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# taz.de -- Franziskus in Kuba: Der Papst auf schwieriger Mission
> Dissidenten hoffen auf klare Worte gegen Repression. Doch die katholische
> Kirche hat mittlerweile ein enges Verhältnis zur Regierung.
Bild: Staatschef Raul Castro begrüßt den Papst am 19. September in Havanna.
Siquirres/Costa Rica taz | Miriam Leyva hat die ersten beiden Papstbesuche
in guter Erinnerung und will unbedingt bei der Messe von Papst Franziskus
am Sonntag gegen zehn Uhr (nach deutscher Uhrzeit 16 Uhr) teilnehmen. „Doch
ob sie mich diesmal lassen, weiß ich nicht. Gestern wurde ich festgenommen
und auf der Wache festgehalten. Ob der Coronel, der gegenüber von meiner
Haustür steht, mich lässt, weiß ich nicht“, sagt die Mitgründerin der Dam…
in Weiß.
Die Organisation, die sich nach der Festnahme und anschließenden
Verurteilung von 75 Oppositionellen im Frühjahr 2003 gründete, gehört zu
den aktivsten politischen Organisationen in Kuba. Jeden Sonntag marschieren
die Frauen, beginnend von der Kirche Santa Rita in Havannas
Diplomatenviertel, durch die Straßen der Stadt für das Recht auf freie
Meinungsäußerung und die Menschenrechte.
Mehrfach hat es Übergriffe von der Polizei gegeben und die katholische
Kirche hat die Sicherheitsbehörden wiederholt aufgefordert,
Handgreiflichkeiten zu unterlassen.
Doch das Verhältnis zwischen den Damen in Weiß und der katholischen Kirche
ist seitdem Kardinal Jaime Ortega mit mehreren Bischöfen und der
Unterstützung aus Rom die Freilassung der letzten 53 inhaftierten
politischen Gefangenen aus der Gruppe der 75 vermittelte, abgekühlt.
Andere Oppositionelle, wie Antonio Rodiles, vom Internet-Fernsehprogramm
Estado de Sats bemängeln, dass kein Papst-Treffen mit der Opposition
geplant ist. Eine weitere Gruppe von Oppositionellen, um Jorge Luís
„Antúnez“, García Pérez, befindet sich im Hungerstreik, um auf die Zunah…
von Repression aufmerksam zu machen.
Dissidenten bemängeln Zunahme der Repression
Die bemängelt auch Miriam Leyva, doch sie setzt ihre Hoffnung auf Papst
Franziskus, den sie als „Katholikin hören will“. Für sie ist die Kirche
eine Institution, die Ethik und moralische Werte in Kuba neu beleben kann
und dabei spielt Franziskus eine wichtige Rolle. „Die Annäherung zwischen
Kuba und den USA hat er initiiert und ich hoffe, dass er sich bei seiner
Rede am Sonntag auch zu den politischen Freiheiten äußert“, erklärt die
67-jährige unabhängige Journalistin.
Erste Sätze in diese gewünschte Richtung hat Franziskus schon am Samstag
bei seiner Ankunft in Havanna gesagt. Da forderte er die kubanische
Regierung auf, „sich auf den Weg der Justiz, des Friedens, der Freiheit und
Versöhnung zu begeben“. Versöhnung brauche Kuba, aber auch die ganze Welt,
so der argentinische Papst. Mit seinen deutlichen Worten zum Handelsembargo
der USA, das er als „grausam, unmoralisch und illegal“ bezeichnete, machte
er sich aber auch Freunde im offiziellen Kuba.
Natürlich holte Staatschef Raúl Castro den Papst mit allen Ehren auf dem
internationalen Flughafen José Marti gemeinsam mit Kardinal Jaime Ortega
ab.
Letzterem wird von einem Teil der Opposition nicht über den Weg getraut. Zu
soft gehe er angeblich mit der Regierung um, seitdem sich die Beziehungen
zwischen Kirche und Regierung seit Beginn der 1990er Jahre langsam wieder
normalisiert haben.
Ab dem Beginn der 1960er Jahre hatte es eine Eiszeit zwischen der
Revolutionsregierung und der katholischen Kirche gegeben. Vor allem weil
die Kirche dem Kapital sehr viel näher stand als der Revolution. So waren
gleich drei katholische Geistliche im April 1961 bei der Invasion in der
Schweinebucht – dem versuchten Umsturz der sozialistischen Regierung Fidel
Castros – mit von der Partie. Mit Papst Franziskus wird sich so etwas
sicherlich nicht wiederholen.
Doch der Spagat sowohl zwischen Kuba und den USA zu vermitteln, als auch
für Versöhnung auf der Insel, die Menschenrechte und die rund sechzig
politischen Gefangenen auf der Insel einzutreten, ist beachtlich.
20 Sep 2015
## AUTOREN
Knut Henkel
## TAGS
Kuba
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