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# taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
> Vielleicht lernt nach der deutschen Bevölkerung die Regierung auch noch
> was. Meanwhile in den USA: Donald Trump tadelt Jeb Bush.
Bild: Jeb Bush spricht spanisch und Donald Trump regt sich mal wieder auf
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?
Friedrich Küppersbusch: Bundesregierung irritiert: „Huch! Unsere
Bevölkerung ist humanistisch!“
Was wird besser in dieser?
Bevölkerung irritiert: „Huch! Unsere Regierung lernt!“
Ein Dreijähriger ertrinkt auf der Flucht im Mittelmeer, sein Bild geht um
die Welt. Warum brauchen wir tote Kinder, um zu realisieren, dass
Flüchtlinge Menschen sind?
Das Bild sagt mehr als 1.000 Worte, die nötig wären, die politische
Vorgeschichte zu schildern. Versuch in 123 Worten: Ein Telefonat Obamas mit
Merkel wird unüblich deutlich zitiert: Obama „wertschätze die Führungsrolle
der Kanzlerin im Umgang mit der Migrationskrise“. Merkel überspielt
geschickt ihre Überraschung und unterscheidet fortan in gute syrische
Flüchtlinge und jene, die nach ihren Erklärungen ruhig auch mal weinen
dürfen. Unterdes meldet der israelische Geheimdienst Mossad, die Russen
bereiteten eine Stationierung von Kampfflugzeugen in Syrien vor. Das
kommentieren US-Quellen ambivalent: Außenminister Kerry telefoniert
„alarmiert“ mit Kollege Lawrow, sein Sprecher hingegen begrüßt einen
Beitrag „der Russen im Kampf gegen IS“.
Kurz: Derzeit scheint in Syrien alles möglich, von endlosem Gemetzel über
eine Eskalation bis hin zum Kriegseintritt einer internationalen Allianz.
Da scheint es schon klug, sich auf humanitäre Hilfe zu verlegen und im
Ernstfall drauf verweisen zu können. – Okay, das Foto ist deutlich
berührender und wirksamer.
Ungarns Regierungschef Orbán lässt die Flüchtlingskrise in seinem Land
bewusst eskalieren und spricht von einem „deutschen Problem“. Haben wir da
was nicht kapiert?
Mag sein, auch Orbán bezieht sich darauf, dass Obama die Deutschen zum
Zivildienst eingezogen hat. Für seine Fans ist Gepöbel eitel Wohlklang, und
wenn er später dem Druck der EU nachgibt, besser mit Flüchtlingen
umzugehen, kann er es teuer verkaufen. Zynisches Kalkül. Wenn die EU
Mitgliedsländer nicht je nach Irrsinn ihrer Regierungschefs rausschmeißen
kann – Berlusconi, Orbán –, wird sie einen strengeren Comment benötigen.
Vielleicht zwangsgratuliert Obama bald mal Merkel zur Idee eines
europäischen Grundgesetzes.
Derweil zünden einige Deutsche weiterhin munter Flüchtlingsheime an. Sind
sie rechte Terroristen?
Im Juli präsentierte der Verfassungsschutz seinen Jahresbericht, wonach er
„im Islamismus die größte Bedrohung“ sehe. Innenminister de Maizière
sekundierte, auch die „Verrohung der Linksextremisten“ bereite ihm Sorge.
Bei nüchterner Betrachtung der realen Lage müssen wir uns für die beiden
fantasievollen Kumpels ein Land mit passender Bedrohungslage suchen –
dieses hier ist es offenkundig nicht. Ohne Wortklauberei: Brandstiftungen,
gewaltbereite Demos, Aufforderungen zu Straftaten üben Terror aus; ob die
Täter Terroristen sind, ist damit nicht gesagt.
Die Terroristen vom IS sprengen in Palmyra fröhlich einen antiken
Kulturschatz nach dem anderen in die Luft. Was finden die bloß an alten
Gemäuern so schlimm?
Okay, einmal muss es ja doch sein: Die SED riss den Hohenzollernpalast weg,
Neodeutschland stellt ihn wieder hin, zwischendurch wurde die Volkskammer
zerniert. Und wer sucht, findet reichlich Beispiele für das, was es ist:
Siegerarchitektur. Über die Denke können wir uns schlecht erheben.
Laut einem UN-Bericht könnte der Gazastreifen im Jahr 2020 unbewohnbar
sein. Wo sollen die denn dann noch hin?
Das Traurigste an dem Bericht ist nicht der Bericht. Sondern Reaktionen,
die auf palästinensische Terroranschläge, Steuerrückstände, die Intifada
verweisen und so Israels Politik rechtfertigen wollen. Der Bericht fragt
nach den Menschen, manche Antwort kommt ohne sie aus.
Donald Trump, Präsidentschaftskandidatenkandidat der Republikaner, tadelt
Konkurrent Jeb Bush: Der hatte spanisch geantwortet auf eine spanisch
formulierte Frage. Übersetzen Sie?
Freue mich auf Trumps ersten Besuch in Berlin, wenn er lospöbelt „I am not
a fucking Berliner!“. Oder „Mr. Gorbatschow, learn english gefälligst!“
Am 9. September wird die Queen 63 Jahre im Amt sein. Noch nie hat jemand
länger in England regiert. Was können wir von ihr lernen?
Prinz Phillip geht seit 63 Jahren drei Schritte hinter ihr. Würde sie zum
Islam konvertieren, täte sie etwas für den Weltfrieden.
Und was machen die Borussen?
Götze, Gündogan, Hummels, Lewandowski, Blaszcykowski : Die halbe legendäre
BVB-Elf auf dem Platz bei Deutschland – Polen. Hochklassige Partie. Klar.
6 Sep 2015
## AUTOREN
Friedrich Küppersbusch
## TAGS
Barack Obama
Queen Elizabeth II.
Unterbringung von Geflüchteten
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Horst Seehofer
St. Pauli
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