# taz.de -- Neue griechische Regierung: Tsakalotos bleibt Finanzminister | |
> Nur zwei Tage nach der Wahl steht das neue Kabinett in Athen. Viele | |
> Minister von Tsipras‘ bisheriger Regierung bleiben im Amt. | |
Bild: Streit um ein Statement: TV-Reporter und Tsakalotos am Sonntag in Athen. | |
Athen afp | Zwei Tage nach dem Sieg seiner Syriza-Partei bei der | |
Parlamentswahl in Griechenland hat Ministerpräsident Alexis Tsipras seine | |
neue Regierung gebildet. Dabei setzte er auf Kontinuität, zahlreiche | |
Minister seiner vorherigen Regierung kehren auf ihre Posten zurück, wie | |
Regierungssprecherin Olga Gerovassili am Dienstagabend in Athen mitteilte. | |
Dazu zählen der als gemäßigt geltende Finanzminister Euklid Tsakalotos | |
sowie Verteidigungsminister Panos Kammenos, der dem Syriza-Koaltionspartner | |
Unabhängige Griechen (Anel) vorsteht. | |
Der 55-jährige Tsakalotos war im Sommer bereits einen Monat lang | |
Finanzminister, nachdem sein Vorgänger Jannis Varoufakis nach vielen | |
Kontroversen mit Griechenlands internationalen Gläubigern zurückgetreten | |
war. Der Wirtschaftsexperte Tsakalotos, der in Oxford studierte, ist | |
entschieden für einen Verbleib Griechenlands in der Eurozone und genießt in | |
der EU Respekt. | |
Tsakalotos ist nun maßgeblich für die Umsetzung der Spar- und | |
Reformauflagen zuständig, die Griechenland der EU, der Europäischen | |
Zentralbank (EZB) und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) im Gegenzug | |
für ein drittes Hilfspaket im Umfang von bis zu 86 Milliarden Euro zugesagt | |
hatte. Ihm steht Giorgos Chouliarakis als Vize-Finanzminister zur Seite. Er | |
war maßgeblich an den Verhandlungen mit Brüssel beteiligt. | |
Auch der vormalige Minister für Wirtschaft, Entwicklung und Tourismus, | |
Giorgos Stathakis, und Außenminister Nikos Kotzias kehren auf ihre Posten | |
zurück. Anel-Chef Kammenos gehört dem Kabinett wieder als | |
Verteidigungsminister an. Das Innenministerium übernimmt der frühere | |
Gesundheitsminister Panayotis Kouroublis. Giannis Mouzalas soll als | |
Einwanderungsminister die Folgen der Flüchtlingskrise bewältigen. | |
## 16 Minister, 30 Vize-Minister | |
Dem neuen Kabinett gehören insgesamt 16 Minister sowie rund 30 | |
Vize-Minister und Staatssekretäre an. Sie sollten am Mittwochmorgen | |
vereidigt werden, wie Regierungssprecherin Gerovassili mitteilte. | |
Tsipras linksgerichtete Syriza-Partei war bei der vorgezogenen | |
Parlamentswahl am Sonntag mit 35,5 Prozent erneut deutlich stärkste Kraft | |
geworden. Um die notwendige absolute Mehrheit im Parlament zu bekommen, | |
erneuerte sie ihr Bündnis mit der rechtspopulistischen Anel. Tsipras war im | |
August zurückgetreten, nachdem ihm der linke Flügel seiner Partei die | |
Gefolgschaft bei der Vereinbarung mit den Geldgebern verweigert hatte. Die | |
von den Abtrünnigen gegründete Partei schaffte es allerdings nicht in das | |
neue Parlament. | |
Am Mittwoch stand für den griechischen Regierungschef der EU-Sondergipfel | |
in Brüssel zur Flüchtlingskrise auf dem Programm. Dabei seien auch | |
„ausführliche Begegnungen“ mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und | |
EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker geplant, wie Tsipras‘ | |
Presseabteilung mitteilte. | |
Die EU-Kommission erinnerte den linksgerichteten Regierungschef bereits | |
eindringlich an seine Reformzusagen. Der IWF erklärte, er warte „mit | |
Ungeduld darauf, mit der neuen Regierung an den notwendigen Maßnahmen zu | |
arbeiten, um Griechenland auf den Pfad eines dauerhaften Wachstums zu | |
bringen“. | |
Durch die Vereinbarung mit den internationalen Geldgebern ist das | |
Regierungsprogramm in Athen weitgehend vorgezeichnet. Tsipras wird aber | |
voraussichtlich versuchen, zumindest mit der Bekämpfung von Korruption und | |
Vetternwirtschaft bei seinen Wählern zu punkten. | |
23 Sep 2015 | |
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