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# taz.de -- Putsch in Burkina Faso: Widerstand gegen den Staatsstreich
> Bis zu zehn Menschen starben. Dennoch kann die neue Militärjunta ihre
> Macht nicht festigen. Ihre Gegner beginnen, sich zu organisieren.
Bild: Ein Putschgegner in Ouagadougou.
Berlin taz | Einen Tag nach dem Putsch in Burkina Faso gerät die neue
Militärjunta unter immer stärkeren Druck. Großdemonstrationen gegen den
Staatsstrich formierten sich in mehreren Städten des Landes, vor allem in
der zweitgrößten Stadt Bobo Dioulasso, sowie in Teilen der Hauptstadt
Ouagadougou. Wie Aktivisten am Freitag berichteten, blockierten
Protestierende Straßen mit brennenden Autoreifen, um die Armee
fernzuhalten.
Burkinas Präsidialgarde RSP hatte am Mittwoch die Übergangsregierung
verhaftet, die das Land seit dem Volksaufstand von 2014 regiert, und am
Donnerstag die Machtübernahme einer Militärjunta unter ihrem Chef General
Gilbert Diendéré erklärt. Der Putsch ist weltweit scharf kritisiert worden:
die Afrikanische Union (AU) erklärte am späten Donnerstag, sie erkenne die
neuen Machthaber nicht an.
Auch die EU, die UNO und Regierungen, so auch in Deutschland, verlangten
die sofortige Freilassung der verhafteten Regierung und die Rückkehr zum
vereinbarten Fahrplan zur Vorbereitung freier Wahlen im Oktober. Diendérés
Junta fand nirgends öffentliche Unterstützung und die RSP kann angeblich
nicht einmal die Armee komplett hinter sich scharen. „Der dümmste Putsch
der Welt“, titelte am Freitag eine Zeitung in der Elfenbeinküste.
Am Freitag nachmittag kam Senegals Präsident Macky Sall als amtierender
Vorsitzender der westafrikanischen Regionalorganisation Ecowas
(Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft) nach Ouagadougou, um mit
Diendéré Gespräche zu führen.
## Breite zivilgesellschaftliche Protestbewegung
Sall ist eine Symbolfigur in Burkina Faso: Er konnte nur deswegen 2012 zum
Präsidenten seines Landes gewählt werden, weil eine breite
zivilgesellschaftliche Protestbewegung faire Wahlen durchsetzte. Dies
inspirierte Gruppen wie „Balai Citoyen“ (Bürgerbesen), die 2014 in Burkina
Faso Präsident Blaise Compaoré stürzten, als er länger als von der
Verfassung erlaubt an der Macht bleiben wollte. Sie organisieren auch jetzt
wieder Massenproteste gegen den Militärputsch.
„Balai Citoyen“ rief Macky Sall auf, keinen Kompromiss mit der
putschistischen „Miliz“ einzugehen: Die Vollendung des demokratischen
Übergangs und die für den 11. Oktober geplanten Wahlen seien „nicht
verhandelbar“, hieß es in einer im Internet verbreiteten Appell.
Die Juntagegner sehen sich als rechtmäßige Regierung Burkina Fasos. Am
Donnerstag erklärte sich Chérif Sy, Präsident des von der Junta aufgelösten
Übergangsparlaments, zum Leiter einer Gegenregierung zur Militärjunta.
Journalisten von Radiosendern, die in der Nacht zum Donnerstag von Soldaten
angegriffen worden waren, gründeten einen Untergrundsender „Résistance“
(Widerstand), der die Protestaufrufe verbreitet.
Um sich versöhnlich zu geben, verkündete die Junta am Freitag die
Freilassung des festgesetzten bisherigen Staatschefs Michel Kafando. Seine
Anhänger berichteten aber, er habe sich geweigert zu gehen, wenn nicht
seine gesamte Regierung freikäme, die immer noch im Präsidentenpalast
festgehalten wird. Er sei daraufhin nach Hause geschickt und unter
Hausarrest gestellt worden.
Die Protestbewegung spekuliert darauf, dass sich das Militär spaltet und
Diendérés Junta aus den eigenen Reihen wieder gekippt wird. Bisher ist
davon wenig zu sehen. Unterschiedlichen Berichten zufolge forderte Gewalt
gegen Demonstranten am Donnerstag und in der Nacht zum Freitag drei bis 10
Tote; am Freitag fielen erneut Schüsse in Teilen Ouagadougous.
18 Sep 2015
## AUTOREN
Dominic Johnson
## TAGS
Burkina Faso
Ouagadougou
Putsch
ecowas
Blaise Compaoré
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Demokratiebewegung
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