| # taz.de -- Schwer kranker Holocaust-Leugner: Mahler vor Haftentlassung | |
| > Wegen seines Gesundheitszustands könnte Rechtsaußen Horst Mahler auf | |
| > Bewährung freikommen. Die Staatsanwaltschaft legt Beschwerde ein. | |
| Bild: Bald frei? | |
| Hamburg taz | Horst Mahler könnte vorzeitig freikommen. Die | |
| Strafvollstreckungskammer des Landgerichts Potsdam hat die zwölfjährige | |
| Haftstrafe des Rechtsextremen und Holocaustleugners in eine | |
| „Bewährungszeit“ von vier Jahren umgewandelt. | |
| Der Gesundheitszustand und die Tatsache, dass zwei Drittel der Haftstrafe | |
| verbüßt seien, führte zu dem Beschluss, sagte eine Sprecherin des Gerichts | |
| im Gespräch mit der taz. Die zuständige Staatsanwaltschaft München II habe | |
| gegen den Beschluss aber eine sofortige Beschwerde eingelegt. | |
| Schon am 3. September traf die Strafvollstreckungskammer den Beschluss, der | |
| nun erst bekannt wurde. Mahler ist wegen mehrfacher Volksverhetzung im | |
| Gefängnis. Bereits seit dem 17. Juli ist die Haft wegen des sehr schlechten | |
| Gesundheitszustands des einstigen APO-Anwalts und RAF-Mitglieds ausgesetzt. | |
| Eine Diabetes soll sich bei dem 79-Jährigen verschlechtert haben, nach | |
| einer Sepsis musste der linke Unterschenkel amputiert werden. Laut seiner | |
| Tochter leidet er zudem an neurologischen Ausfällen und einer Herz- und | |
| Niereninsuffizienz. | |
| ## NPD-Anwalt, Holocaust-Leugner | |
| In der rechten Szene (vom Internetportal Altermedia über die NPD bis zum | |
| Blog von Jürgen Elsässer) war zuvor schon sein Tod in der Haft befürchtet | |
| worden. Der langjährige NPD-Bundesvorsitzende und jetzige Europaabgeordnete | |
| Udo Voigt beklagte gegenüber der taz, dass Mahler „nur wegen seiner | |
| Meinung“ im Gefängnis gesessen habe. Mahler hatte die Partei im | |
| gescheiterten Verbotsverfahren als Anwalt vertreten. | |
| Den Gerichtssaal nutzte er immer wieder als politische Bühne. So strebte er | |
| bewusst Verfahren an, um straffrei die Vernichtung der europäischen Juden | |
| abstreiten zu können. Eine Strategie, die der von ihm mit gegründete | |
| „Verein zur Rehabilitierung der wegen Bestreitens des Holocaust Verfolgten“ | |
| bis zum Vereinsverbot 2008 ebenso verfolgte. | |
| Vor dem Landgericht Hamburg verteidigte Mahler 2004 seine Aussagen zum | |
| Terroranschlag am 11. September 2001 (“Endlich sind sie mal ins Herz | |
| getroffen“), auch mit der Begründung, dass die „jüdische Macht“ die | |
| Öffentlichkeit getäuscht habe. 2009 leugnete er vor dem Landgericht München | |
| erneut den Holocaust. Nach dem Urteil nahmen ihn Justizbeamte noch im | |
| Gerichtsaal fest. | |
| ## „Verfestigte kriminelle Persönlichkeitsstruktur“ | |
| Die Staatsanwaltschaft München II scheint die Einschätzung der JVA-Leitung | |
| zu teilen. Denn trotz der Erkrankung sprach diese sich gegen eine | |
| vorzeitige Entlassung aus. Sie hält Mahler weiterhin für einen | |
| Überzeugungstäter, der unbeirrt seiner Gesinnung anhänge. Er weise eine | |
| „verfestigte kriminelle Persönlichkeitsstruktur“ auf. | |
| Gespräche mit dem Sozialdienst soll er mit der Aussage „Fragen Sie den | |
| Zentralrat der Juden“ abgelehnt haben. In der Haft verfasste er die 208 | |
| Seiten starke Schrift „Das Ende einer Wanderschaft. Gedanken über Gilad | |
| Atzmon und die Judenheit“. Die Veröffentlichung löste neue Ermittlungen | |
| aus. Die Staatsanwaltschaft Cottbus wirft ihm vor, zwischen November 2012 | |
| und März 2013 einen antisemitischen Aufsatz verfasst zu haben. | |
| Das brandenburgische Oberlandesgericht muss die Beschwerde der Münchener | |
| Staatsanwaltschaft nun prüfen. „Noch ist nichts rechtskräftig“, sagt die | |
| Gerichtssprecherin. Ein Termin steht bisher nicht fest. Eine schnelle | |
| Entscheidung erwarte man nicht. | |
| 8 Oct 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Andreas Speit | |
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