# taz.de -- Burkina Faso nach dem Putsch: Ein letztes Aufbäumen | |
> Auf Vermittlung von Senegal und Benin sollte der Putsch schon Geschichte | |
> sein. Doch die Präsidentengarde will besondere Privilegien | |
> herausschlagen. | |
Bild: Anti-Putsch-Proteste in Ouagadougou, der Haupstadt von Burkina Faso. | |
Abuja taz | Die Verhandlungen rund um den Staatsstreich in Burkina Faso | |
sind am Sonntagnachmittag doch zäher und komplizierter als im Vorfeld | |
angenommen verlaufen. Am frühen Vormittag wirkte es noch so, als ob die | |
beiden Mediatoren, die Präsidenten Macky Sall (Senegal) sowie Bony Yayi | |
(Benin), nur noch das Ende des Putsches und die Rückkehr zur | |
Übergangsregierung inklusive einiger Details verkünden müssten. Doch | |
mitnichten. | |
Kurz nach Beginn des Treffens im Hotel Laïco stürmten Anhänger der | |
Putschisten das Hotel. Einige sollen auf Plakaten ihre Unterstützung für | |
die Präsidentengarde (RSP) zum Ausdruck gebracht haben, berichten | |
verschiedene Medien aus Burkina Faso. Anschließend befürchteten Beobachter | |
vor Ort mehrfach, dass die Situation zwischen ihnen und Befürwortern der | |
Übergangsregierung eskalieren könnte, was aber vorerst nicht geschah. | |
Auch Ergebnisse waren bis zum späten Sonntagnachmittag nicht verkündet | |
worden. Allerdings hieß es vor Ort, dass General Gilbert Diendéré, der am | |
Donnerstag die Macht übernommen hatte, anders als geplant nun doch bis zum | |
Ende der Übergangszeit Präsident bleiben wolle. Es war eine von vielen | |
Spekulationen. | |
Dabei hatte sich am Samstagabend vor allem der beninische Präsident Yayi | |
optimistisch gezeigt. Vor Medienvertretern verkündete er, dass Burkina Faso | |
zurück zur Demokratie kehren würde. Es wurde sogar darüber spekuliert, dass | |
die Wahlen am 11. Oktober stattfinden könnten. Nach dem Sturz von | |
Langzeitpräsident Blaise Compaoré im Oktober 2014 war eine elfmonatige | |
Übergangsphase eingeleitet worden. Die Neuwahl sollte das Ende markieren. | |
## Noch einmal Macht demonstrieren | |
Warum die Verhandlungen komplizierter als erwartet sind, hat auch in | |
Ouagadougou für Unverständnis gesorgt. „Uns überrascht es auch“, | |
kommentierte ein Journalist vor Ort. Möglicherweise ist es aber ein letztes | |
Aufbäumen der Präsidentengarde. Die Eliteeinheit, die jahrelang den | |
Exdiktator Compaoré gestützt hatte, soll aufgelöst werden, aber erst nach | |
den Wahlen. Für die Anhänger der alten Garde ist es vermutlich die letzte | |
Chance, noch einmal Macht und Einfluss zu demonstrieren und zu versuchen, | |
das eine oder andere Privileg herauszuschlagen. | |
Deren Mitglieder waren es auch, die am Mittwochabend Übergangspräsident | |
Michel Kafando sowie Regierungschef Isaac Zida während einer | |
Kabinettssitzung als Geiseln genommen und einen Tag danach den Putsch | |
verkündet hatten. Wenig später war es bereits in den Straßen von | |
Ouagadougou zu ersten Protesten gekommen. Diese hatten sich innerhalb | |
kürzester Zeit auf das ganze Land ausgebreitet. | |
Vor allem Jugendliche und junge Erwachsene machten gegen die alte, | |
privilegierte Präsidentengarde mobil, demonstrierten gegen die | |
Machtübernahme und errichteten in ihren Wohnvierteln Straßensperren gegen | |
die Elitesoldaten. Dafür gesorgt hatte die Bürgerbewegung Balai Citoyen | |
(Bürgerbesen), die schon im vergangenen Jahr Compaoré gestürzt hatte. | |
Bereits am Donnerstag kamen bei den Protesten zehn Menschen ums Leben. Mehr | |
als 100 Personen wurden in den vergangenen Tagen zum Teil schwer verletzt. | |
Auch das Ausland sowie internationale Organisationen hatten den | |
Staatsstreich scharf verurteilt. | |
20 Sep 2015 | |
## AUTOREN | |
Katrin Gänsler | |
## TAGS | |
Burkina Faso | |
Putsch | |
Afrika | |
Ouagadougou | |
Benin | |
Burkina Faso | |
Burkina Faso | |
Burkina Faso | |
Burkina Faso | |
Demokratiebewegung | |
Burkina Faso | |
Burkina Faso | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Vor der Präsidentschaftswahl in Benin: „Todesmusik“ scheidet die Geister | |
Ein Franzose tritt gegen einen Milliardär an. Der eine hat als | |
Premierminister keine Probleme gelöst, der andere war eines Mordkomplotts | |
verdächtig. | |
Putschversuch in Burkina Faso: Das letzte Aufbäumen der alten Garde | |
Die Armee erobert eine Kaserne von Spezialeinheiten und den | |
Präsidentenpalast zurück. Das sorgt in der gesamten Region für | |
Erleichterung. | |
Einigung in Burkina Faso: Putschist auf dem roten Teppich | |
Bevor er die Macht zurückgibt, spielt Putschführer Diendéré noch | |
Staatschef. Der weggeputschte Präsident Kafando soll sein Amt | |
zurückerhalten. | |
Kommentar Putsch in Burkina Faso: Schwäche der zivilen Politik | |
Der Putsch und sein Ende in Burkina Faso zeigen: Immer sind es Soldaten, | |
die handeln. So wird die Demokratie in Westafrika geschwächt. | |
Putsch in Burkina Faso: Soldaten gegen Gardisten | |
Putschistenchef Diendéré widersetzt sich dem Ultimatum der Armee, die Macht | |
wieder abzugeben. Ein Westafrika-Sondergipfel berät in Nigeria. | |
Militärputsch in Burkina Faso: Ein Rapper auf der Flucht | |
Am Mittwoch hat sich das Militär in Burkina Faso an die Macht geputscht. Am | |
Donnerstag hat es das Studio des Rappers Smockey beschossen. | |
Putsch in Burkina Faso: Widerstand gegen den Staatsstreich | |
Bis zu zehn Menschen starben. Dennoch kann die neue Militärjunta ihre Macht | |
nicht festigen. Ihre Gegner beginnen, sich zu organisieren. | |
Militärputsch in Burkina Faso: Junta gegen Bürgerbewegung | |
Vor den freien Wahlen verhaftet die Präsidialgarde die Regierung und setzt | |
eine Militärjunta ein. Andere Kräfte fordern „zivilen Ungehorsam“. |