde. | |
Als normale Veranstaltung sei das Myfest aber „nicht genehmigungsfähig“. | |
Dafür sei das Sicherheitsrisiko zu hoch, das Fest viel zu voll, zu laut, zu | |
vermüllt. | |
Nun heißt es von der Polizei, das Myfest habe schon lange nicht mehr den | |
Status einer politischen Versammlung. Das letzte Mal sei es vor zirka zehn | |
Jahren noch als solche genehmigt worden, sagte Polizeisprecher Stefan | |
Redlich. „Wir sind der Meinung, dass der Versammlungscharakter nicht | |
gegeben ist.“ Es würden nicht mehr schwerpunktmäßig politische Dinge | |
diskutiert. Die Veranstaltung habe inzwischen eher den Charakter eines | |
Straßenfests. | |
Das hat Folgen für die Verantwortlichkeiten: Für die Absicherung einer | |
Straßenparty ist die Polizei nicht zuständig, sondern der Veranstalter. | |
Natürlich bringe sich die Polizei beim Sicherheitskonzept ein, sagte | |
Redlich. „Anders als eine Demo hat das Myfest aber einen privaten | |
Sicherheitsdienst.“ | |
Angemeldet wurde das Myfest bislang vom Bezirksamt, und zwar als | |
„politische Veranstaltung“ bei der Versammlungsbehörde, so Langenbach. Sie | |
hätten keine Rückmeldung bekommen und seien daher davon ausgegangen, dass | |
das Myfest als Versammlung genehmigt wurde. | |
Das Land habe zudem die Kosten für die Müllbeseitigung getragen, sagte | |
Langenbach. Das ist bei Versammlungen der Fall, nicht aber bei privaten | |
Veranstaltungen. Insgesamt 250.00 Euro zahle die Senatsverwaltung für das | |
Myfest. Polizeisprecher Redlich erklärte das so: Da herumliegender Müll am | |
späteren Abend des 1. Mai als Wurfgeschoss dienen könnte, sorge seine | |
Behörde auch dafür, dass die Straßenreinigung den Abfall entferne. | |
Am Dienstag will Monika Herrmann mit ihren Stadträten besprechen, ob und | |
wie es mit dem Myfest nun weitergeht. | |
12 Oct 2015 | |
## AUTOREN | |
Antje Lang-Lendorff | |
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