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# taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
> Die VW-Krise ist Lobbykratie, Orbán und Seehofer sind Hooligans, und
> Flüchtlinge nehmen wir nur noch aus eigener Herstellung.
Bild: Zwei Hooligans in Anzügen haben Spaß.
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?
Friedrich Küppersbusch: Einen Tag nach Mathearbeiten hatte ich alles
vergessen, was drin vorkam.
Was wird besser in dieser?
Man nennt so was künftig ein „VW-Abitur“.
VW hat systematisch die Abgaswerte seiner Autos manipuliert. Bitte helfen
Sie uns: Wo ist die Nachricht?
Hier, im Handschuhfach: Miesepetrige Ökos und staatliche Vorschriftenfundis
wollen dem Autofahrer die Freude an Tempo, Leistung, Schwanzverlängerung
nehmen. Doch aus tief empfundener Menschenliebe hat VW eine
Wolf-im-Schafspelz-Technologie verbaut, mit der man die freudlose
Auspuffstasi in den Schlaf meditiert – um im Zündschlüsselumdrehen wieder
ein ganzer Kerl zu sein.
Meine Herren! Für Porsche, Lamborghini und Rasemati wäre der Skandal ein
Glücksfall; ein genialer Image-Streich. Der Vorgang ist nicht verblüffender
als die Praxis, da langsam zu fahren, wo man von einer Radarfalle weiß. Die
Herausforderung für Volkswagen besteht nun darin, genau diese
Werbebotschaft subkutan an den Kunden zu bringen: „Geiler, als die Polizei
erlaubt“. Und dabei noch irgendwie Familienauto zu bleiben und, natürlich,
höllische Strafzahlungen zu leisten.
Aber! Verkehrsminister Dobrindt will davon erst „aus der Zeitung erfahren“
haben. Wir dachten immer, sein Ministerium sei eine VW-Außenstelle.
Keine Namenswitze. Also etwa, dass der CSU in langjährigen Versuchen die
Kreuzung von Dobermann und Rindvieh gelungen ist. Matthias Wissmann, einer
seiner Vorgänger, ist Automobilverbandspräsident. Exkanzleramtsminister von
Klaeden ist Cheflobbyist von Daimler. Die Affäre ist wenn, dann ein
Beispiel für Lobbykratie. Offenbar haben diese Politiker zu Amtszeiten
nichts getan, was gut bezahlter Prostitution entgegenspräche aus Sicht der
Industrie.
Grenzschutz-Kapitän Orbán geht bei Panzerkreuzer Seehofer an Deck: Wo ist
die Küstenwache?
Kein Zweifel an Orbáns Rang und Schande als aktueller Chefparia der EU. Von
Schießbefehl und Schnellgericht bis zur schlichten Geiselnahme an
Flüchtlingen. Und an Seehofers Skrupellosigkeit im Geltungsdrang. Achtung,
Trick: Minus mal minus ergibt plus. Erstens markieren die beiden
politischen Hooligans, dass es höchste Zeit für die Besonnenen ist,
europäisch zu handeln. Zweitens hat es was von einer Countryversion des
Klassikers „CSU-Chef Strauß besorgt DDR-Bonze Honecker einen
Milliardenkredit“.
Die Bundesregierung will, dass Albanien, Montenegro und das Kosovo zu
„sicheren Herkunftsländern“ deklariert werden. Dabei ist im Kosovo die
Bundeswehr stationiert. Oder machen die Soldaten da Asyltourismus?
Vielleicht wird da schon das neue Konzept der deutschen Flüchtlingspolitik
sichtbar: Wir nehmen nur noch Flüchtlinge aus eigener Herstellung. Immerhin
sind unter den Top-10- Herkunftsländern fünf, in denen die Bundeswehr an
Kampfhandlungen beteiligt war.
Der Papst setzt sich bei seinem Kuba- und USA-Besuch für Klimaschutz ein
und fordert die Abschaffung der Todesstrafe. Ob der wohl noch mal einreisen
darf?
Beispiel Polen: Erst kommt der Papst, dann die EU, dann die Nato. Das wird
ein Spaß, wenn über Havanna das blaue Tuch Europas weht. Einem
Gottesmenschen muss es egal sein, wenn er beim gottgefälligen Wirken
politisch instrumentalisiert wird. Franziskus immerhin belohnt sich für den
Job mit ein paar klaren Worten in Washington.
Lewandowski schießt gegen Wolfsburg fünf Tore in neun Minuten,
Griechenlands stellvertretender Infrastrukturminister Dimitris Kammenos von
der rechtspopulistischen Anel tritt nach nur 12 Stunden Amtszeit wieder
zurück. Wie behalten Sie in dieser hektischen Welt den Überblick?
Raab, Jauch, Klopp, Favre, Varoufakis, Kammenos – die Jahresrückblicke
werden uns 2015 als „Jahr der Rücktrittbremse“ summieren. Lewandowski passt
insoweit dazu, als dass man die unappetitliche Begegnung zweier
unsympathischer Clubs nunmehr nachweislich auch in knapp 9 Minuten
abschließen kann.
Und was machen die Borussen?
Klopp zu Bayern? Das wird immer wieder mal – zuletzt von Kapitän Mats
Hummels – geraunt. Klar, Klopp passt null zur Tabellenjunta aus München,
doch es bringt zwei interessante Fragen mit sich: Können die Dortmunder
plötzlich Psycho? Und: Ist es sprachlich korrekt zu sagen „Das fänden viele
in Dortmunder scheiße, aber noch mehr in München noch scheißer?“
Fragen: ADS
27 Sep 2015
## AUTOREN
Friedrich Küppersbusch
## TAGS
Horst Seehofer
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